Geteilte Wellen (Pathfinder One-Shots 2)

Für die zweite Edition des Erfolgsrollenspiels „Pathfinder“ ist mit „Abendmahl in der Löwenloge“ die erste Ausgabe eines neuen Abenteuerformats, der „Pathfinder One-Shots“, erschienen. Dabei handelt es sich um kurze Abenteuer mit vorgefertigten Charakteren. „Geteilte Wellen“ ist das zweite Abenteuer aus dieser Reihe und verspricht einen vergnügten Abend voller Piratenflair.

von André Frenzer

Käufer von „Geteilte Wellen“ erhalten zwei vollfarbige PDF-Dateien; zum einen wäre da das 15-seitige Abenteuer, auf der anderen Seite eine PDF mit vier vorgefertigten Charakteren. Aufmachung und Optik beider PDF sind recht ähnlich und entsprechen den „Pathfinder“-üblichen Standards. Einzig der Zierrahmen rund um den Text wirkt ein wenig „billig“ im Vergleich zu anderen Abenteuern. Wenden wir uns zunächst dem Szenario selbst zu.

In „Geteilte Wellen“ schlüpfen die Spieler in die Rolle von vier vorgefertigten Charakteren (dazu später mehr), welche sich auf der Jagd nach einem alten Piratenschatz befinden. Denn ihr ehemaliger Kapitän, der Pirat Renlock, ist verstorben. Dank seines treuen Maskottchens, einem mechanischen Papagei, hat er den vier Charakteren nach seinem Tode – ganz klassisch – Teile einer Schatzkarte zukommen lassen. Die vier müssen nun alte Rivalitäten und Differenzen schlummern lassen, um in den Genuss des Schatzes zu kommen. Doch vor den Erfolg hat auch Renlock den Schweiß gesetzt, und so gilt es einen Dungeon voller Rätsel und Fallen zu durchqueren.

Was das typische Piratenflair angeht, so schöpft Autor Jason Bulmahn gekonnt aus dem Vollen. Gut, immerhin hat man mit dem Fesselarchipel ja auch ein sehr typisches Piratensetting im Programm. Hier gibt es halb versunkene Schiffe, geteilte Schatzkarten, plärrende Papageien, Skelette mit Augenklappen und eine sagenhafte Schatztruhe – wem dort nicht die eine oder andere Assoziation an „Fluch der Karibik“ durch den Kopf schwirrt, der hat den Film wohl nicht gesehen. Das Abenteuer selbst ist ein kurzer, wenig inspirierter Dungeoncrawl. Die Rätsel sind nett, aber nicht zu knackig. Dafür haben sich – ganz „Pathfinder“-typisch – wieder ein paar unnötige Kämpfe in den Plot geschlichen, um auch den Waffen der Charaktere etwas zu tun zu geben. Schlussendlich ist „Geteilte Wellen“ nur ein Appetithappen und eignet sich eher, um mal einen Abend „Pathfinder“-Luft zu schnuppern denn als vollwertiges Szenario.

Wie auch schon beim Vorgänger hat mir die ungewöhnliche Konstellation vorgefertigter Charaktere, die als Heldengruppe zur Verfügung stehen, besser gefallen als das Abenteuer selbst. Zwar sind nicht alle vier so ungewöhnlich wie die Charaktere aus „Abendmahl in der Löwenloge“, doch ergeben die Kenku, der Wüstenelf, die Halbling-Priesterin und der menschliche Kämpfer dennoch eine sehr gelungene Mischung ab. Vor allem die Hintergrundgeschichte der vier weiß mich zu überzeugen – denn alle Charaktere kennen sich von früher und haben eine gemeinsame Vergangenheit. Da gibt es alte Rivalitäten und Animositäten und sogar die Option einer Romanze wurde eingebaut. Wer sich darauf einlässt, kann den recht linearen Plot durch eine hübsche Portion Charakterspiel und Gruppendrama erheblich aufwerten. Die schön illustrierten Charakterbögen runden den guten Eindruck der vier vorgefertigten Charaktere ab.

Das Layout ist ordentlich und übersichtlich, die Illustrationen auf einem guten Niveau. Leider sind letztere wiederum nur sehr spärlich vorhanden. Dafür gibt es ein paar nette Handouts und hübsches Kartenmaterial. Das Korrektorat hat einen guten Job gemacht und kaum störende Rechtschreibfehler übriggelassen. Technisch ist damit auch diese „Pathfinder“-PDF einwandfrei.

Fazit: Ein geradliniger, wenig innovativer Dungeoncrawl mit überbordendem Piratenflair und einer interessanten Figurenkonstellation. Wer dem Thema etwas abgewinnen kann, findet hier alles für eine gelungene Testrunde „Pathfinder“.

Geteilte Wellen (Pathfinder One-Shots 2)
Abenteuerband
Jason Bulmahn
Ulisses Spiele 2022
ISBN: n. a.
28 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 4,99

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