echoes – Die Tänzerin

Eine filigrane Porzellan-Ballerina entzückt die neuen Eigentümer eines schottischen Landhauses. Woher stammt sie? Birgt sie ein Geheimnis? Spukt es in dem Landhaus? Es liegt an euch, die Antworten zu finden. Lauscht dafür den „echoes“, legt die Karten in die richtige Reihenfolge und rekonstruiert die mysteriöse Geschichte!

von Daniel Pabst

„echoes – Die Tänzerin“ ist ein kooperatives Audio-Mystery-Spiel für 1 bis 6 Personen ab 14 Jahren von Dave Neale und Matthew Dunstan. Erschienen ist es 2021 bei Ravensburger Spiele. In der sehr kompakten Spieleschachtel, die 12,5 x 10 cm misst, befinden sich 6 Objekt-Tafeln (Kapitelmarker), 18 Objekt-Karten und eine Anleitung.

Der Spieleautor Neale arbeitete bereits an den „Unlock!-Spielen“ (Asmodee Spiele) mit, und Dunstan kennt man durch die „Adventure Games“ (Kosmos Spiele) und „Spy Connection“ (Pegasus Spiele). Sowohl die Schachtel als auch der Inhalt sind simpel gehalten. Ein Spiel, bestehend aus zwei Dutzend Karten und einer zweiseitigen Spielanleitung – kann das überzeugen? Und warum heißt der Untertitel des Spiels „Audio Mystery Spiel“?

„echoes – Die Tänzerin“ ist ein „Audio Mystery Spiel“, da es zum Hören einlädt. Und das Wort „Audio“ ist dabei Programm! Jede der Tafeln oder Karten wird nämlich mittels einer kostenlosen Ravensburger Begleit-App für das Smartphone oder Tablet gescannt. Sodann erklingt die App und gibt Bruchstücke einer Geschichte zum Besten. So sitzen die Spielerinnen und Spieler vor den Karten, können die Augen schließen und das Gehörte auf sich wirken lassen. Legt eure Aufmerksamkeit auf subtile Geräusche, wie das Knarzen, Knacken oder Klopfen und findet heraus, welche Mysterien in dem schottischen Landhaus existieren.



Die Regeln sind schnell erklärt. Denn es gibt nur zwei Mechanismen im Spiel: Lauschen und Lösen. Beim Lauschen scannt man eine Karte mittels der App und „lauscht“ einen Ausschnitt der Vergangenheit, welcher sich an diesem Objekt ereignete. Hier kann man nach Belieben die Audio-Sequenz wiederholen oder vor- und zurückspulen. Ihr sucht nach Objekt-Karten, die den selben Zeitabschnitt beschreiben und somit ein Set bilden. Um dies zu erkennen, gilt es hauptsächlich, die Ohren zu spitzen, aber auch die Bilder auf den Objektkarten bieten Hinweise auf deren Verknüpfungen. Jeweils drei der Objekt-Karten bilden mit einer Objekt-Tafel ein Kapitel. Sechs Tafeln bedeuten, dass es sechs Kapitel gibt. Wurde eurer Meinung nach genug gelauscht und ihr habt eine Kombination von drei Karten und einer Tafel die zusammenpassen, geht es ans Lösen.

Scannt dazu mit der Kamera zunächst die Objekt-Tafel, gefolgt von den drei Objekt-Karten. Die App verrät euch nun, ob und wie viele der gescannten Objekte zusammengehören. Welche Karten falsch liegen, müsst ihr durch erneutes Lauschen erkennen (oder ihr verwendet die Hilfe-Option in der App, die euch diesen Schritt abnimmt). Ist ein Kapitel absolviert, werden die gesamten Audio-Stellen des Kapitels erneut und mit weiterem Inhalt abgespielt. Danach widmet man sich dem nächsten Kapitel. Sind die Inhalte der sechs Kapitel alle richtig geordnet worden, müssen nur noch die Kapitel selbst in die richtige Reihenfolge gebracht werden, damit der Epilog ertönen darf.

Wichtig bei einem Spiel, das eine Geschichte transportieren möchte, ist, dass diese spannend ist. Die einzelnen Audio-Fragmente in „echoes – Die Tänzerin“ sind düster und unheimlich. Die Atmosphäre – ausgehend vom einem (Stepp-)Tanz-Studio – ist vielseitig und es gelingt schnell, die passende Spannung zu erzeugen. Die Spieleranzahl von 1 bis 6 Personen ist für eine Familie passend, für eine Spielergruppe als kooperatives Spiel sind die verteilten Aufgaben aber zu wenig, und daher ist die maximale Anzahl insofern zu hoch gegriffen. Und Vorsicht! Der Inhalt mit der Altersangabe ab 14 Jahren ist nichts für zartbesaitete Spielerinnen und Spieler.

Digitale Hybrid-Spiele gibt es bereits viele auf dem Markt. Neben den oben genannten Spielen „Unlock!“ und den „Adventure Games“ gibt es beispielsweise die Rätselspiele „Chronicles of Crime“ oder „Detective: A Modern Crime Board Game“. Jedoch hat sich kaum ein digitales Hybrid-Spiel einen so minimalistischen Ansatz zugetraut, wie es „echoes“ gewagt hat. Dazu kommt eine Spieldauer von ca. einer Stunde. Positiv ist, dass es kein Zeitlimit gibt. Die Zeit sollte man voll ausschöpfen, da man die Geschichte nur einmal spielt (oder besser: hört). Parallel zu diesem Spiel sind mit: „echoes – Der Mikrochip“ und „echoes – Der Cocktail“ bereits zwei weitere Teile bei Ravensburger Spiele erschienen.

In Zeiten von Hör-Erlebnissen wie ASMR und Apps, die Millionen an Nutzerinnen und Nutzern für Hörspiele begeistern, zielt dieses Spiel möglicherweise auf eine Zielgruppe ab, die bislang mit Brett- und Kartenspielen nicht in Berührung gekommen ist. Die atmosphärische Umsetzung gelingt sehr gut, die Handlung ist mysteriös und macht Lust auf weitere „echoes“. Wer länger andauernden Spielspaß sucht, bei dem auch das kooperative Spiel stärker im Vordergrund steht, oder einfach keine Freude an Apps hat, der sollte hier nicht zugreifen.

Fazit: Ihr verfügt über die „magische Gabe“, die Vergangenheit durch das Berühren von Objekten zu rekonstruieren? Dann seid ihr perfekt für die Lösung von Fällen wie diesem geeignet. Da im Alltag oft der Fokus auf dem Sehsinn liegt, ist es schön, ein Spiel mit Fokus auf dem Hörsinn zu haben. Langsam entsteht ein Gesamtbild, das einen erschauern lässt. Wer Gruselgeschichten mag, dem ist „echoes – Die Tänzerin“ ebenfalls sehr zu empfehlen.

echoes – Die Tänzerin
Brettspiel für 1 bis 6 Spieler ab 14 Jahren
Dave Neale, Matthew Dunstan
Ravensburger Spiele 2021
EAN: 4005556208128
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 9,95

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