Ferryman

Das Leben auf der Insel Prospera verläuft dank des Wohlstands unbeschwert. Nach dem Tod geht es weiter in einem neuen Körper. Proctor begleitet als Fährmann die Menschen in ihren letzten Minuten vor der Wiedergeburt und kommt dabei einem düsteren Geheimnis auf die Spur.

von Alice

Das Leben auf Prospera verläuft zwar unbesorgt und in Wohlstand, ist aber auch streng reguliert. Jeder hat die Möglichkeit, eine Arbeitsstelle und eine Unterkunft zu erhalten. Eheverträge sind zeitlich begrenzt, sodass es leicht fällt, seinen Partner zu wechseln, wenn man den aktuellen Vertrag nicht verlängern möchte. Leibliche Kinder gibt es auf Prospera nicht, stattdessen kommen diese von einer anderen Insel und werden im Jugendalter adoptiert. Wie ihre Kindheit davor verlief, ist den Prosperanern nicht bekannt. Sowohl der physische als auch der psychische Gesundheitszustand der Prosperaner wird über einen mit dem Körper verwachsenen Monitor durchgehend kontrolliert. Sinkt die Zahl der Anzeige, wird es Zeit, einen Arzt aufzusuchen. Der Grund dafür kann eine Krankheit, Verletzung, aber auch Altersschwäche oder ein psychisches Problem sein.

Gibt es keine Möglichkeit, dem Patienten langfristig zu helfen oder dauert die Behandlung zu lange, muss er Prospera verlassen. Ein Fährmann wickelt die Bürokratie ab und begleitet die Betroffenen in ihren letzten Momenten auf Prospera, bis diese von einer Fähre abgeholt werden und auf die Insel gebracht werden, von der sie einst kamen. Proctor ist einer dieser Fährmänner, und als er seinen eigenen Vater fortbringt, stellt er sich zum ersten mal die Frage, was es genau mit der Wiedergeburt auf sich hat und wer eigentlich die Ereignisse auf Prospera lenkt und steuert. Bei seiner Recherche kommt er schon bald mit Menschen in Kontakt, die kein privilegiertes Leben auf Prospera führen dürfen. Es gibt Widerstandsgruppen, die gegen die soziale Ungleichheit aufbegehren. Proctors Leben gerät aus den Fugen, und er folgt der Spur eines düsteren Geheimnisses.

Sobald sich Proctor zum ersten mal die Frage stellt, wer die Ereignisse auf Prospera eigentlich lenkt, möchte man das Buch nicht mehr zur Seite legen. Seine Recherche ist durchgehend spannend, mit reichlich überraschende Wendungen. Der Weg hin zur Auflösung wurde grandios umgesetzt. Man liest immer wieder verwirrende, abgedrehte Szenen und stellt später fest, dass diese tatsächlich einen tieferen Sinn hatten, der sich logisch erklären lässt. Derartige Momente entstehen unter anderem durch Proctors Träume. Diese werden gekonnt erzählt, denn sie sind so wirr, wie es häufig in Träumen der Fall ist, gleichzeitig sind sie mit wichtigen Hinweisen gespickt, was Neugierde weckt. Träumen gilt auf Prospera als Krankheit, weshalb Proctor nur mit wenigen Menschen darüber spricht. Er hat zudem den Verdacht, dass es sich bei seinen Träumen um Erinnerungen handeln könnte, möglicherweise aus einem vorherigen Leben.

Die Auflösung des Romans basiert auf einer grandiosen Idee. Es könnte das Bedürfnis entstehen, das Buch ein zweites mal zu lesen, da man mit dem neu erlangten Wissen viele rätselhafte Szenen nun mit ganz anderen Augen sieht, was durchaus interessant ist.

Leseprobe

Fazit: „Ferryman“ ist durchgehend spannend, sodass man das Buch nicht mehr zur Seite legen möchte. Überraschende Wendungen wissen den Leser immer wieder zu verblüffen, und hinter all dem steckt eine geniale Idee.

Ferryman
Science-Fiction-Roman
Justin Cronin
Goldmann 2024
ISBN: 978-3-442-31526-0
720 S., Hardcover mit Schutzumschlag, deutsch
Preis: 28,00 EUR

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