von Daniel Pabst

„Ghostly Things 1“ stammt von Ushio Shirotori und wurde 2018 in Japan veröffentlicht. Jetzt, im Jahre 2021, erschien dieser 178-seitige Manga beim Carlsen Verlag, beziehungsweise bei Carlsen Manga. Beworben wird der Manga mit: „Gruselig-süße Nippon-Fantasy“ und schaut man auf das Cover und die Rückseite, so denkt man schnell an den Oscar-nominierten Studio Ghibli-Film „Chihiros Reise ins Zauberland“ (2001; Hayao Miyazaki) oder an die Baumgeister (Japanisch: „Kodamas“) aus dem Film „Prinzessin Mononoke“ (1997; Hayao Miyazaki). Blättern wir sodann den Manga auf, verstärkt sich dieser Eindruck durch ein buntes Bild im Querformat, auf dem die Protagonistin umringt von Büchern mit ihrer Katze, einem Drachen, einem Baumgeist und einem weiteren Fantasiewesen sitzt und uns ansieht. Märchenhaft?

Die Oberschülerin Yachiho Takahara hat in der neuen Stadt und dem alten, geräumigen Haus viel zu sortieren. Ihr Vater ist auf Forschungsreisen und bis zu seiner Rückkehr wird sie alleine wohnen. Yachiho hofft, in dem Haus eine alte Schrift zu finden („Die Schrift des Totenreichs“), die ihr beantwortet, was mit ihrer Mutter einst geschah. Doch als ihre Katze Fuku-Chan einen Geheimgang aufspürt, beginnt die „Reise ins Zauberland“ …

Dem Geheimgang folgend, eröffnet sich im Keller des Hauses eine Bibliothek, die von Wasser durchspült wird. Ähnlich des mythologischen Charon (Charon bringt als Fährmann die Toten über den Totenfluss zum Eingang in die Unterwelt) sitzt da ein kleiner Geist namens Moro, der die Fährstelle verwaltet. Yachiho traut ihren Augen kaum. Von nun an wird sie nicht mehr allein im Haus sein, denn es ist voller japanischer Fabelwesen – auch Yokai genannt –, welche sie gemeinsam mit Moro in die „Welt danach“ hinüberführen darf.

Jedes Geisterwesen möchte fortan auf eigene Art „versorgt“ werden. Langsam lernt Yachiho gemeinsam mit den Leserinnen und Lesern auf liebevolle Art, wie diese unheimliche Aufgabe gelingen mag. Als dann ein mysteriöser Mann in schwarzem Mantel und mit schwarzem Hut auftaucht und nach dem Regen- und Donnermeister sucht, gerät die Geisterwelt kurzzeitig in leichte Gefahr. Was nur hat es damit auf sich, dass er allein wie unsere Protagonistin ebenfalls die Geister sehen kann? Was weiß er, was Yachiho nicht weiß?

Die Seiten des Mangas sind bevölkert von Fabelwesen, die auf eine gewisse Weise immer in Verbindung zur Protagonistin stehen. Die Zeichnungen sind dadurch schön anzusehen. Es erwartet die Leserinnen und Leser in „Ghostly Things 1“ keine komplexe oder wendungsreiche Geschichte – dafür aber eine putzige, liebevolle, beinahe beruhigend zu lesende Manga-Geschichte über Geister und ihre Eigenheiten (erinnert sich noch jemand an die Tonstudio-Braun-Hörspiel-Reihe: „Vanessa – Die Freundin der Geister“ von 1986?).

Die deutsche Übersetzung und Veröffentlichung der Manga-Reihe „Ghostly Things“ geht schon dieses Jahr bei Carlsen Manga weiter, ein allzu heftiger Cliffhanger ist bei Band 1 also nicht zu fürchten. Insgesamt soll die Reihe dann mit drei Bänden eine abgeschlossene Geschichte erzählen. Die Leseempfehlung „ab 12 Jahren“ ist aufgrund der Thematik des Fährmannes durchaus angemessen – was jedoch nicht bedeutet, dass der Manga „Ghostly Things 1“ nicht auch älteren Leserinnen und Lesern Unterhaltung bietet.

Leseprobe

Fazit: Wer Fan von Studio Ghibli-Filmen ist, der wird in diesem Manga viele Wesen aus der japanischen Mythologie erkennen, die in eine kurze, harmonische und märchenhafte Geschichte eingewoben wurden. Man darf gespannt sein, wie in den zwei folgenden Bänden das Geheimnis um Yachiho Mutter und die Rolle des mysteriösen Mannes gelöst werden. Mal abwarten, ob auch der Fährmann Moro mit Hilfe unserer jungen Protagonistin am Ende seinen Frieden finden wird. Es kann gerne so geistreich weitergehen.

Ghostly Things 1
Manga
Ushio Shirotori
Carlsen Manga 2021
ISBN: 978-3-551-76353-2
178 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 7,00

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