Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan

In sechs Kurzgeschichten behandelt der Manga „Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan“ von Juoku Kawakami die Tücken und Sehnsüchte der modernen Zeiten mit all den neuen Kommunikationsmöglichkeiten und richtet sich damit eigentlich warnend an ein jüngeres Publikum, wenn da nicht die schockierenden Zeichnungen wären …

von Daniel Pabst

Der Manga „Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan“ vereint sechs Kurzgeschichten des Mangaka Juoku Kawakami, über den man im Internet wenig bis gar nichts findet. Auch in dem Manga selbst sucht man biographische oder weiterführende Angaben vergebens. Nur so viel: Die Geschichten stammen aus der japanischen Reihe „Osore – Rewia Kaidan“, die im August 2022 in Japan startete (nicht abgeschlossen). Für die sechs abgedruckten Geschichten spielt all das keine große Rolle, da die Geschichten für sich stehen und man sich danach entscheiden kann, ob man mehr davon möchte.

Die sechs Geschichten, so sagt es bereits die Ankündigung bei Panini behandeln „alltägliche Themen, die wir alle kennen“. In der ersten Geschichte „Sugardaddy“ wird Bezug genommen auf den gefährlichen Trend, sich für Geld reichen „Vätern“ anzubieten. Dass diese „Beziehungen“ die ein oder andere Gefahr mit sich bringt, ist selbstredend. Hier also warnt der Mangaka junge Frauen davor, sich vom schnell verdienten Geld verführen zu lassen, da der ominöse Geldgeber mitunter ein grauenvolles Geheimnis mit sich herumträgt …

Die zweite Geschichte dann trägt den Titel „Der tanzende Schatten“. Eine Schülerin möchte wie ihre Freundinnen im Tanzteam begeistern, wird von diesen jedoch gehänselt. Als sie ein Video von sich aufnimmt und dieses online hochlädt, ist darauf hinter ihr ein tanzender Schatten zu sehen. Was wie ein „lustiges“ Rätsel nach der Herkunft des Schattens beginnt – könnte ein möglicher „Handy-Filter“ dafür gesorgt haben –, endet in einem viralen Hit. Kann sie damit umgehen? Auch die nächsten drei Stories mit den Titeln „Essenszustellung“, „Gesichtsfilter“ und „Der Schnüffler“ beschäftigen sich mit den Wunsch nach Liebe und Anerkennung – insbesondere eben im anonymen Internet. All die Handelnden scheinen einzig vom „Fame“ getrieben zu sein und verkennen die besorgniserregenden Gefahren, die sich hinter der Nutzung von verschiedensten Onlinediensten verbergen können.

Im letzten Titel dieser Sammlung „Masken“ nimmt der Manga noch einmal Bezug zu einer – zu seiner Erscheinungszeit akut grassierenden – Pandemie, da sich die Handelnden darüber Gedanken machen, warum man eine Maske trägt und was es bedeuten könnte, wenn man diese nicht trägt. Was im Jahr 2022 schockierend gewesen sein mag, hat heute (glücklicherweise) an Brisanz verloren und wirkt daher etwas antiquiert. Das Ende kommt dann dennoch überraschend. Aufgrund der knappen Seitenanzahl der Geschichten (zwischen 22-60 Seiten) kann eine Tiefe der Charaktere nicht erwartet werden. Wer das sucht, sollte besser zu einer der vielen anderen Horrorgeschichten auf dem großen Manga-Markt greifen.

Die sechs Geschichten von „Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan“ vereint alle der Gedanke, hinter die Fassade zu blicken, um die Lesenden zu warnen. Genau an diesem hehren Ziel jedoch macht sich Kritik breit. Der Manga wird aufgrund seiner deutlichen Szenen zwar erst ab 18 Jahren empfohlen, jedoch sollten die behandelten Themen eigentlich ein viel jüngeres Publikum erreichen, da die Schwelle zur Nutzung eines Smartphones und damit des Internets zunehmend gesunken ist. Der wahre Albtraum auf den der Mangaka so ausführlich hinweist, kann da nämlich schon längst und unumkehrbar eingetreten sein.

Leseprobe

Fazit: Der Auftaktband der „Horrorgeschichten aus dem modernen Japan“ knüpft passend zum Titel an „moderne“ Themen an und soll den Blick weiten. Da einzelne Szenen jedoch besonders schockierend geraten sind, liegt die Altersempfehlung bei 18 Jahren, obwohl die Zielgruppe und die Protagonistinnen und Protagonisten in den Geschichten jünger sind. Erschreckend aktuell bleibt die Tatsache, dass der Horror über virtuelle Freunde und das World Wide Web in die Zimmer eingelassen wird, was die sechs Geschichten realistischer als den klassischen Horror macht. Aufgrund der Kürze der Geschichten und damit verbundenen Oberflächlichkeit ist dieser Manga am Ende aber keine ernste Konkurrenz für Mangas im Horrorgenre.  

Furcht: Horrorgeschichten aus dem modernen Japan
Manga
Juoku Kawakami
Panini Manga 2025
ISBN: 978-3-7416-4191-6
192 S., Softcover, deutsch
Preis: 8,99 EUR

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