Echo des Wahnsinns

„Echo des Wahnsinns“ versammelt elf kurze Horror-Comic-Geschichten aus dem Universum H. P. Lovecrafts. Der Titel ist an die Erzählung „Berge des Wahnsinns“ von Lovecraft angelehnt. Die Geschichten des Meisters der unheimlich-phantastischen Erzählungen dienen als Vorlage für diesen Band. Gefördert wurde er durch die Deutsche Lovecraft Gesellschaft.

von Markus Kolbeck

Der Band umfasst 112 Seiten, ist leider schon in rund einer Stunde durchgelesen und ist im Sphinx Spieleverlag / Cthulhu Webshop 2017 erschienen. Der Band ist im Kleinformat (ca. DIN-A5) und als Hardcover gestaltet. Die Comics sind keine direkte Umsetzung von Lovecraft-Geschichten, sondern von den Motiven des Horror-Autors inspiriert. Der US-amerikanische Autor Lovecraft hat von 1890 bis 1937 gelebt und ist also noch recht jung gestorben – an Krebs! Im Vorwort zum Comic heißt es da: „Der Meister der unheimlichen Erzählung gilt als einer der wichtigsten Begründer des modernen Horrorgenres nach Edgar Allan Poe.“ Das will viel heißen!

Lovecrafts Horror-Subgenre wird oft als Supernatural Horror oder Cosmic Horror bezeichnet. Er ist der Schöpfer des Cthulhu-Mythos, benannt nach einer der als Große Alte bezeichneten, blasphemischen Gottheiten. Zum Kernpunkt Lovecrafts literarischer Schöpfung heißt es im Vorwort: „Die philosophische Quintessenz seiner Geschichten ist die Realisierung der Insignifikanz der menschlichen Rasse angesichts der Übermacht und Fremdartigkeit jener [Großen Alten genannten] kosmischen Mächte, für die die Menschen nicht mehr sind als Ameisen.“

Der Band wird von der Deutschen Lovecraft Gesellschaft (dLG) gefördert und in deren Magazin „Lovecrafter Nr. 2“ kann man ein Interview mit Fufu Frauenwahl (einem der Autoren / Zeichner in „Echo des Wahnsinns“) und Marc Meiburg (dLG-Mitglied / hat den Band kostengünstig als Drucker hergestellt) lesen. Diese berichten, dass der Schauplatz der Comics hauptsächlich Wien und die österreichischen Alpen sind. So sind die ZeichnerInnen auch vornehmlich aus Österreich und nur drei aus Süddeutschland. Ferner ist einer ein Amerikaner, der in Wien lebt. Der Schauplatz der individuellen Lovecraft-Interpretationen weicht also schon einmal ab von den vor allem in den USA angesiedelten Originalgeschichten.

Der Band hat ein farbiges Coverbild und die Titelschrift ist bereits in jenem für den Band charakteristischen grünlichem Blau gehalten. Die Comics sind nämlich in Schwarz-Weiß gehalten mit einigen hervorgehobenen Elementen in diesem grünlichem Blau. Man kann darüber streiten, ob ein Vierfarbcomic nicht besser gewesen wäre, aber die Comics bekommen dadurch eine ausgesprochen künstlerische Zusatznote!

Inhalt

Die elf Comics samt den Autoren, der Seitenzahl und einem kurzen Kommentar (der nicht zu viel verraten soll!), sind:

1. „Die Ahnung“, Fufu Frauenwahl, 9 Seiten: etwas belanglos, aber interessante Pointe
2. „Der Alpenkonvent“, Andreas Drude, 9 S.: richtig cthuloider Horror
3. „Der Berg ruft“, Walter Fröhlich, Andreas Paar & Thomas Aigelsreiter, 17 S.: noch besserer cthuloider Horror, die beste und und eine der längsten Geschichten
4. „Verhandlungssache“, Heinz Wolf, 19 S.: humorvoll, Horror einmal etwas anders dargestellt
5. „Urlaub auf dem Land“, André Breinbauer, 10 S.: braucht etwas, um sich zu entwickeln
6. „Necronomicon 9 to 5“, Michael Hacker, 2 S.: kurzes Schmankerl
7. „Pickmanns Network“, S. R. Ayers, 9 S.: englischsprachig, deutsche Übersetzung im Internet, anders herum wäre besser gewesen
8. „Formal: Haut, Arnulf Rödler, 7 S.: Sci-Fi, etwas wirr
9. „Das Abbild“, Wolfgang Matzl, 5 S.: Impressionen, naja
10. „Die sexy Farbe“, Anna-Maria Jung, 2 S.: alberner Spaß
11. „Die Blockade“, Thomas Aigelsreiter, 5 S.: aus Lovecrafts fiktivem Leben, gut

Kritik

Wie man sieht, dürften die Comic-Künstler vielen unbekannt sein, vielleicht mit Ausnahme von Fufu Frauenwahl, der aus dem besagten Interview bekannt sein kann. Die Comic-Geschichten umspannen ein weites Sujet von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Von qualitativ hochstehend bis nicht so sehr ansprechend ist alles vertreten. Jeder der Künstler legt seine eigene Interpretation vor, von purem Horror bis Humor ist vieles dabei. Diese Vielfalt macht eine der Stärken des Bandes aus! Es bleiben aber nur Appetithäppchen, viele der Geschichten sind zu kurz, um sich voll zu entfalten. Das kann ein Vorteil sein, kann man die Geschichten doch auch Zwischendurch lesen, aber auch ein Nachteil, hat man sich vielleicht mehr Lesevergnügen erwartet (das wie oben erwähnt rund eine Stunde andauert).

Fazit: Positiv ist die künstlerische Herangehensweise an das Thema Lovecraft, insbesondere die farbliche Gestaltung weiß zu gefallen. Reizvoll sind die verschiedenen Zeichenstile, die die Comic-Künstler verwenden. Eher negativ ist die Kürze des Bandes (zudem auch verschwenderisch mit dem Platz umgegangen wird). Ich kann den Band allen Lovecraft-Fans empfehlen, für Lovecraft-Sammler ist er ein absolutes Muss! Es mag den einen oder anderen erfreuen, dass es vielleicht eine Fortsetzung von „Echo des Wahnsinns“ geben wird.

Echo des Wahnsinns
Horror-Comic
diverse Autoren
Sphinx-Spieleverlag 2017
ISBN: 978-3-9819016-0-3
112 S., Hardcover, deutsch / englisch
Preis: EUR 19,95

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