Kavango

Bei „Kavango“ begebt ihr euch mitten in eins der faszinierendsten Naturschutzgebiete Afrikas. Über drei Runden hinweg übernehmen ein bis vier Spielende die Rolle von Naturschutzexpertinnen und -experten, die ein eigenes Reservat aufbauen, erforschen und schützen. Ziel ist es, ein funktionierendes Ökosystem zu schaffen, in dem Pflanzen, Tiere und Schutzmaßnahmen sinnvoll ineinandergreifen – und dabei möglichst viele Punkte zu sammeln.

von Sabrina

Zum Spiel

Das Spiel enthält 4 Tableaus, 4 Reservate, 4 Tierfiguren, 300 Karten, 140 Geldmarker, 16 Check-Marker, 8 Zählchips, 4 Kurzübersichten sowie 1 Spielanleitung.

Zu Beginn bekommt jede Person ein eigenes Reservat-Tableau, etwas Startkapital sowie einen Spezialisten mit einer individuellen Fähigkeit. Dazu gesellen sich erste Tiere, die zunächst in der Auffangstation untergebracht werden – ein Hinweis darauf, dass in „Kavango“ nichts überstürzt geschieht. Bevor Elefant, Löwe oder Giraffe einziehen dürfen, müssen ihre Lebensbedingungen stimmen. Genau darin liegt der strategische Kern des Spiels.

Zu Beginn jeder Runde erhält jede Person einen individuellen Handkartensatz, der sich aus verschiedenen Kartentypen zusammensetzt. Bei drei bis vier Personen sind es zwölf Handkarten. Diese setzen sich je nach Runde unterschiedlich zusammen: Zu Beginn dominieren Produzenten wie Gräser, Bäume oder Fische, die die Basis des Reservats bilden, sowie vergleichsweise anspruchslose Tiere. Ab der zweiten Runde kommen Tiere mit höheren Anforderungen an Nahrung und Schutz hinzu. In der dritten Runde werden keine Produzenten mehr ausgeteilt, stattdessen konzentriert sich alles auf anspruchsvolle Tierkarten. Das macht eine gute Planung unerlässlich. Ergänzt werden die Handkartensätze durch Aktionskarten.

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Gespielt wird mithilfe eines Draft-Mechanismus über drei Runden mit jeweils zehn Zügen. Alle wählen ihre Karten simultan aus, spielen sie aus oder werfen sie ab, um Geld zu erhalten. Anschließend werden die restlichen Karten weitergereicht. Wer die Voraussetzungen zum Ausspielen eines Tieres nicht erfüllt, muss dieses zunächst in der Auffangstation parken oder es abwerfen. Die Tiere benötigen als Lebensgrundlage unterschiedliche Voraussetzungen, die auf den Karten angegeben sind – etwa bestimmte Produzenten, Futtertiere oder Schutzstufen.

Ergänzt wird das Kartenspiel durch Forschungsaufgaben, die offen ausliegen und während der Züge jederzeit erfüllt werden können. Sie belohnen gezieltes Spielen mit Geld und Punkten und sorgen dafür, dass sich die Reservate der Spielenden sehr unterschiedlich entwickeln. Geld wiederum ist nötig, um in Schutzmaßnahmen zu investieren: Habitat- und Wildtierschutz sichern die eigenen Tiere ab, während der Klimaschutz gemeinschaftlich funktioniert und allen zugutekommt – ein bewusst gesetzter (kleiner) kooperativer Aspekt in einem ansonsten kompetitiven Spiel.

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Nach drei Runden endet die Aufbauarbeit und es wird abgerechnet. Gewertet werden die Tiere im eigenen Reservat, erfüllte Forschungsaufgaben sowie erreichte Umweltschutzpreise und Boni aus Spezialfähigkeiten. Wer sein Reservat am ausgewogensten entwickelt und ökologische Zusammenhänge clever genutzt hat, geht als Siegerin oder Sieger hervor.

Kleine optionale Regeln, wie das Hinzunehmen von Zielkarten, bringen zusätzliche Varianz ins Spiel. Außerdem kann vor Spielbeginn entschieden werden, mit wie viel Startkapital gestartet wird, um den Schwierigkeitsgrad zu variieren oder erfahrenen Spielenden eine größere Herausforderung zu bieten.

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Wer alleine spielt, muss nicht auf das strategische Ökosystem verzichten: Der Solomodus von „Kavango“ simuliert die Konkurrenz durch einen virtuellen Mitspieler, der automatisch Karten ausspielt. Ziel bleibt dasselbe – über drei Runden hinweg ein möglichst gut funktionierendes Reservat aufzubauen und viele Punkte zu sammeln.

Eindruck vom Spiel

Die Anleitung ist sehr verständlich geschrieben und sollte niemandem Kopfzerbrechen bereiten. In einem zweiseitigen Appendix wird zusätzlich Hintergrundwissen zum Spiel vermittelt, was mir besonders gut gefällt – nicht nur als allgemeine Wissenserweiterung, sondern auch, um besser zu verstehen, warum bestimmte Mechaniken gewählt wurden. Hilfreich sind die 4 Kurzübersichten.

Die Farbwahl bei „Kavango“ ist sehr stimmig, ebenso die Illustrationen der Karten mit kurzen, lehrreichen Informationen zu Pflanzen und Tieren. Das Material wirkt hochwertig, und dank der enthaltenen Double-Layer-Boards verrutscht nichts auf dem Tableau.

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Zugegeben, „Kavango“ spielt sich recht solitär. Zum einen, weil man sich stark auf das eigene Reservat konzentriert, zum anderen, weil es keinen direkten Wettlauf um die Forschungsaufgaben gibt. Mich persönlich stört das nicht, es könnte aber nicht jedermanns Sache sein. Abmildern lässt sich das, indem man die Karten nicht simultan, sondern nacheinander ausspielt und so besser im Blick behält, was die anderen vorhaben. Der Draft-Mechanismus gefällt mir hier sehr gut, bringt aber seine typischen Stärken und Schwächen mit sich: Man muss im Auge behalten, welche Karten noch im Umlauf sind, und kann mitunter Pech bei den zurückkommenden Karten haben. Genau das sorgt aber auch für Spannung. Die Spieldauer bleibt durch diesen Mechanismus angenehm kurz, die Downtime gering.

Der Wiederspielreiz ist für mich definitiv gegeben. Eine kurze Spielzeit von unter einer Stunde, immer neue Kartenkonstellationen, wechselnde Forschungsaufgaben und optionale Ziele machen Lust auf weitere Partien. Gerade wenn es nicht zu komplex sein soll, ist „Kavango“ eine sehr gute Wahl. Die optionalen Zielkarten würde ich grundsätzlich empfehlen, da sie zusätzliche Orientierung und weitere Punktmöglichkeiten bieten.

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Aus meiner Sicht spielt sich „Kavango“ mit jeder Personenzahl gut. Zu zweit steigt die Planbarkeit erheblich. Zu viert benötigt man dagegen viel Platz, da kann es eng werden, wenn kein entsprechend großer Tisch zur Verfügung steht.

Zu guter Letzt: „Kavango“ wurde umweltfreundlich in Deutschland produziert, alle Holz- und Papiermaterialien sind FSC-zertifiziert. Das passt hervorragend zu einem Spiel, das sich dem Schutz unseres Planeten widmet und sollte eigentlich Standard werden.

Fazit: „Kavango“ ist ein leichtes Kennerspiel mit Draft-Mechanismus, das schnell erklärt und verstanden ist, dabei aber dennoch Planung und vorausschauendes Denken fordert. Es spielt sich flott, wenn auch eher solitär. Für mich ist es ein Spiel, das ich jederzeit gerne mitspiele und das einen festen Platz im Spielregal behält.

Kavango 
Brettspiel für 1 bis 4 Spielende ab 10 Jahren
Matt Brown, Zara Reid
Schmidt Spiele 2025
EAN: 4001504494667
Sprache: Deutsch 
Preis: 54,99 EUR 

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