Haus des Geldes – Das Spiel

Wofür stehen rote Overalls, Salvador Dalí, Origami-Tiere, ein Professor und jede Menge 50 Euro Geldscheine? Genau, es ist die Netflix Serie „Haus des Geldes“, basierend auf der spanischen Erfolgsserie „La Casa de Papel“. Bis zum Start der finalen 5. Staffel muss man sich zwar bis 2021 gedulden, kann sich dafür aber die Zeit mit dem bei Jumbo Spiele neu erschienenen Kartenspiel „Haus des Geldes – Das Spiel“ die Zeit vertreiben und versuchen, den größten Bankraub der Geschichte zu inszenieren oder ihn platzen zu lassen!

von Daniel Pabst

„Haus des Geldes – Das Spiel“ ist ein Kartenspiel für 4 bis 8 Personen ab 14 Jahren. Die Vertragsleitung übernahmen Isabelle Jeuge-Maynart und Ghislaine Stora. Für die Redaktion des Spiels zuständig war Marine Nouvel, Grafikdesign und Layout stammen von Claire Morel Fatio. Erschienen ist es im Oktober 2020 bei Jumbo Spiele GmbH, unter Lizenz von Netflix.

Was ist drin in dieser kleinen Spielschachtel? Das Spiel beinhaltet 13 Personen-Karten, 52 Aktionskarten, 1 Ergebnistafel und 1 rote Spielfigur sowie 1 Spielanleitung.

Die Personen-Karten sind aufgeteilt in 9 Gangster-Porträts, namentlich Tokio, Berlin, Denver, Rio, Moskau, Nairobi, Oslo und Helsinki und natürlich der Professor. Die restlichen Karten sind die 4 Geisel-Porträts mit Alison Parker, Arturo Román, Mónica Gaztambide sowie Raquel Murillo. Die Aktionskarten dagegen beinhalten 27 Geldscheinkarten, die 50 Euro Scheine darstellen sollen, und 25 Sabotagekarten, die einen Hammer aufgedruckt haben.

Ziel des Spiels ist es, angelehnt an die Netflix-Erfolgs-Serie, entweder Geldscheine zu drucken und mit diesen aus der spanischen Banknotendruckerei zu entkommen oder die Verbrecher-Bande auffliegen zu lassen, indem man als „Inspectora“ Raquel Murillo gemeinsam mit den Geiseln diesen Coup stoppt.

Das Material dieser kleinen Spielschachtel ist hochwertig verarbeitet, die Karten liegen gut in der Hand und besonderes Augenmerk liegt während des Spiels auf dem kleinen roten Spiel-Meeple (ein abgewandelter Carcassonne-Meeple mit einer weißen Maske), welcher als Zählstein für den momentanen Geldstand („Beute“) fungiert.



Ähnlich des bei Jumbo Spiele erschienen Netflix-Spiels „Haus des Geldes – Escape Game“ stellte sich vor dem Auspacken des Spiels die Frage: Ist das Spiel nur der Versuch, auf den „Zug einer Erfolgsserie“ aufzuspringen und diese in ein gewinnbringendes Spiel umzuwandeln? Vorab: Die Antwort fällt anders als bei „Haus des Geldes – Escape Game“ hier gemischt aus.

Das Spielsystem dieses Kartenspiels ist leicht erklärt: Es treten zwei Teams („Gangster“ und „Geisel“) gegeneinander an, sodass die Mindestanzahl an Spielerinnen und Spielern auch 4 Personen beträgt. Jede und jeder in diesem Spiel erhält zu Beginn eine verdeckte Porträt-Karte, die bestimmt, welche Rolle in dieser Partie eingenommen wird. Die Gangster gewinnen eine Partie, wenn sie am Ende der 5. Runde einen vorgegebenen Geldbetrag gedruckt haben. Bei 4 bis 6 Personen beträgt dieser Wert „2000“, bei 7 bis 8 Personen „2500“. Dabei stehen alle Beträge für „Millionen“. Gelingt dies nicht, so gewinnt die Gegenseite. So weit so einfach.

Zusätzlich zu den Porträt-Karten erhalten alle zu Beginn 5 verdeckte Aktionskarten. Alle Karten sind geheim anzusehen und müssen während der Partie gespielt werden. Eine Partie besteht aus 5 Runden, die je in folgende 5 Phasen eingeteilt sind: 1. Wahl der eigenen auszuspielenden Aktionskarte, 2. Diskussion, 3. Kartenauswahl durch den Spielleiter, 4. Ende der Runde und Ermittlung der Punktzahl, 5. Ernennung des nächsten Spielleiters.
Spielleiter in der ersten Runde wird laut Spielanleitung „Wer als Letzter eine Bank ausgeraubt hat“. „Wenn kein Spieler jemals eine Bank ausgeraubt hat, bestimmen die Spieler auf eine beliebige Art und Weise einen Spielleiter“.

Phase 1 besteht im Konkreten daraus, dass jede Spielerin oder jeder Spieler eine der eigenen Aktionskarten verdeckt vor sich auf den Tisch legt. Bevor eine Karte auf den Tisch gelegt wird, dürfen die Mitspielerinnen und Mitspieler jedoch laut Spielanleitung nicht miteinander reden! Das geschieht erst in Phase 2, in welcher diskutiert wird, welche Karten der „Spielleiter“ aufdecken soll. Hier soll also die Überzeugungskraft stattfinden, um das eigene Spielziel zu erreichen. Dann in Phase 3 werden die aufzudeckenden Karten ausgewählt durch den Spielleiter. Die vorgegebene Zahl der Auswahl beträgt bei 4 bis 6 Spielern: 3 Karten, bei 7 bis 8: 5 Karten. Die Karten, die nicht berücksichtigt werden sollen, werden unbesehen aus dem Spiel entfernt. In Phase 4 werden die ausgewählten Karten gemischt und dann aufgedeckt.

Da immer eine ungerade Anzahl an Karten aufgedeckt wird, kommt es immer zu einer Überzahl entweder von Sabotage- oder von Geldkarten. Die Kartenart, welche häufiger offen ausliegt, wird aktiviert. Der Gangster-Meeple wird entsprechend nach vorne oder hinten bewegt: Sind mehr Geldkarten ausliegend, so wird die Summe aller Geldkarten um „500“ erhöht und der Meeple entsprechend weit nach vorne bewegt. Das Geld wird weiter gedruckt. Gibt es hingegen mehr Sabotagekarten, so wird der Druck gestoppt und der Meeple um die Summe der auf den Sabotagekarten aufgedruckten Werte zurückbewegt. Anschließend wird der nächste „Spielleiter“ durch den vorherigen „Spielleiter“ bestimmt und das „Bluffen“ beginnt von vorne.



Hervorzuheben sind die Sonder-Fähigkeiten des „Professor“ und der „Raquel Murillo“: Zu bestimmten Zeitpunkten schließen alle Spielerinnen und Spieler ihre Augen und nur der jeweilige Charakter mit der Sonderfähigkeit darf die Augen öffnen und die spezielle Fähigkeit aktivieren. So darf am Ende der 2. Runde Raquel Murillo eine Karte ihrer Wahl, welche nicht vom Spielleiter ausgewählt wurde, sich anschauen und durch eine der durch den Spielleiter gewählten Karten austauschen. Hierdurch kann sie sicherstellen ihre eigene Sabotagekarten in das Deck des Spielleiters „einzuschleusen“ und für Chaos zu sorgen. Der Professor hingegen hat die Möglichkeit zu Beginn der 4. Runde eine Charakterkarte seiner Wahl zu betrachten. Damit ist er die einzige Person, die mit hundertprozentiger Sicherheit einen Verbündeten oder einen Feind demaskieren kann. Doch dieses Wissen sollte er nicht zu auffällig mit den Mitspielerinnen und Mitspielern teilen. Denn am Ende des Spiels darf Raquel noch einmal tippen, wer den Professor spielt und so noch einmal potenziell eine halbe Milliarde Euro („500“) retten.

Wo hat das Spiel Stärken? Wo scheint es „Nachbesserungsbedarf“ zu geben?

Zum einen ist das Thema von „Haus des Geldes“ mit den Porträts gut umgesetzt worden, wobei sich schon die Frage stellt, wieso die „Inspectora“ Teil der Geisel-Gruppe ist und warum auf den Aktionskarten, die zum Scheitern des Bankraubs führen, lediglich ein „Hammer“ aufgedruckt wurde. Klar kann mit einem Hammer eine Banknotendruckerei beschädigt werden, aber die Auswahl des Bildes wirkt – im Vergleich zu dem Handlungsverlauf der Netflix-Serie – ein wenig willkürlich. Eine Vielfalt anderer Motive hätte die Atmosphäre besser einfangen können. Zum anderen wirkt der Spielmechanismus etwas unausgereift. Wer die Social-Deduction-Spiele „The Resistance“, „Avalon“ oder „Tempel des Schreckens“ kennt, dem wird einiges bekannt vorkommen. Hier wird also ein Spiel präsentiert, bei dem man durch das „Mischen“ bereits bekannter Spielelemente versucht, „auf den Erfolgszug“ der Serie aufzuspringen.

Fazit: „Haus des Geldes – Das Spiel“ wirkt wie eine Kombination aus verschiedenen Social-Deduction-Spielen. Man hat sich an Klassikern inspiriert und mit kleinen Neuheiten garniert. Wer noch keine Spiele dieser Art kennt, dem wird der Einstieg mit anderen Spielen, wie beispielsweise dem Klassiker „Werwolf" einfacher fallen. „Haus des Geldes - Das Spiel“ kann dennoch empfohlen werden, wer bereits Spielerfahrung mit diesem Spielegenre hat und nach einem neuen Spiel sucht. Es gibt durchaus Feinheiten im Spiel zu entdecken. Das Spiel funktioniert auch in kleinen Gruppen ab 4 Personen, wobei es in größerer Besetzung zu mehr Durcheinander und Verwirrung führt. Wer Fan der „Haus des Geldes“ Serie ist, der wird die Figuren wiedererkennen, der Einstieg in die Brettspielwelt wird jedoch eher anhand „Haus des Geldes – Escape Game“ geraten. Dort wird das Thema der Hit-Serie thematisch realistischer umgesetzt und einem wird für sein Geld ein innovatives Spiel geboten.

Haus des Geldes – Das Spiel
Kartenspiel für 4 bis 8 Spieler ab 14 Jahren
Jumbo Spiele GmbH 2020
Isabelle Jeuge-Maynart, Ghislaine Stora u. a.
EAN: 8710126198025
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 15,99

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