Fantasy AGE Bestiarium

Lange war es still um „Fantasy AGE“, zumindest in der deutschen Ausgabe. Zwar liegt mittlerweile mit „Titansgrave“ eine erste Kampagne vor, Ergänzungen zum Regelwerk machten sich aber bislang rar. Mit dem „Bestiarium“ liegt nun eine essentielle Erweiterung vor. Riskieren wir doch einen Blick.

von André Frenzer

Zunächst einmal fällt beim Aufblättern die opulente Optik ins Auge. Gleich dem Grundregelwerk ist der Band vollfarbig. Dem schlichten, mit blauen Textkästen abgesetzten Design stehen dabei die sehr gelungenen Illustrationen gegenüber. Jeder vorgestellten Kreatur wird mindestens eine großformatige Zeichnung spendiert. Die im Grundregelwerk angeschlagene Qualität der Illustrationen wird dabei locker gehalten. Der einheitlichere Stil sorgt sogar dafür, dass der Band eher wie aus einem Guss wirkt. Leider wurde dem Band jedoch kein Hardcover-Einband spendiert, sodass die Langlebigkeit sich erst noch beweisen muss.

Doch in einem Rollenspielband geht es ja eher in zweiter Linie um die optische Aufbereitung. Wie also steht es um die Inhalte? Eröffnet wird der Band mit einer kurzen Einleitung, wie die Wertekästen der verschiedenen Kreaturen zu lesen sind sowie einem einfachen Baukastenprinzip, nachdem die Gegner in verschiedene Schwierigkeitsgrade angepasst werden können. Und dann geht es schon gleich in die Vollen: Auf jeweils einer Doppelseite (in wenigen Ausnahmen sogar drei oder vier Seiten) werden über 50 neue Kreaturen für alle Arten von Fantasy-Settings vorgestellt. Angenehm fällt hier die Breite der vorgestellten Kreaturen auf: Neben Dauerbrennern wie Dämonen oder Greifen haben es auch eher ungewöhnliche Kreaturen oder ganze Neuschöpfungen ins Portfolio geschafft.

Da gibt es zum Beispiel die Nachtfetzer, fliegende Haie, die in ihrer monströsesten Form sogar Drachen hetzen können. Oder die Splitterherrscher, eine außerirdische Rasse dominanter Magier, die umliegende intelligente Völker versklaven. Verschiedene Golem-Varianten finden sich ebenso wie verschiedene Chimären-Wesen, die auch ganz unterschiedliche Rollen in einer Kampagnenwelt einnehmen können. Mit Alligatorblütigen oder Fomoiri finden sich ungewöhnliche, kulturschaffende Völker in dem Band wieder, doch auch Werwesen, Vampire oder Yeti haben hier ihren Platz gefunden.

Abgerundet wird der Band mit Einträgen von verschiedenen, normalen Tieren – wie Adlern, Bären oder Haien – und einem zusätzlichen Baukasten, der das weitergehende Modifizieren von Kreaturen erlauben soll. Hier zeigt sich die wahre Stärke des simplen „AGE“-Systems, denn mit einigen wenigen Modifikationen lassen sich problemlos neue Kreaturen erschaffen, um die Spieler herauszufordern.

Zugegeben, die Bandbreite ist mit 50 neuen Einträgen nicht wirklich erschöpfend. Zwar hat man nun – zumindest gemeinsam mit dem Grundregelwerk – einen ordentlichen Grundstock unterschiedlichster Kreaturen. Dennoch bleibt „Fantasy AGE“ eher ein System für Bastler und Kreative unter den Spielleitern, die auch vor einer Modifikation oder Neuschöpfung im Kreaturenbereich nicht zurückschrecken.

Fazit: Eine gelungene Sammlung unterschiedlichster Kreaturen in schickem, modernem Design und mit einem gut gelungenen Regelbaukasten. Für Bastler empfehlenswert, für „Fantasy AGE“-Spielleiter sowieso. Um als „Blick über den Tellerrand“, den manch umfangreicheres Rollenspiel-Bestiarium bieten mag, zu funktionieren, ist das „Bestiarium“ allerdings zu dünn ausgefallen. Darunter leidet schlussendlich auch das Preis-Leistungsverhältnis.

Fantasy AGE Bestiarium
Quellenband
Chris Pramas, Jack Norris, Jamie Wood u. a.
TRUANT Spiele 2018
ISBN: 978-3934282834
140 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 34,95

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