Geh nicht in den Winterwald – Schreckliches Halloween

Lange war es still um das wohl erfolgreichste Spiel der „Kleinen Reihe“ aus dem System-Matters-Verlag, „Geh nicht in den Winterwald“. Nach den ersten beiden deutschsprachigen Abenteuerbänden „Grausige Festtage“ und „Verlorene Pfade“ erschien lange nichts. Nun liegt ein neuer Abenteuerband vor, der sich dem gruseligen Festtag Halloween widmet. Hat sich das Warten gelohnt?

von André Frenzer

Während die ersten beiden Abenteuerbände im Rahmen der Vorbestelleraktion für das eigentliche Grundspiel gleich mitfinanziert wurden, ist „Schreckliches Halloween“ eine eigenständige Produktion. Wieder haben sich unterschiedlichste Autoren dem Titelthema des Bandes gewidmet und gleich sechs Abenteuer zusammengetragen, die allesamt das Halloween-Fest thematisieren.

Im ersten Abenteuer, „Blutige Ernte“ bricht sich ein uralter Fluch Bahn. Die Charaktere müssen einige schwerwiegende Entscheidungen treffen, von denen das Schicksal des Dorfes abhängen wird. In „Der letzte Weg nach Hause“ begegnen die Charaktere einem Rachegeist, an dessen Unleben sie eine gewisse Mitschuld tragen. In „Die Mitternachtslaterne“ wird das beliebt-bekannte Motiv des Kopflosen Reiters aufgegriffen und gekonnt mit altertümlichen Bräuchen kombiniert. „Die Nacht der knisternden Haselnüsse“ bringt nicht nur eine gewisse Romantik an den Spieltisch, sondern auch den gnadenlosen Kampf zwischen zwei Göttinnen. „Im dunklen Spiegel“ wiederum führt die jugendlichen Charaktere in die Anderswelt, in der die Feen herrschen. Und „Zucker und Bindfäden“ erzählt die tragische Geschichte eines Dorfbewohners, der ein Unglück wiedergutmachen möchte, für das er keine Schuld trägt.

Die Geschichten sind also wieder gewohnt abwechslungsreich. Dabei werden aber keine einfachen Gruselgeschichten rund um das Dorf am Rande des Winterwaldes erzählt. Tatsächlich geht „Schreckliches Halloween“ einige Schritte weiter und erweitert das grundlegende Spielgefühl um einige neue, interessante Ideen. So werden den Charakteren in vielen Geschichten neue, ungewohnte Rollen zugedacht. In „Die Nacht der knisternden Haselnüsse“ wird ein Charakter in die Rolle eines tragisch Verlobten schlüpfen, in „Der letzte Weg nach Hause“ werden die Charaktere mit ihrem eigenen Tod konfrontiert und in „Zucker und Bindfäden“ gilt es, einen ungewöhnlichen NSC auf seinem Weg zu begleiten.

Auch motivisch weiß mir „Schreckliches Halloween“ durchaus zu gefallen. Zwar werden durchaus die „klassischen“ Halloween-Motive gestreift, doch liegt hier der Grund des Schreckens normalerweise nicht hinter Kürbismonstern oder wandelnden Vogelscheuchen verborgen. Vielmehr stehen das altertümliche Samhain-Fest, die Anderswelt mit ihren feenhaften Bewohnern und uralte Flüche im Zentrum der Geschichten. Das passt hervorragend zu dem Hintergrund des ursprünglichen Settings und ringt dem doch bereits arg strapazierten Halloween-Thema ein paar interessante neue Aspekte ab.

Wie auch die Vorgängerbände erscheint „Schreckliches Halloween“ als A5-Softcover im Querformat. Ganz wie es die Regeln des Spiels vorsehen, sind alle Abenteuer in der Vergangenheitsform erzählt. Was zunächst etwas ungewöhnlich erscheint, erleichtert später die Handhabung am Spieltisch ungemein. Ein weiteres Mal sind die Illustrationen sehr gut gelungen, auch und vielleicht insbesondere, weil sich mehrere Illustratoren in dem Band verewigt haben. Man ist dem Stil der Schwarz-Weiß-Illustrationen treu geblieben; dieses Mal wurde als dominante Blickfang-Farbe Orange gewählt, was bewusst an einen Kürbis erinnert. So unterstreicht die Optik elegant das Thema.

Fazit: Ein rundum gelungener Abenteuerband mit abwechslungsreichen Szenarien und tollen Motiven. Alle, die sich auf neue Gruselgeschichten aus dem Winterwald gefreut haben, sollten hier unbedingt zugreifen.

Schreckliches Halloween
Abenteuerband
Verena Busch, Marco Schugk u. a.
System Matters Verlag 2022
ISBN: 978-3963781049
60 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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