von Daniel Pabst
„Die Weiße Burg – Das Duell“ ist ein Kennerspiel für genau zwei Personen. Es erschien 2025 beim Kosmos-Verlag und stammt von Israel Cendrero und Sheila Santos, mit Illustrationen von Joan Guardiet. Als Inhalt enthält die handliche Box Folgendes: 1 Spielplan, 2 Familien-Tableaus, 32 hochwertige Holzspielsteine, 57 Karten, 20 Münzplättchen, 20 Siegelplättchen, 47 weitere Plättchen, 6 Ressourcenmarker und eine Spielanleitung.
Ihr verkörpert die Oberhäupter zweier einflussreicher Familien des antiken Japans, die um das höchste Ansehen am Hofe des Daimy? rivalisieren. Dafür stehen euch unterschiedliche Wege offen: Gärten pflegen, Samurai auf den Übungsplätzen platzieren, exotische Waren erwerben oder euren Höfling in der Burg die Ränge aufsteigen lassen. Auch wenn man am liebsten alles gleichzeitig tun würde, geht das natürlich nicht. Wie jede und jeder von uns nur ein Leben hat, so hat jede Person in dem Spiel „Die weiße Burg – Das Duell“ genau 12 Züge, wodurch vorausschauende Planung ebenso wichtig ist wie taktische Manöver.
„Die Weiße Burg – Das Duell“ orientiert sich klar am großen Vorbild „Die Weiße Burg“, welches ebenfalls beim Kosmos-Verlag erschienen ist. Hier wirkt alles jedoch fokussierter und deutlich direkter. Während das Original mit mehreren Spielern und einer breiteren Aktionspalette arbeitet, verdichtet die Duell-Version all diese Elemente zu einem straffen, taktischen Worker-Placement-Spiel mit einer Spieldauer von maximal einer Stunde.
Um das Spielgefühl zu intensivieren, gibt es keine klassischen Meeple, sondern Laternenmarker in drei Farben. Jede der sechs Laternen löst beim Einsetzen in der ersten Spielphase sofort die Laternenreihe (eine Art Einkommen) sowie zwei angrenzende Aktionen aus. Der eigentliche Clou folgt jedoch in der zweiten Spielphase. Nachdem nämlich jeder seine Marker aufs Spielfeld platziert hat, werden die Laternen zurückkehren – und zwar spielerunabhängig. Es spielt keine Rolle, wer welchen Marker gesetzt hat: Beide dürfen sich jeweils den obersten Zylinder einer Stapelreihe zurücknehmen. Dadurch entsteht ein spannendes Wechselspiel aus Planung und Timing: Früh platzierte Laternen liefern anfangs wenig Einkommen, können aber später lukrativ sein und beim Zurückholen den Sieg bringen.
Wie in vielen guten anderen Zwei-Personen-Duellspielen stellt sich ständig die Frage: Optimiere ich meinen eigenen Zug – oder grätsche ich meinem Gegenüber rein, um ihm Punkte zu nehmen? Die klare Struktur des Ablaufs erlaubt es sogar, einige Züge im Voraus zu kalkulieren. Mit zusätzlichen Karteneffekten bleiben die Züge komplex und bieten einen Wiederspielwert, da jede Partie dadurch anders wird. Zu Beginn wird man gut und gerne länger als die angegebenen 45 Minuten brauchen. Dennoch ist dieses Spiel deutlich kürzer und straffer als das Original für bis zu vier Personen. Wer nach dieser Duell-Variante also noch Lust nach mehr hat, kann dann noch nach dem Original Ausschau halten.
Thematisch passt auch das Duellspiel ausgesprochen gut nach Japan und nimmt damit den aktuellen Japan-Trend hervorragend auf. Die Burg Himeji als historischer Schauplatz verleiht dem ganzen Setting Glaubwürdigkeit und Flair. Samurai, Katanas & Kabutos, Origami, Nobori-Fahnen und die Laternen fügen sich allesamt harmonisch in diese Welt ein und schaffen eine atmosphärische Bühne für eure strategischen Duelle.
Fazit: „Die Weiße Burg – Das Duell“ bietet ein kompaktes, aber erstaunlich tiefes Duell-Erlebnis, das den Geist des Originals elegant in eine Zwei-Personen-Form gegossen hat. Trotz des schönen Designs und auch des japanischen Flairs, sollte man sich bewusst sein, dass sich dieses Duell an Kenner richtet und damit jeder Zug gut überlegt sein sollte, um den Sieg einfahren zu können. Ein empfehlenswertes, taktisch anspruchsvolles Spielerlebnis im kompakten Format für Zwei.
Die Weiße Burg – Das Duell
Brettspiel für 2 Spielende ab 12 Jahren
Israel Cendrero, Sheila Santos, Joan Guardiet
Kosmos Verlag 2025
EAN: 4002051685775
Sprache: Deutsch
Preis: 24,99 EUR
bei kosmos.de bestellen