Last Bastion

„Sie umzingeln läuft wohl nicht.“ J. R.

„Last Bastion“ ist eine überarbeitete Version des Spiels „Ghost Stories“ und bietet ein herausforderndes, kooperatives Vergnügen für einen bis vier Spieler ab vierzehn Jahren und dauert ca. 45 Minuten. Diese Packungsangaben kann ich durchaus nachvollziehen, wobei die Spielzeit für Neulinge natürlich etwas optimistisch kurz angegeben ist. Allerdings kann eine Partie je nach Erfahrung auch deutlich kürzer sein. Und bei einer geringen Frusttoleranz empfiehlt es sich durchaus, den leichten Schwierigkeitsgrad zu wählen und lieber mit vier als mit zwei Helden in den Kampf zu ziehen. So hat man auch als Anfänger eine Chance, kann vielleicht sogar keinen Sieg davontragen.

Der Autor Antoine Bauza zeichnet sich nicht nur für „Ghost Stories“ und „Last Bastion“ verantwortlich, sondern auch für „7 Wonders“ und „Hanabi“ sowie die neueren Werke „Draftosaurus“ und „Victorian Masterminds“.

Das Material

Nach dem Öffnen der Box und der Entnahme der Regeln, fallen sofort die Miniaturen für die insgesamt acht Charaktere sowie die Accessoires ins Auge. Die neun Plättchen der Burgverteidigung, die Burgmauern, die vier Angreiferzonen und die Charaktertafeln bilden das variable Spielfeld. Einige Karten bilden den Stapel der angreifenden Armeen der Finsternis und es gibt noch Würfel und Pappmarker. Besonders hervorzuheben sind noch schwarze Gummischädel. Diese bilden eine der besonderen Gefahren des Spiels und haben den Zweck, bedrohlich auf dem Spielfeld zu stehen und die nahende Niederlage der Helden anzukündigen. Bedrohlich fand ich insbesondere den Geruch, den sie mit Sicherheit ungewollt verströmen.



Die Karten zeigen dämonischen Horror im Comicstil. Auch wenn das Spiel bezüglich der Komplexität das empfohlene Alter von 14 Jahren nicht rechtfertigt, tun es die Illustrationen dafür umso deutlicher. Der Stil zieht sich durch das gesamte Design und verleiht dem Spiel ein besonderes Flair, dem ich einiges abgewinnen kann. Wirklich schön und gruselig. Das Spiel verfügt über einige Symbole, die es zu lernen gilt, und tatsächlich hatte ich damit so meine Schwierigkeiten. Auch ansonsten hat die Anleitung so ihre Tücken, obwohl das Spiel eigentlich nicht besonders komplex ist. Dennoch gab es immer wieder Situationen, wo wir etwas nachschlagen mussten und die passende Stelle nicht auf Anhieb in den Regeln finden konnten. Das ist natürlich schade, weil es in den ersten Partien immer wieder den Spielfluss unterbricht.

Das Spiel

Während des Aufbaus suchen sich die Spieler je einen Helden aus. Es gibt acht Stück zur Auswahl, wobei jeder Charakter eine individuelle Spezialfertigkeit besitzt. Dann wird die Burg aufgebaut, die in einem Raster mit drei mal drei Orten zusammengefügt wird. Die Aufgabe der Helden ist die Verteidigung der letzten Bastion. Von jeder Seite stürmen Massen an Monstern darauf ein, und nur wenn die Helden ihre Fähigkeiten und die Möglichkeiten der Burg optimal nutzen, haben sie überhaupt eine Chance zu überleben. Mit jedem Zug eines Helden wird eine neue Kreatur vom Stapel gezogen und vor den Burgmauern platziert. Dann darf der Held sich bewegen, einen Angriff ausführen oder die Fähigkeiten seines Ortes nutzen und dann ist auch schon der nächste Held an der Reihe. Somit füllen sich die Reihen der Angreifer ständig, wenn man sich nicht um sie kümmert. Wird eine Seite zu stark belagert, treten unschöne Effekte ein, die das Überleben zusätzlich erschweren. Außerdem haben auch die Angreifer oftmals Fähigkeiten, die es immer wieder abzuwehren beziehungsweise zu kompensieren gilt.



Verliert man nicht vorher, erscheint irgendwann der Oberboss. Dieser wird beim Spielaufbau zufällig aus einer ganzen Reihe verschiedener Oberbösewichter ausgewählt und ist eine stärkere Version der ohnehin oft nicht gerade einfach zu besiegenden Gegner. Wird er gezogen, hat man noch einige wenige Runden Zeit, ihn zu besiegen, oder die Burg wird endgültig überrannt und die Verteidiger haben ihre letzte Schlacht verloren.

Der Kampf gegen die Kreaturen ist sehr einfach gestrickt. Jedes Monster ist einer Farbe beziehungsweise einer Art Element zugeordnet und seine Stärke zeigt sich durch die Anzahl dieser Symbole auf der Kreaturenkarte. Greift ein Held an, nimmt er die beiliegenden Spezialwürfel zur Hand und würfelt. Erreicht er damit auf einmal die notwendige Anzahl der Symbole, ist das Monster besiegt und eventuell bekommt die Gruppe einen kleinen Bonus. Schafft er es nicht, passiert jedoch nichts und im nächsten Versuch muss wieder die volle Stärke des Gegners überwunden werden. Dabei können die Helden Gegenstände sammeln, die den Würfelwurf erleichtern, gemeinsam antreten und sich auch Trophäen verdienen, die ihnen Sonderaktionen ermöglichen.



Man brauch sich hier keiner Illusion hinzugeben. Das Spiel ist schwer und solo oder zu zweit eher selten zu schaffen. Mit ein wenig Pech kann ein Spiel hier mitunter schon nach wenigen Zügen verloren sein. Stehen den Monsterhorden jedoch vier Helden gegenüber, sieht das schon ein wenig anders aus und die Herausforderung wird ein wenig leichter. Langeweile wird aber auch dann nicht aufkommen, wenn man einige mal gewonnen hat, denn natürlich kann man den Schwierigkeitsgrad justieren und sich immer stärkeren Horden der Dunkelheit stellen.

Die Zufälligkeiten, mit denen die Spieler zu kämpfen haben sind enorm. Man kann nie wissen, wo ein Monster platziert wird, welche Fähigkeit es haben wird und ob die Würfel den Verteidigern gewogen sind. Also muss genau abgewogen werden, welche Risiken eingegangen und welche Brandherde bekämpft werden. Dabei bietet das Spiel genügend Optionen, um darüber nachzudenken, und auch genügend Möglichkeiten, Fehler zu machen und eine schnelle Niederlage herbeizuführen. Ein Sieg ist nur dann möglich, wenn zusätzlich zu möglichst glücklichen Fügungen auch die richtigen Entscheidungen getroffen werden.



Fazit: Endlich mal ein kooperatives Spiel, das man nicht jedes Mal gewinnt. Die verschiedenen Helden sorgen für Abwechslung und führen durch die verschiedenen Fertigkeiten zu diversen Möglichkeiten günstige Kombinationen zu finden. Etwas kritischer sehe ich die schlechte Ausgewogenheit für verschiedene Spielerzahlen. Hier hätte man überlegen können, den Mechanismus vom Vorgänger zu nutzen, damit es weniger Verteidiger nicht so schwer haben. Am Glücksfaktor solcher Spiele scheiden sich ja häufig die Geister, weswegen mir eine Bewertung an dieser Stelle schwerfällt. Für mich persönlich sind es ein paar zu viele Faktoren, die ich kaum oder auch gar nicht beeinflussen kann. Dennoch kann ich dieses Spiel jedem ans Herz legen, der bei der Wahl seines nächsten Brettspiels nach einigen der folgenden Stichwörtern sucht: Kooperativ, Herausforderung, Comic-Stil, Fantasy, Tower Defence, Emotionsgeladen, Würfelschlacht.

Last Bastion

Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 14 Jahren
Antoine Bauza
Asmodee 2019
EAN: 5425016923375
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 44,99

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