Die Legenden der Drachenlanze 1 - Die Brüder

Die Schlacht um die fantastische Welt Krynn ist geschlagen, die Mächte des Chaos und der Ordnung befinden sich wieder im Gleichgewicht. Doch der Frieder ist trügerisch ...

von Morgath

„Die Legenden der Drachenlanze“ ist die Fortsetzung des epochalen Epos um die Drachenlanze, das mit den Chroniken seinen Anfang nahm. Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen diesmal die Brüder Raistlin und Caramon Majerer.

Raistlin und Caramon sind Brüder, wie sie ungleicher nicht sein können. Caramon ist ein muskelbepackter Krieger mit einem durchtrainierten Körper. Er hat ein großes Herz und einen kleinen Verstand. Raistlin ist ein hässlicher Krüppel von schwächlicher Natur. Sein Herz ist kalt, doch sein Verstand messerscharf. Sein größter Vorzug ist aber seine außergewöhnliche Magiebegabung. Als Kind war er auf den Schutz seines großen Bruders angewiesen, weil er ansonsten hilflos dem Spott seiner Altergenossen ausgeliefert war („Kinder können ja so grausam sein!“). Doch Raistlin erkannte sein Potenzial, schlug die Laufbahn eines Magiers ein und wurde immer mächtiger. Dabei stand sein Bruder stets fürsorglich an seiner Seite. Am Ende der Chroniken ist Raistlins Macht schließlich so groß, dass er sich dem Schutz seines Bruders entsagt und seinen eigenen Weg geht – einen dunklen Weg!

Er zog sich in den finsteren Turm der Erzmagier zurück und ward seitdem nicht mehr gesehen. Seitdem sind fast zwei Jahre vergangen, doch Raistlin ist nicht untätig gewesen. Er studierte die Magie und suchte einen Weg zu grenzenloser Macht. Schließlich glaubt er einen solchen gefunden zu haben. Er beabsichtigt in der Zeit kurz vor der Umwälzung (der Moment, in dem die Götter die Welt verließen, womit gewaltige Erdbeben einhergingen) zurückzureisen, um sich die Macht des finsteren Magiers Fistandantilus einzuverleiben.

Doch sein Plan wird bekannt. Sein Bruder Caramon soll ihm folgen, um das zu verhindern. Doch ist Caramon dieser Aufgabe gewachsen? Nachdem sein Bruder ihn zurückgelassen hatte, verlor er seinen Lebenssinn. Er begann zu trinken und sich zu vernachlässigen. Nun ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Ein versoffener Fettwanst!

„Die Legenden der Drachenlanze“ knüpfen inhaltlich an die Chroniken an und erzählen ein weiteres phantastisches Abenteuer aus der zauberhaften Welt Krynn. Oder genauer: den Beginn eines solchen Abenteuers, denn auch die Legenden beruhen auf einem mehrbändigen Roman. Auch wenn die Brüder Raistlin und Caramon im Mittelpunkt der Geschichte stehen, so tauchen auch die anderen (lieb gewonnenen) Gefährten (aus den Chroniken) wie der Kender Tolpan oder der Halbelf Tanis auf. Der kundige Leser findet sich daher schnell in das Geschehen ein.

Die Geschichte liest sich insgesamt sehr fesselnd. Zum einen weil mit den ungleichen Brüdern die – meiner Meinung nach – interessantesten Charaktere der Drachenlanze im Mittelpunkt stehen und zum anderen weil der Leser erstmals konkretere Informationen über die so genannte Umwälzung erhält, die in den Chroniken zwar oft angesprochen aber nie genau beschrieben wurde.

Einzig der Anfang ist etwas gewöhnungsbedürftig, weil der „neue Caramon“ charakterlich sowie zeichnerisch aus dem gewohnten Rahmen fällt. Zunächst ist für mich verwunderlich, warum Caramon sich so gehen lies, obwohl er doch in Tika eine liebenswerte Frau gefunden hat, die seinen Bruder mehr als ersetzen kann. Dann ist auch noch zeichnerisch aus dem einstigen Tarzan-Verschnitt (muskelbepackter Adonis) ein „fettes Schwein“ geworden. Ich habe auch meine Zweifel, ob man innerhalb von so kurzer Zeit, so auseinander gehen kann, werde dies aber in einem Selbstversuch überprüfen (der Ringbote wird berichten...). Da sich Caramon aber später wieder wandelt und zur alten Form aufläuft, kann man darüber letztlich hinwegsehen.

Aber auch die Konstruktion der Welt weist einige Schwächen auf. Man merkt immer wieder, dass Krynn nicht so tief durchdacht ist, wie das beispielsweise bei Tokiens Mittelerde der Fall ist. So heißt es beispielsweise, dass nur die von den Göttern erschaffenen Rassen (Elfen, Menschen und Oger) in der Zeit reisen dürfen, während es den zufällig entstandenen Rassen wie Kendern oder Zwergen verwehrt sei. Ein plausibler Grund für diese Differenzierung wird aber nicht genannt.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Stärken des Comics eindeutig im Unterhaltungswert liegen. Auch wenn der Leser sich an einigen Punkten stören mag, wird er den Comic doch verschlingen, da die Geschichte schnell an Fahrt aufnimmt und bis zur letzten Seite spannend bleibt.

Fazit: Mit „Die Brüder“ wird ein neues Abenteuer aus der Welt der Drachenlanze eingeleitet, das den Leser schnell in seinen Bann zieht und beste Unterhaltung bietet. Wer die Chroniken kennt, sollte die Legenden nicht missen. Aber auch neue Leser dürften sich schnell in der Welt der Drachenlanze zurechtfinden, da ein neues Abenteuer beginnt.


Die Legenden der Drachenlanze – Die Brüder
Comic
Margarete Weis, Tracy Hickmann, Andrew Dabb, Davir Cole
Panini Comics 2009
ISBN: 978-86607-739-3
ca. 140 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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