von Amel

Dieser erste „John Carter“-Roman von E. R. Borroughs (Erfinder von „Tarzan“) ist sicherlich der Bekannteste der Reihe. Er wurde mehrfach verfilmt, beispielsweise von Disney. In der Geschichte versteckt sich John Carter in einer Höhle auf der Erde und erwacht auf dem Mars. Dort wird er sofort von den grünen Marsianern gefangen genommen, einem großen, kriegerischen Volk, dem Mitgefühl und Freundschaft fremd sind. Weil er an die Schwerkraft der Erde gewöhnt ist, hat John Carter hier auf dem Mars riesige Kräfte und kann extrem hoch und weit springen. Obwohl er ein Gefangener bleibt, kann er sich Respekt verdienen, indem er mächtige Krieger im Kampf tötet. Er lernt die Mars-Prinzessin Dejah Thoris kennen und verliebt sich. Er rettet sie schließlich aus der Gefangenschaft. Sein Einfluss auf den Mars ist groß. Manche lernen, was Freundschaft bedeutet, er rettet den Mars vor Sauerstoffmangel und heiratet schließlich Dejah Thoris.

Der Mars der Dotar-Sojat-Ära ist seit Tausenden von Jahren unverändert. Immerwährender Krieg und der Kampf ums Überleben bestimmten das Dasein. Zusammenarbeit zwischen den Völkern ist unbekannt. Vieles davon ändert John Carter. Da es aber auch seine ersten Schritte auf dem Mars sind – und mit ihm die ersten Schritte des Lesers –, sind viele Geheimnisse noch verborgen. Das macht diese Ära einerseits sehr einfach für den Spielleiter, der sich praktisch ausdenken kann, was er will. Andererseits macht es das Spiel auch schwieriger, denn jede Entscheidung und jede Handlung der Spieler kann Auswirkungen auf die Zukunft des Mars haben, was die Geschichte immer weiter von späteren Bänden der Buchreihe entfernt. Ob man sich überhaupt an der Handlung der Romane orientieren will, ist sicherlich diskussionswürdig, da das Rollenspiel jedoch auf diesen basiert, sollte man zumindest darüber nachdenken.

Das Buch beginnt nach der Einleitung mit einer Zusammenfassung der Handlung des Romans. Das Kapitel gefällt mir außerordentlich gut, denn nicht nur wird Kapitel für Kapitel die Handlung rekapituliert, sondern auch jeweils ein Tipp beziehungsweise eine kurze Betrachtung des Kapitels für den Spielleiter beigefügt. Ich habe vor kurzem den Roman gelesen (weshalb ich mich gern für die Rezension gemeldet habe, als sie angeboten wurde), da jedoch viele Inhalte darin angesprochen werden, ist auch für mich diese Zusammenfassung sehr nützlich.

Anmerkung am Rande: Die zurzeit verfügbare Übersetzung des Romans ist mäßig. Man kann sie lesen, jedoch sind auf fast jeder Seite Fehler, fehlende und doppelte Worte und Sätze, die man aus diesem Grund doppelt lesen muss. Mir hat das den Spaß an dem Buch nicht verdorben, aber eine professionelle Arbeit stelle ich mir anders vor.

Nach diesem gelungenen Kapitel folgen spezifischere und vor allem rollenspieltypischere Informationen. „Peoples of the Era“ beschreibt neue und alte Regeln für die Völker des Buchs (rote und grüne Marsianer und Menschen, die von der Erde kommen). Die Regeln im Grundregelwerk werden ergänzt und spezifiziert. „Champions of the Era“ befasst sich mit den wichtigen Personen des Buchs, einschließlich Hintergrund und Werten. Charaktere, die bereits im Grundregelwerk beschrieben sind, aber an diese Ära angepasst werden müssten, werden ebenfalls betrachtet. Für Spielleiter, die sich durch ihre Version des Romans bewegen wollen, ist das Kapitel sehr informativ. Wem die Romanhandlung egal ist, der findet auch im folgenden Kapitel „Mysteries of Barsoom“ spannende Informationen. Ausrüstung, Technologie und neue Kräfte werden beschrieben. Immer wieder gibt es (nicht nur in diesem Kapitel) allgemeine Anmerkungen, die das Buch in Hinblick auf das Rollenspiel analysieren. Ich fand die Beschreibung der mysteriösen Orte des Mars besonders spannend, die ebenfalls in diesem Kapitel zu finden sind.

Der Spielleiter findet viele spannende Tipps in „Narrating the Dotar Sojat Era“. Eine Analyse der verschiedenen Themen der Ära hilft, sie spielerisch einzufangen. Eine Seite bietet die Zusammenfassung einer möglichen Kampagne. Diverse Abenteuerideen (je zwei auf einer Seite) gibt es ebenfalls. Gut gefallen hat mir eine drei Seiten lange Liste mit regionalen und regionsübergreifenden „Events“: Handlungselemente, die die Spielleitung in die normalen Abenteuer einfügen kann, um den Blick der Spieler über den Tellerrand hinaus zu lenken.

Ein großes Kapitel erweitert die Regeln für die „Airships of Mars“. Das Grundregelwerk beschreibt bereits Regeln, doch die hier vorliegenden sind detaillierter. Ob mehr Details nötig sind, muss jede Gruppe selbst entscheiden, wer jedoch Interesse an so etwas hat, findet hier viel Material. Das Kapitel „Achievements and Deeds“ erweitert das „Renown System“ im Grundregelwerk.

Fazit: „Dotar Sojat Era“ liefert eine detaillierte Analyse von „A Princess of Mars“, dem ersten Barsoom-Roman, in Bezug auf das Rollenspiel. Besonders wenn man den Roman kennt (aber auch wenn man das nicht tut) beschreibt das Buch eine bestimmte Herangehensweise an das Spiel, bietet Themen, Ideen und Details für eine Kampagne. Mir hat das Buch viel Spaß gemacht.

John Carter of Mars – Dotar Sojat Era Supplemental Rulebook
Quellenbuch
Jack Norris, Jason Brick
Modiphius 2020
128 S., Hardcover, englisch
Preis: GBP 28,00

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