Gruselkabinett 113: War es eine Illusion?

Die britische Autorin und Ägyptologin Amelia B. Edwards dürfte den Wenigsten ein Begriff sein. Mit dem Hörspiel „War es eine Illusion?“ aus der Reihe „Gruselkabinett“ haben wir die Möglichkeit, eine ihrer Gruselgeschichten kennenzulernen.

von Michael Wilhelm

Im Jahre 1865 befindet sich der Schulinspektor Frazer, gesprochen von Patrick Bach, auf Reisen in Nord-England. Seine nächste Inspektion ist in dem abgelegenen Kaff Pit End geplant, mitten im Hochmoor gelegen. Schon die Anreise gestaltet sich schwierig; die letzten Meilen müssen zu Fuß zurückgelegt werden, da die Kutsche nicht bis zum Ziel fahren kann. In Nebel und Dämmerung kommen dem Reisenden zwei Gestalten auf dem Hohlweg entgegen: erst ein Junge mit einer Angelrute, dann ein hinkender Alter. Beide ignorieren Frazer, als er sie nach dem Weg nach Pit End fragt.

Trotz der Widrigkeiten wohlbehalten angekommen, mietet er sich in der einzigen Pension des Ortes ein. Die Wirtin berichtet ihm, dass der Herr von Blackwater Castle, Lord Wolstenholme, derzeit auch auf seinem Schloss weilt. Dieser ist zufälligerweise ein alter Kommilitone Frazers aus Oxford, der ihn vor vielen Jahren auf sein Schloss einlud. Sein alter Freund ist nicht nur Herr des Schlosses, sondern auch Inhaber einer Kohlenmine, die seinen und den Unterhalt des Schlosses sichert. Die Arbeitsbedingungen in der Mine sind alles andere als gut, wie sich nach einem Unwetter zeigt, das zu einer Überflutung der gesamten Mine führt. Gleichzeitig läuft der dem Schloss seinen Namen gebende See leer und enthüllt einen grausamen Fund.

Auch wenn nach heutigen Maßstäben kein echter Schrecken aufkommt, stellt die dem Hörspiel zugrundeliegende Erzählung doch zumindest eine mysteriöse Detektivgeschichte dar. Nebenbei werden auch von der für damalige Verhältnisse fortschrittlichen Autorin sozialkritische Themen angesprochen, wie der Umgang mit einem unehelichen Kind oder die ausbeuterischen Bedingungen der Arbeiter im Bergbau.

Wie von der „Gruselkabinett“-Reihe gewohnt, ist die technische Umsetzung einwandfrei. Die stimmungsvollen Soundeffekte und die musikalische Untermalung tragen sehr gut zur mysteriösen Atmosphäre bei. Auch die Qualität der professionellen Sprecher ist bestens. Man merkt, dass beim „Gruselkabinett“ nicht nur Profis am Werk sind, sondern diese ihre Arbeit auch mit Enthusiasmus erledigen.

Fazit: Auch wenn kaum mehr als ein leichter Grusel aufkommt, sondern eher ein mysteriöser Kriminalfall aufzuklären ist, so ist „War es eine Illusion?“ eine gute Gelegenheit, das erzählerische Vermögen und die aufgeklärte Sichtweise einer weniger bekannten Autorin aus dem 19. Jahrhundert kennenzulernen.


Gruselkabinett 113: War es eine Illusion?
Hörspiel nach einer Erzählung von Amelia B. Edwards
Marc Gruppe
Titania Medien 2016
ISBN: 978-3-7857-5257-9
1 CD, ca. 56 min., deutsch
Preis: EUR 7,99

bei amazon.de bestellen