Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler – Jagd auf den Unsichtbaren

Im zweiten Abenteuer der im Steampunk-Genre angesiedelten Jugendbuchreihe bekommen es Lucius Adler und seine Freunde mit einem unsichtbaren Spuk in den Straßen Londons zu tun.

von Johanna und Michael Wilhelm

Der junge Lucius Adler hat das ungewöhnliche Privileg, als Schützling des berühmten Meisterdetektivs Sherlock Holmes in Londons Baker Street 221b aufzuwachsen. Doch Lucius Adlers London unterscheidet sich deutlich von dem aus Sir Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes“-Romanen bekannten Setting: Luftschiffe schweben am Himmel, von Dampfkraft betriebene Droschken fahren auf den Straßen und in den Haushalten finden sich Automaten-Butler als Diener. Lucius’ Gefährten sind zwar dem Kindesalter noch nicht ganz entwachsen, stellen aber eine für Abenteuer prädestinierte Gruppe dar: Sebastian ist der Sohn des großen Abenteurers Allen Quartermain, Harold ist eine Art verrückter Erfinder in Ausbildung, nur nicht so verrückt, und Theodosia, das einzige Mädchen in der Runde, ist ein angehendes Medium.

Lucius selbst, der sich durch ausgeprägte detektivische Fähigkeiten auszeichnet, wächst eigentlich bei seiner Mutter Irene auf, die aber kürzlich unter mysteriösen Umständen untertauchen musste. Also hat er eine Bleibe bei deren Freund Sherlock Holmes, Doktor Watson und der warmherzigen Haushälterin Mrs Hudson gefunden.
Natürlich dauert es nicht lange, bis die Freunde ins nächste Abenteuer geraten. Auf einer Mumien-Öffnungs-Party, im damaligen Steampunk-London wohl der letzte Schrei, kommt es zu einem mysteriösen Vorfall mit einem Geist. Auch an anderen Orten Londons scheint es zu spuken. Nur merkwürdig, dass der Geist sich auch als Langfinger verdingt. Da ein alberner Spuk natürlich eines Meisterdetektivs nicht würdig ist, beginnen die jungen Helden zu ermitteln und kommen einer spannenden Geschichte auf die Spur. Sie begegnen dabei einer Reihe interessanter und skurriler Gestalten, erkunden Geheimlabore, unterirdische Tunnel und das neblige Themseufer. Das spannende Setting nimmt schnell vor dem inneren Auge des Lesers Gestalt an und man fiebert rasch mit den jungen Ermittlern, rätselt, was hinter dem mysteriösen Spuk stecken könnte.

Immer wieder stolpert der Leser über Genre-bekannte Figuren und Elemente, sei es die an die historische Madame Blavatsky, die Ende des 19. Jahrhunderts in London spiritistisch tätig war, erinnernde Madame Piotrowska oder schon der an den Klassiker von H.G. Wells angelehnte Titel. Es macht großen Spaß, den Roman nach solchen Anlehnungen zu durchforschen. Die Autoren schaffen es hervorragend, mit diesen kleinen Anspielungen, den Eindruck zu vermitteln, dass um die Geschichte herum eine noch weitaus größere und genauso interessante Welt zu erforschen ist.

Nicht vergessen werden darf die spannende und unterhaltsame Geschichte, die junge und erwachsene Leser gleichermaßen fesselt. Und so freuen wir uns schon auf den dritten (bereits erschienenen) Band.

Fazit: Bernd Perplies und Christian Humberg haben mit Lucius Adler und seinen Freunden eine sympathische Gruppe junger Helden in einer spannenden Geschichte und einer interessanten Welt geschaffen. Wir wünschen uns noch viele weitere mysteriöse Abenteuer im viktorianischen Steampunk-London.


Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler – Jagd auf den Unsichtbaren
Urban-Fantasy-Kinderbuch
Bernd Perplies, Christian Humberg
Thienemann Verlag 2016
ISBN 978-3-522-18438-0
304 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 12,99

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