Für eine Handvoll Blumen

Für die 2. Edition des Erfolgsrollenspiels „Pathfinder“ gibt es eine Reihe sogenannter „One Shots“, an einem Abend spielbarer Abenteuer inklusive vorgefertigter Charaktere. „Für eine Handvoll Blumen“ gehört offiziell nicht in diese Reihe, bringt aber alle wesentlichen Voraussetzungen mit.

von André Frenzer

Denn auch „Für eine Handvoll Blumen“ bringt nicht nur vier vorgefertigte Spielercharaktere mit, sondern bietet auch einen überschaubaren, auf die Charaktere zugeschnittenen Handlungsrahmen an, der an einem Abend zu bewältigen sein sollte. Damit eignet sich auch dieses Abenteuer hervorragend als One Shot und damit entweder als Testballon für unschlüssige Spielgruppen oder als willkommene Abwechslung von der laufenden Kampagne. Und eines darf ich versprechen: Der Hintergrund ist zumindest ungewöhnlich.

Wie bereits im Vorwort erklärt, nutzt „Für eine Handvoll Blumen“ die Zusatzregeln aus dem Band „Völker & Machtgruppen“. Die Spieler schlüpfen hier in die Rolle einer Gruppe sogenannter Lesniks. Lesniks sind – üblicherweise durch druidische Magie – belebte Pflanzenwesen, welche eine eigene Intelligenz besitzen. Die Lesniks der Spieler sind allesamt im Verdurawald zu Hause, dem größten Waldgebiet Avistans. Hier haben sich Druiden und Wildnisbewohner gleichermaßen gegen das Eindringen fremder Zivilisationen verteidigt, was zum Beispiel im Land Taldor zum Wildwaldvertrag geführt hat, welcher die Entnahme natürlicher Ressourcen durch die Anwohner der Waldregion reguliert. Und eben in diesem Teil des Waldes nun verschwinden immer mehr Lesniks, was wiederum die Spielercharaktere auf den Plan ruft. Als mächtigere Vertreter ihrer Art wollen sie Verantwortung übernehmen.

Die Spur führt die Gruppe über einen Dorf-Alchemisten hin zu der Teegesellschaft einer bornierten, taldorischen Adeligen. Diese hält die gefangenen Lesniks zur Belustigung ihrer Gäste, lässt die kleinen Lavendellesniks Duftzauber vollführen und die weniger wohlriechenden Sorten unter Käseglocken umhertollen. Natürlich ist keiner der Lesniks freiwillig hier, und so liegt es an den Charakteren, ihre schwächeren Schwestern und Brüder aus der Gefangenschaft zu befreien.

Die Handlung des Abenteuers verläuft einmal mehr sehr stringent und ohne größere Abzweigungen. Gleich einer Perlenkette reihen sich die Hinweise, wohin sich die Lesniks als nächstes wenden sollten, hintereinander auf. Wohlwollend anmerken möchte ich allerdings, dass sich die meisten Herausforderungen des Abenteuers auch ohne klassischen Kampf lösen lassen. Das ist für ein „Pathfinder“-Abenteuer eher ungewöhnlich und unterstreicht die allgemein eher heitere Atmosphäre des Szenarios.

Wie auch schon bei den offiziellen „One Shots“ hat mir die ungewöhnliche Konstellation vorgefertigter Charaktere, die als Heldengruppe zur Verfügung stehen, besser gefallen als das Abenteuer selbst. Jeder vorgefertigte Lesnik hat seine besonderen Eigenarten und ist wundervoll illustriert. Die Charaktere machen auf jeden Fall Lust darauf, in dieser Konstellation auf Abenteuer auszuziehen – und sie sind definitiv eine Abwechslung von der Sorte Helden, auf die man sonst so trifft.

Das Layout ist ordentlich und übersichtlich, die Illustrationen auf einem guten Niveau. Auch an einige hübsch gemachte Karten, um die zentralen Handlungsorte darzustellen, wurde gedacht. Das Korrektorat hat einen guten Job gemacht und kaum störende Rechtschreibfehler übriggelassen. Technisch gibt damit auch diese „Pathfinder“-PDF keinen Anlass zur Beschwerde.

Fazit: Ein geradliniges, aber atmosphärisch heiteres Abenteuer mit einer interessanten Konstellation wirklich ungewöhnlicher vorgefertigter Charaktere. Wer einmal das Ungewöhnliche sucht, wird hier sicherlich fündig.

Für eine Handvoll Blumen
Abenteuerband
Eleanor Ferron, Linda Zayas-Palmer
Ulisses Spiele 2023
ISBN: n. a.
20 S., PDF-Datei, deutsch
Preis: 3,49 EUR

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