Die Saga der Zwerge 1: Redwin von der Schmiede

Nachdem die Comic-Serie „Elfen“ bei den Lesern so gut ankam, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine über Zwerge folgen würde. Doch handelt es sich dabei nur um das „schnelle Geld“ oder kann auch die „Zwergen“-Reihe an die Qualität der „Elfen“-Reihe anknüpfen? Der Ringbote sieht sich den ersten Band „Redwin von der Schmiede“ genauer an.

von Morgath

Als Texter für die auf fünf Bände angesetzte „Saga der Zwerge“ wurde der eifrige Nicolas Jerry gewonnen. Aus seiner Feder stammen einige der besten „Elfen“-Bände. Zudem hat er sich auch mit anderen Serien wie beispielsweise „Durandal“, „Troja“ oder „Odin“ einen Namen gemacht. Er legt Wert auf durchdachte Handlungsstränge und versteht es gut, mit Worten umzugehen. Auch der Zeichner Pierre-Denis Goux ist kein Unbekannter. Von ihm stammen beispielsweise „Mjöllnir“ oder „Die Meister der Inquisition“. Gute Voraussetzungen also für eine gute Reihe. Doch kommen wir zur Geschichte:

Der junge Redwin ist ein Ausgestoßener, der gehänselt oder gar gedemütigt wird. Dabei kann er nichts dafür. Schuld daran ist allein sein Vater. Dieser war und ist ein begnadeter Schmied, aber seitdem er sich weigert, Waffen zu schmieden, da er seine Kunst nicht dem Morden widmen wollte, wird er von allen Zwergen verachtet. Kein Zwerg kann sein seltsames Verhalten verstehen. Und auch sein Sohn Redwin kann es nicht. Auch Redwin ist ein begnadeter Schmied. Aber sein Vater weigert sich, ihn das Schmieden von Waffen zu lehren. Also macht er es zunächst heimlich, und schließlich verlässt er ihn, um seinen eigenen Weg zu gehen. Er möchte nicht mehr der Sohn eines ausgestoßenen Feiglings sein. Er möchte die Anerkennung der Zwerge. Er möchte gar Meister der Runen werden. Die höchste Position im Orden, die Kampfgeschick und Meisterschmied in sich vereint. Auch sein Vater hätte Meister der Runen werden können, wenn er es nur gewollt hätte. Doch der Weg eines Ausgestoßenen bis an die Spitze der Zwergengesellschaft ist steinig. Redwin muss bitteres Lehrgeld zahlen, zahlreiche Hindernisse überwinden und in der Arena viel Blut vergießen, ehe er zu den Kämpfen zugelassen wird, bei denen der Meister der Runen ermittelt wird. Doch sein größtes Hindernis ist immer noch er selber und sein Vaterkomplex …

„Redwin von der Schmiede“ erzählt die Geschichte eines Ausgestoßenen, der sich danach sehnt, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden, und der glaubt, diese erreichen zu können, indem er deren höchste Position erringt, nur um dann festzustellen, dass es nicht das ist, was er tatsächlich gesucht hat. Die Geschichte ist nichts Ungewöhnliches und in der oder einer ähnlichen Version auch schon in anderen Medien erzählt worden, aber Jerry setzt sie gekonnt in Szene. Die Charaktere, allen voran natürlich Redwin, sind überzeugend. Seine Motivation ist verständlich, die Entwicklung seines Lebens nachvollziehbar. Durch geschickte Formulierungen liest sich der Comic stellenweise richtig packend. Es gibt aber auch einige Längen, vor allem als die Kämpfe überhand nehmen. Das Ganze wird optisch schön umgesetzt. Es stimmt einfach alles: die Zwerge, die Kleidung, die Waffen, die Architektur oder die Werkzeuge; alles wird detailverliebt gezeichnet und sieht genauso aus, wie man sich das in einer Zwergenkultur vorstellt.

Wenn ich etwas kritisieren möchte, dann ist es die Darstellung der zwergischen Gesellschaft. Diese ist mir zu undurchsichtig und teilweise sogar zu unstimmig. Beispielsweise hat man zunächst den Eindruck, als ob der Meister der Runen der Herr über einen Orden der Zwerge sei, später stellt er sich eher als eine Art Gerichtskämpfer heraus. Zumindest hat Redwin, nachdem er den Posten bekleidet, nichts anderes mehr zu tun als ständig zu kämpfen. Auch hätte ich mir gewünscht, dass die Stellung der Orden besser beschrieben wird, denn eine Geschichte wirkt viel überzeugender, wenn sie in eine für den Leser nachvollziehbare Kultur eingebettet wird. Zwar wird im Anhang jedem Orden eine Seite gewidmet, aber die Informationen sind dürftig. Man erfährt beispielsweise, dass die fünf Orden die Säulen der zwergischen Kultur sind, allerdings bleibt unklar, welche Beziehung sie zu den Königen haben. Ist ein König das Oberhaupt eines Ordens? Oder gibt es die Orden in jedem Königreich? Das geht nicht eindeutig hervor. Für meinen Geschmack ist die zwergische Kultur zudem zu kriegerisch und zu brutal. Alles dreht sich nur ums Kämpfen. Vor allem um das Kämpfen unter den Zwergen. Das kenne ich so eher weniger. Aber das ist natürlich ein rein subjektiver Eindruck.

Fazit: Der erste Band von der „Saga der Zwerge“ ist ein solides Werk. Eine vernünftige Handlung, plausible Charaktere, eine nachvollziehbare Entwicklung, schöne Zeichnungen. Insgesamt ein guter Comic, nicht mehr, aber auch nicht weniger!


Die Saga der Zwerge 1: Redwin von der Schmiede
Comic
Nicolas Jarry, Pierre-Denis Goux
Splitter Verlag 2016
ISBN: 978-3-95839-244-1
64 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 14,80

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