Die Monster, die ich rief

Nach einem Kampf mit einem Werwolf stellt sich Owen Pitt die Frage, ob das Leben als Buchalter noch immer das Richtige für ihn ist. Glücklicherweise wird er auch gleich von den Monsterjägern angesprochen und entscheidet sich, für sie zu arbeiten. Die Regierung hatte ebenso ein Auge auf ihn geworfen, aber er auf seine Anwerberin von Monster Hunter International.

von Lars Jeske

„Mein Chef wurde zum Tier.“ – Ein Satz, den vermutlich jeder schon einmal gehört hat oder selber aussprach. Aber wortwörtlich meint man dies eher selten. Genau das passiert jedoch Owen Pitt, dem Protagonisten aus Larry Correias Debüt „Die Monster, die ich rief“. Der überarbeitete Buchhalter staunt nicht schlecht, als sein Chef nicht nur sprichwörtlich zum Tier wird. Denn um genau zu sein: Er verwandelt sich vor Pitts Augen in einen Werwolf – und zwar einen äußerst hungrigen. Glücklicherweise nimmt Owen Pitt den Kampf an und gewinnt diesen knapp. Ansonsten wäre es ein kurzes Buch geworden.

So aber konnte Bastei Lübbe dem Werk stattliche 652 Seiten auf Deutsch spendieren. Und das in normalgroßer Schrift und auf dickem Papier, alles in allem also ein gewichtiger Klopper. Aber zurück zur Geschichte: Um noch schlagkräftiger zu werden, lässt sich der frisch genesene Ex-Buchhalter von Monster Hunter International anwerben. Diese offiziell nicht existierende, jedoch staatlich teilfinanzierte Gruppe von Menschen hat sich der Jagd auf Wesen verschrieben, welche die Menschheit dezimieren wollen. Zombies, Vampire, Werwölfe – das Übliche eben. Denn diese gibt es wirklich und den Regierungen ist daran gelegen, eine Massenpanik diesbezüglich zu verhindern. Der Leser begleitet den angehenden Monsterjäger in das Bootcamp und auf die ersten Missionen.

Larry Correia legt ein überaus interessantes und kurzweiliges Debüt vor. Dabei war sein Start als Autor nicht ganz so leicht. Er veröffentlichte den Roman zunächst im Selbstverlag, um dann mit zunehmendem Erfolg endlich bei einem Verlag unterzukommen (Bean Books). Mittlerweile kann man auch schon auf die Fortsetzungen hoffen, sind doch „selbstverständlich“ weitere Romane geplant. Derzeit ist die Gesamtstory als Trilogie konzipiert. Dennoch ist das Buch eine abgeschlossene Geschichte, aber die gut beschriebenen und glaubwürdig entworfenen Charaktere würde man in der Tat gern erneut treffen.

Die Story selbst ist plausibel und sogar das es gleich um die Rettung der Welt geht, ergibt sich glaubwürdig aus der Handlungsführung. Nie wird über die Stränge geschlagen oder die Story zu unglaubwürdig oder abgefahren. Selbst die – vor allem am Anfang komisch anmutenden – Traumsequenzen ergeben nach und nach Sinn, da sie vor allem Hintergrundinformationen geben beziehungsweise den thematisierten Nebenhandlungsstrang passend in die Hauptgeschichte integrieren. Mein Tipp: Am Anfang einfach weiterlesen, selbst wenn diese die Story nicht voranzubringen scheinen und nicht erklärt werden, wodurch sie etwas befremdend wirken. Somit geht es vor allem hier dem Leser ebenso wie dem Protagonisten: Erst einmal hinnehmen und gucken wie alles kommt, um das Beste daraus zu machen.

Schön sind auch die gelungenen Seitenhiebe auf gängige Normen und Ideale. Ebenso gibt es eine hervorragende Stellungnahme zu Tolkiens nahezu axiomatisch anmutenden Definitionen der primären Fantasy-Rassen. Durch die vergleichsweise unorthodoxe Sprechweise einzelner Charaktere wirkt die Geschichte von Larry Correia wie aus dem alltäglichen Leben gegriffen. Einem Leben, vor dem die Meisten von uns aber dank der Monsterjäger Tag für Tag verschon bleiben. Selbst wenn man dafür die Beweggründe eines Waffennarren nachvollziehen muss. Eine tolle Actiongeschichte mit einem Schuss Liebe, Drama und unerwarteten Wendungen. Sogar Fans von „Arkham Horror“ werden Teile dieser Weltbetrachtung wiedererkennen, ohne dass es epigonal wirkt.

Fazit: „Die Monster, die ich rief“ hat einen komischen deutschen Titel verpasst bekommen, die Story ist aber schön und liest sich flüssig. Die zusammengestellte Söldnertruppe der MHI erlebt man in spannenden Einsätzen gegen diverse Monster mit einem hervorragenden Showdown. Das Buch würde sich sicher auch gut verfilmen lassen. Die Story ist in sich abgeschlossen, im Klappentext wird jedoch schon darauf verwiesen, dass es eine Trilogie werden könnte – wenn diese Storyline erneut so überzeugt, dann immer her damit.


Die Monster, die ich rief
Urban-Fantasy-Roman
Larry Correia
Bastei-Lübbe 2014
ISBN: 978-3404207558
656 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 16,00

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