von Sabine Dingeldein
Wir kommen in einem Verlies zu uns, unsere Erinnerung ist ausgelöscht. Einzig unseren Namen und unsere Herkunft können wir mühsam rekonstruieren. Danach – Schwärze. Im neuen „DSA“-Abenteuer-Spielbuch aus dem Hause Ulisses ist es das Ziel des Spielers, sowohl aus dem Gefängnis zu entkommen, als auch sein Gedächtnis wiederzuerlangen. Eine heikle Mission, die stundenlangen Spielespaß verspricht!
Das Abenteuer ist für nur einen Spieler ausgelegt. Damit auch Spieler ohne Erfahrung möglichst schnell loslegen können, sind anfangs kurze, aber dennoch gut verständliche Erklärungen und Regelerläuterungen vorangestellt. Während der ersten Kapitel sind immer wieder kurze graue Kästen eingeschoben, welche dann anhand eines konkreten Beispiels komplexere Dinge wie zum Beispiel das Kampfsystem genau erläutern, von erfahrenen Spielern aber auch problemlos übersprungen werden können. Die Erklärungen sind meines Erachtens äußerst gut verständlich und werden spätestens nach genauem Studieren der eingefügten Beispiele gut nachvollziehbar.
Um Spielen zu können, braucht man laut Beschreibung nur einen Bleistift, einen Radiergummi, einen W6 und einen W20. Dies ist allerdings bei genauerem Hinsehen nicht ganz korrekt: Zwar sind im Anhang zwei Helden mit kompletten Werten beigefügt – was allerdings fehlt sind Angaben, aus welchen Proben sich die einzelnen Talente zusammensetzen. So stößt der Anfänger bereits nach wenigen Minuten Spielspaß auf ein scheinbar unüberwindbares Hindernis. Als erfahrener Spieler greift man einfach schnell zu einem mit Sicherheit irgendwo daheim vorhandenen Charakterbogen, um dieses Problem zu lösen – es kann aber sicher nicht vorausgesetzt werden, dass „DSA“-Neulinge einen solchen mal eben zur Hand haben oder auf die Idee kommen, im Internet die notwendigen Proben zu recherchieren!
Im Anhang ist weiterhin eine Übersichtskarte eingefügt, welche die Orientierung im Spiel gewährleisten soll. Immer wenn spezielle Kartenpunkte im Verlauf des Abenteuers erreicht werden, soll der Spieler die entsprechende Kapitelzahl dort notieren, so dass sich nach und nach ein Bild des bereits erspielten Dungeons ergibt. Leider fiel mir die Handhabung dieser Karte eher schwer. Oftmals musste ich minutenlang hin und her überlegen, welcher der vielen angrenzenden Räume nun wirklich gemeint ist.
Außerdem sehr enttäuschend: Bereits nachdem ich das Abenteuer zu einem Viertel durchgespielt hatte, begannen sich einzelne Seiten des Buches aus der Fadenbindung zu lösen. Nach der Hälfte des Abenteuers bestand das Buch nur noch aus einzelnen Seiten. Das ist natürlich sehr ärgerlich, vor allem, da ich sehr vorsichtig mit Büchern umzugehen pflege und den Buchrücken nicht überdehnt habe. Auch für den Spielfluss ist eine reine Ansammlung an Blättern eher hinderlich und mindert die Benutzerfreundlichkeit enorm. Dieser Umstand ist umso bedauerlicher, da das gleiche Problem bereits bei der Erstauflage von „DSA4“ im Jahr 2003 aufgetrat.
Fazit: „Die Schwarze Eiche“ ist ein äußerst kurzweiliges Abenteuer, mit dem man viele amüsante und spannende Nachmittage verbringen kann. Die Story ist gut geeignet, um Anfänger schnell in die „DSA“-Welt einzuführen, ohne sie gleich mit der „DSA“-typischen Regel-Lawine zu überrollen. Aber auch fortgeschrittene Spieler haben an diesem Dungeon-Abenteuer mit Sicherheit ihren Spaß.
Abstriche müssen leider in Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit gemacht werden. Gerade die fehlenden Attributsangaben für die Talentwürfe können Neulingen sicher die Lust am Abenteuer verderben. Alles in allem kann man dieses Abenteuer jedoch jedem Rollenspieler, der einen Nachmittag ohne seine Gruppe verbringen muss, nur ans Herz legen!
Die Schwarze Eiche(Solo-Abenteuer)
Sebastian Thurau
Abenteuer-Spielbuch
Ulisses Spiele 2008
ISBN: 978-3-940-42425-9
56 Seiten, Softcover, deutsch
Preis: EUR 11,00
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