Jenseits der Türme

Ganz ähnlich wie der Band „Jenseits der Mauern“, das Setting aus dem Grundregelwerk, Havena, um das Umland erweiterte, bemüht sich auch „Jenseits der Türme“ um eine Erweiterung – dieses Mal geht es aber um das in „Fasar: Brüchiger Frieden“ eingeführte, südaventurische Setting Fasar. Kann der Band überzeugen?

von André Frenzer

Während Fasar – und insbesondere jene Bereiche, welche für den schwelenden Streit zwischen Hund und Katz eine gewichtige Rolle spielen – im Ergänzungsband „Fasar: Brüchiger Frieden“ ausführlich beschrieben wurden, widmet sich der vorliegende Band dem weiteren Fasarer Umland. Wie auch in „Jenseits der Mauern“ wurde dabei größtenteils die „Ingame“-Beschreibung, welche für das Grundregelwerk gewählt wurde und zumeist aus der Sicht erzählender Erwachter stattfand, nicht weiter übernommen. Stattdessen finden sich in „Jenseits der Türme“ zwar zahlreiche Zitate dort ansässiger Katzen und Hunde wieder, der Großteil des Textes ist jedoch aus der Vogelperspektive verfasst.

Zunächst einmal widmet sich der Band grob dem Leben der Erwachten im Umland von Fasar. Während Fasar vom schwelenden Konflikt zwischen Hundeclans und Katzenrudeln dominiert wird, ist das Leben jenseits der Türme so rau, dass man auf solche Streitigkeiten wenig wert legt. So wirft der Band einige Schlaglichter auf interessante Stätten, die sich im Fasarer Umland befinden und die sich von der Tonalität deutlich vom Settingband abheben. Daran anschließend werden gleich vier besondere Orte ausführlich beschrieben, welche für die Erwachten eine besondere Rolle spielen. Zuerst wäre dort Ras’Lamasshu, jene von einer Sphinx regierten Stadt, in der die Katzen auch schon vor dem Erwachen die heimlichen Herrscher waren. Weiter geht es zu den Ruinen von Zhamorrah, einer uralten Stadt, welche schon viele verschiedene Herrscher gesehen hat. In ihren Überresten verbergen sich zahlreiche Geheimnisse aus den vorhergehenden Zeitaltern und früheren Generationen Erwachter.

Als nächstes wird die unwirtliche und lebensfeindliche Wüste Gor näher ins Auge gefasst. Während die Wüste selbst zwar höchst gefährlich und kaum eine Reise wert ist, so sind zwei besonders interessante Orte doch eine nähere Beschreibung wert. Einerseits wäre da Borbarads verfallende Festung, welche so manches Geheimnis aus den Magierkriegen birgt. Und zum anderen wäre da das Wrack des Sternenwagens, auf dem Borbarads Feste erbaut wurde – ein waschechtes Raumschiff inklusive Maschinenmenschen und fremden, intelligenten Spezies. Gerade die letzten beiden Locations entfernen sich deutlich von dem märchenhaften Kolorit vieler anderer „Die Schwarze Katze“-Settings, sind aber vielleicht auch gerade deswegen so eine erfrischende Abwechslung.

Abgerundet wird der Band mit einem bunten Strauß neuer Regeln. So finden sich Regeln, um erwachte Al’Shukhur zu spielen, nomadische Erdwölfe, die auf Echsen reitend entlang der gorischen Wüste leben. Außerdem finden sich neue Rassen und Kulturen, Regeln, ein paar neue Kreaturen – insbesondere aus der gorischen Wüste – und ein paar neue magische Gegenstände in dem Band wieder. Gerade die Mischung unterschiedlichster Thematiken macht „Jenseits der Türme“ genauso wie das Havener Gegenstück „Jenseits der Mauern“ zu einem wirklich interessanten Band. Er erweitert das Fasar-Setting um interessante Aspekte und gerade die außergewöhnlicheren Locations und die neuen Regeln bieten auch Spielenden, die mit Fasar eher weniger anfangen konnten, eine Menge Anreize, dennoch einmal den aventurischen Süden zu erkunden. Das macht „Jenseits der Türme“ zu einer wertvollen Ergänzung.

Die Optik des Quellenbandes entspricht den bisher erschienen Publikation. Wieder sind es insbesondere die Illustrationen, welche die doch recht ungewöhnliche Welt der „Schwarzen Katze“ lebendig werden lassen. Diese sind weiterhin auf einem angenehm hohen Niveau. Das Layout ist übersichtlich, und auch das Korrektorat und Lektorat haben eine gute Arbeit geleistet. Technisch gibt es damit abermals nichts zu meckern.

Fazit: „Jenseits der Türme“ ist eine gelungene Erweiterung des Fasar-Settings. Für „Die Schwarze Katze“-Spieler, die einmal ein wenig Abwechslung von Fasar suchen, ist der Band uneingeschränkt zu empfehlen. Dank neuer Kreaturen und Ergänzungsregeln ist der Band aber schlussendlich für jeden Spielleiter der „Schwarzen Katze“ einen Blick wert.

Jenseits der Türme
Quellenband
Johannes Kaub, Jens Ullrich
Ulisses Spiele 2021
ISBN: 978-3-96331-713-2
64 Seiten, Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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