Here to Slay

Wollt ihr für einen Moment in die Rolle eines Tieres mit übernatürlichen Kräften schlüpfen? In dem Kartenspiel „Here to Slay“ könnt ihr zwischen einem Waldläufer, einem Barden, einem Magier, einem Dieb, einem Kämpfer und einem Wächter wählen – in Tiergestalt. Knüpft Freundschaften mit tierischen Helden, um die Gefahren zu bezwingen. Wem gelingt es, drei Monster zu besiegen oder ein Team aus jeder der sechs Klassen zu bilden?

von Daniel Pabst

Das Kartenspiel „Here to Slay“ stammt von Ramy Badie. Dieser ist sowohl Autor als auch Zeichner des bunten, kompetitiven Kartenspiels für zwei bis sechs Abenteurerinnen und Abenteurer ab zehn Jahren. Badie kennt so manche und mancher vielleicht durch sein populäres Einhornspiel „Unstable Unicorns“ oder das erst kürzlich veröffentlichte Spiel „Happy Little Dinosaurs“ (alle in Deutsch erhältlich beim Spieleverlag Asmodee).

In der überschaubaren Schachtel von „Here to Slay“ befinden sich 115 normalgroße Karten, 6 übergroße Anführerkarten, 15 übergroße Monsterkarten, 6 Spielhilfen, 2 sechsseitige Würfel und 1 Spielanleitung. Die Anleitung ist schnell gelesen, und das Spiel ist rasch aufgebaut und erklärt. Die Siegbedingung lautet: Bezwinge zuerst drei Monster oder stelle eine Gruppe von sechs verschiedenen Klassen zusammen. Auf geht’s!

Zu Beginn des Spiels wählen alle Mitspielenden eine der sechs übergroßen Anführerkarten. Zudem bekommt ihr eine Spielhilfe ausgeteilt. Jede der Anführerkarten hat eine eigene Spezialfähigkeit und Klasse. Von den Klassen gibt es insgesamt sechs verschiedene: Waldläufer (grün), Barde (orange), Magier (lila), Dieb (blau), Kämpfer (rot) und Wächter (gelb). Zusätzlich ziehen alle je fünf Karten vom Unterstützungsstapel. In diesem Stapel befinden sich unter anderem Helden, Gegenstände und Zauber.

Wer am Zug ist, hat drei Aktionspunkte, die in beliebiger Kombination ausgegeben werden können. Für einen Aktionspunkt kann eine Karte gezogen werden, eine Karte ausgespielt werden oder der Effekt eines Helden verwendet werden. Für zwei Punkte darf eines der drei offen ausliegenden Monster herausgefordert werden. Für drei Punkte dürfen alle Handkarten abgeworfen und fünf neue Karten vom Unterstützungsstapel gezogen werden. So spielt ihr reihum, rekrutiert Helden, aktiviert deren Effekte und verstärkt sie mit Gegenständen.

Damit das nicht langweilig wird, hat sich Ramy Badie so manches einfallen lassen. Zum Beispiel bedarf es immer etwas Glück, da die Heldeneffekte und Angriffe durch die beiliegenden Würfel erzielt werden müssen. Mittels Modifikationskarten, die im Unterstützungsstapel liegen, können Würfelergebnisse reduziert oder erhöht werden. Und mittels Herausforderungskarten können gegnerische Karten herausgefordert werden. Hat der Herausforderer dabei Erfolg, so muss der Gegner eine Karte (oftmals einen Helden) aus der Auslage ablegen. Die flauschigen Wesen sind also gar nicht immer so niedlich, wie sie aussehen …
 
Wo wir beim Aussehen der Tiere sind, bedarf es eines kurzen Lobs. Denn dieses Kartenspiel besticht insbesondere durch seine Illustrationen. Da tut es umso mehr weh, wenn man einen putzigen Helden „opfern“ muss. Auch die Würfel sind positiv hervorzuheben, da sie ans Spieldesign angepasst wurden (statt einer Eins gibt es das „Ein-horn“). Dass die Anführerkarten und Monsterkarten übergroß sind, spielt dem positiven Spieldesign in die Karten. Ist das Ganze vielleicht ein „Munchkin“ (Pegasus Spiele) mit süßen Tierchen?

Auf jeden Fall gibt es Parallelen zu „Munchkin“. Die Illustrationen sind bei „Here to Slay“ aber familienfreundlicher. Auch werden keine Türen eingetreten und Schatzkammern geplündert. Dennoch kann es passieren, dass Kindern bei diesem Spiel die Tränen in die Augen schießen – zum Beispiel wenn ein Held plötzlich herausgefordert wird und aus der eigenen Spielauslage wandern muss. Nichtsdestotrotz ist „Here to Slay“ für Familien geeignet. Am Besten spielt man es übrigens mit mehr als zwei Spielenden. Denn der Kampf zu zweit entwickelt sich schnell zu einem Glücksspiel, bei dem derjenige gewinnt, der besser zieht oder würfelt. Die optimale Spieleranzahl liegt bei drei oder vier Mitspielenden, da hier mehrere Gegner zur Auswahl stehen.

Wer neben den sechs Anführern dieses Grundspiels nach Abwechslung sucht (ohne direkt eine Erweiterung kaufen zu müssen), dem sei das Online-Tool von „Here to Slay“ zur Erstellung eigener Helden empfohlen: www.unstablegames.com/community-cards/here-to-slay. Dort findet man unzählige bereits von der Community kreierte Helden, oder man baut sich einfach ein eigenes Wesen! Genug Anregungen gibt es allemal.

Fazit: Die phantastischen Tiere versprühen von Beginn an gute Laune. Dadurch ist das Spiel sehr zugänglich. Für Taktiker oder Optimierer ist dieses Kartenspiel allerdings nicht geeignet, da die Karten nicht ausbalanciert sind. Aber dafür wurde es nicht entworfen. Ausschlaggebend ist der Spaß am Kartenziehen, am Heldenfinden, an guten Würfelergebnissen und am kurzweiligen „Ärgern“ der Mitspielenden. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Set-Sammeln – ähnlich eines Quartett-Spiels – der sechs Heldenklassen (also eher ein „Here to Stay“). Durch die bereits erhältliche Erweiterung und die Möglichkeit, seine eigene Kreativität bei der Kartenerstellung auszuleben, ist viel mehr möglich als dieses Grundspiel bietet. Daher kommt es sehr bald wieder auf den Tisch!

Here to Slay
Kartenspiel für 2 bis 6 Spieler ab 10 Jahren
Ramy Badie
Asmodee Spiele 2021
EAN: 3558380083863
Sprache: Deutsch
Preis: 29,99 EUR

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