Freihändler – Grundregeln

Schon vor der Veröffentlichung der englischen Version von „Schattenjäger“ hatte Fantasy Flight Games bekanntgegeben, dass es mehrere eigenständige Regelwerke geben würde, die im „Warhammer 40.000“-Universum angesiedelt sein würden. Bei „Freihändler“ handelt es sich um das zweite von bisher vier Rollenspielen, welches kompatibel mit den anderen Erscheinungen ist. Während man bei „Schattenjäger“ noch als Akolyth im Dienste der Inquisition ein kleines Licht war, hat man hier die Möglichkeit, das Crewmitglied einer Freihändler-Gruppe zu geben und mit dem eigenem Raumschiff durch den Schlund zu reisen und neue Welten zu entdecken.

von Sebastian Thies

Mit riesigen Raumschiffen, teils mehrere Kilometer lang und von zehntausenden Besatzungsmitgliedern bewohnt, streifen die Freihändler im „Warhammer 40.000“-Universum umher, immer auf der Suche nach neuen Welten, Xenos-Artefakten und sonstigen Dingen, mit denen sie ihren Profit steigern können. Seit weniger als 1000 Jahren eine einigermaßen sichere Route durch die Koronus-Passage entdeckt wurde, haben sich viele Freihändler auf den Weg gemacht, in dem noch unentdeckten Gebiet, der sogenannten Koronus-Weite, nach Reichtümern zu suchen. Unter ihnen befinden sich auch die Spielercharaktere, die sich aus den Mitgliedern der Führungsebene eines solchen Freihändlerschiffs zusammensetzen.

Und hier kann man dann schon den großen Unterschied zu „Schattenjäger“ sehen. Spielte man vorher noch Untergebene eines Inquisitors, die Befehlen Folge leisten mussten, haben die Spieler bei „Freihändler“ nun die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wo sie als nächstes Abenteuer erleben wollen. Hierfür muss natürlich einer der Spieler die Rolle und die Charakterklasse des Freihändlers übernehmen. (Wenn sich keiner dafür entscheidet, muss der Spielleiter die Rolle als NSC leiten). Hatte man also vorher das altbekannte System, nach dem der Meister das Abenteuer vorgibt und die Spieler es annehmen, hat man nun auch die Möglichkeit, den Spielern vollkommen freie Hand zu lassen.

Das Regelsystem hat sich nicht verändert, was dazu führt, dass die verschiedenen Systeme miteinander kompatibel sind. Um jedoch den Unterschied der höheren Fähigkeit der „Freihändler“-Charakteren gegenüber denen aus „Schattenjäger“ aufzuzeigen, beginnen die Freihändler schon mit 5000 Erfahrungspunkten. Durch die neuen Archetypen und ihre Aufgaben sind jedoch auch neue Talente hinzu gekommen sowie neue Ausrüstung und einige spezielle Regeln für Mechaniken, die es bei „Schattenjäger“ noch nicht gegeben hat. So folgen die PSI-Kräfte der Navigatoren und Astrophaten zum Beispiel anderen Regeln, als die des Psykers aus „Schattenjäger“. Ebenso gibt es nun auch ein eigenes Kampfsystem für den Raumschiffskampf.

Das Raumschiff an sich nimmt in „Freihändler“ eine wichtige Rolle ein. Als zentraler Dreh- und Angelpunkt, für alles, was die Spieler machen, hat das Raumschiff einen eigenen Charakterbogen, da kein Schiff dem anderen gleicht. Dort werden neben den Werten auch alle Komponenten, aus denen das Schiff besteht, vermerkt. Außerdem findet man hier auch den Profitfaktor für das Schiff und die Crew. Der Profitfaktor gibt die Ressourcen an, auf die der Freihändler zurückgreifen kann. Dieses abstrakte System wird anstatt von normalem Geld verwendet. Da ein jeder Freihändler auf große Reichtümer zugreifen kann (immerhin kann er sich ja auch das riesige Raumschiff leisten) wäre die Verwaltung von Geld auch ein Unterfangen, dass viel zu viel Aufwand benötigen würde. So wird also je nach Menge und Verfügbarkeit der Waren, die man erwerben will, der Profitfaktor modifiziert und ein Würfelwurf zeigt, ob man das Gewünschte bekommen hat oder nicht.

Somit ist es dann auch das Ziel eines jeden Freihändlers, seinen Profitfaktor zu erhöhen. Dies kann er durch das Abschließen von sogenannten Projekten bewerkstelligen. Diese Projekte stellen sowohl die „normalen“ Abenteuer dar, die die Charaktere erleben, sowie unaufregende Taten zum Erhöhen der Geldwerte, wie etwa Rohstoffabbau.

Zum Schluss noch einmal kurz etwas zur Aufmachung des Buches. Wer schon andere Publikationen aus dem „Warhammer 40.000“-Universum von Feder&Schwert oder dem Heidelberger Spieleverlag kennt, weiß was er hier bekommt. Das Buch steht den sonstigen Produkten in nichts nach. Tolles Hardcover, Inhalt in Vollfarbe und mit schönen Illustrationen, machen auch dieses Werk wieder zum Hingucker.

Fazit: Wer „Schattenjäger“ gemocht hat, dürfte „Freihändler“ lieben. Das wirklich stimmige Regelwerk wirft einen anderen Blick auf das „Warhammer 40.000“-Universum und gibt den Spielern die Möglichkeit, frei nach eigenem Willen das Universum zu erkunden. Wer befürchtet, dass er hier zum Großteil noch einmal den gleichen Inhalt von „Schattenjäger“ kauft, kann beruhigt sein. Der Teil, der sich wiederholt, ist minimal und die beiden Regelsysteme ergänzen sich hervorragend (insbesondere bei der Fülle der unterschiedlichen Hintergründe). Von mir gibt es daher eine Kaufempfehlung.


Freihändler – Grundregeln
Rollenspiel-Grundregelwerk
Miekl Hurley, Ross Watson
Feder&Schwert, Heidelberger Spieleverlagt 2010
ISBN: 978-3-86762-066-6
464 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 49,95

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