Gruselkabinett 137: Aus finsterer Tiefe

Robert E. Howard ist in der Horror- und Gruselliteratur sicherlich kein Unbekannter, auch wenn sein Barbar Conan wohl der bekannteste Vertreter seines literarischen Erbes ist. Doch schon Lovecraft lobte Howards Gruselgeschichten – kein Wunder also, dass wir in der 137. Ausgabe des „Gruselkabinetts“ abermals auf Howard treffen.

von André Frenzer

Robert E. Howard ist nicht nur der berühmte Erfinder von „Conan, der Cimmerier“ oder „Kull von Atlantis“, sondern schrieb auch Western und Horrorgeschichten. Seine Brieffreundschaft zu H. P. Lovecraft übte dabei besonders auf das letztgenannte Genre einen nicht wegzudiskutierenden Einfluss aus. Mit „Aus finsterer Tiefe“ liegt nun die Hörspieladaption einer Geschichte vor, in der Howard Lovecrafts Furcht vor dem Maritimen aufgreift.

Wir schreiben das Jahr 1904. Schauplatz der Handlung ist das Fischerdorf Faring Town. Alles beginnt mit einer düsteren Vorahnung: Die junge Margeret bittet ihren Verlobten, heute nicht auf See zu fahren, hat sie doch in der vergangenen Nacht von seinem Tod geträumt. Doch der tapfere Adam Falcon fährt dennoch hinaus – nur um am Abend tot an die Küste gespült zu werden. Das ganze Dorf trauert mit der jungen Verlobten, doch diese scheint den Verstand verloren zu haben – behauptet sie doch steif und fest, der Tote sei nicht ihr Verlobter. Schon bei der Totenwache kommt es zu einem grausigen Zwischenfall, denn tatsächlich hat das Meer mit dem Toten auch einen Fluch an Land gespült …

„Aus finsterer Tiefe“ macht eigentlich so vieles richtig. Das Setting – ein einsames Küstendorf, eingeschlossen von undurchdringlichem Nebel – ist toll gewählt. Die Bedrohung scheint allgegenwärtig. Die kleine Gemeinde rückt eng zusammen und doch fürchtet ein jeder zunächst um sich. Die Stimmung, welche Howard und Bearbeiter Marc Gruppe in dieser Geschichte heraufbeschwören, ist wirklich großartig. Auch Bert Stevens, der als alter Dorfvorsteher Silas durch die Geschichte führt, weiß mit seiner Stimme gut durch die Handlung zu tragen. Leider – und das ist ein echtes Manko – ist die Geschichte schlicht viel zu kurz. Zunächst hat die Bedrohung kaum Zeit, sich gebührend zu entfalten. Stattdessen erhalten wir viel zu früh ein rasches Finale, welches der zuvor aufgebauten Stimmung nicht gerecht wird. Hier hätte ich mir wirklich zwanzig Minuten mehr Laufzeit gewünscht. So lässt einen „Aus finsterer Tiefe“ ein wenig unbefriedigt zurück.

Technisch weiß allerdings auch diese Ausgabe des „Gruselkabinetts“ vollends zu überzeugen. Seien es die Sprecher – wobei insbesondere Bodo Primus, Simon Roden, Jean Paul Baeck und Marc Gruppe als verschiedene Dorfbewohner überzeugen können – oder die gewählten Toneffekte: „Aus finsterer Tiefe“ ist absolut ansprechend vertont. Auch das von Ertugrul Edirne entworfene Coverbild sieht wieder hervorragend aus und trägt zur Stimmung bei.

Fazit: Eine der stimmungsvollsten „Gruselkabinett“-Folgen, die ich bislang gehört habe. Leider ist die Geschichte aber auch viel zu kurz geraten. Schade.

Gruselkabinett 137: Aus finsterer Tiefe
Hörspiel nach einer Kurzgeschichte von Robert E. Howard
Marc Gruppe
Titania Medien 2018
ISBN: 978-3785756294
1 CD, ca. 35 min., deutsch
Preis: EUR 6,99

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