Die 7 Abschiedsbriefe des Mr. Pomeroy

Unlängst endete die SPIEL 2015. Traditionsgemäß hatte die Redaktion Phantastik wie in jedem Jahr einen neuen Abenteuerband für ihr Detektiv-Rollenspiel „Private Eye“ im Gepäck. Der mittlerweile neunte Abenteuerband trägt den langen Titel „Die 7 Abschiedsbriefe des Mr. Pomeroy“. Lohnt sich die Anschaffung?

von André Frenzer

Bevor ich mit der eigentlichen Rezension beginne, sei mir die obligatorische Spoilerwarnung erlaubt: Die Besprechung von Abenteuerszenarien vermag kaum komplett ohne Hinweise auf die Handlung auszukommen. Das ist natürlich besonders bei einem Detektivabenteuer für den Leser, der es noch als Spieler erleben möchte, ärgerlich. Diesem sei angeraten, gleich bis zum Fazit vorzuspringen.

Worum geht es? Mr. Pomeroy ist tot, daran gibt es keinen Zweifel, hängt doch sein Leichnam gut sichtbar aufgeknüpft im Torbogen der alten Schlossruine. Dass es ein Selbstmord war, scheint auf den ersten Blick ebenso unzweifelhaft, stammt doch der Abschiedsbrief in seiner Tasche eindeutig aus seiner Hand. Sonderbar aber erscheint dem dörflichen Polizisten allerdings der Umstand, dass seine Familie noch sechs weitere Abschiedsbriefe aus der Feder des Verstorbenen auffindet. Und wer ist der zweite Tote, der im Arbeitszimmer des Mr. Pomeroy auf dem Boden liegt? Grund genug, um mit den Detektiven ein paar Profis zu Rate zu ziehen, die den Constabler bei seinen unbeholfenen Ermittlungen dringend unterstützen sollen. Und schon bald stellt sich heraus, dass die Liste der Verdächtigen lang ist, hat doch Mr. Pomeroy gerade am Vorabend seines Todes seiner Familie eröffnet, dass er alsbald gedenke, seine blutjunge Geliebte zu ehelichen …

Abseits aller großen politischen Ränkespiele, wie sie schon öfters Thema in „Private Eye“-Abenteuerbänden waren, entspinnt Autor Oliver Quick ein Familiendrama, das alle Zutaten einer großen Tragödie mitbringt. So können die Detektive nicht nur dem Täter auf die Schliche kommen, nein, auch die Umstände der Ermordung des Mr. Pomeroy gilt es aufzuklären. Dabei gibt es noch einige Nebenkriegsschauplätze, die ebenfalls nach Beachtung verlangen – nicht nur, um weitere Verbrechen aufzuklären, sondern vor allem auch, um weitere Morde zu verhindern.

„Die 7 Abschiedsbriefe des Mr. Pomeroy“ ist vorbildlich aufbereitet. In aller Ausführlichkeit werden die handelnden Personen vorgestellt; außerdem wird mit dem Herrenhaus der Pomeroys ein interessanter – und sicher auch für spätere Abenteuer in Details wieder zu verwendender – Abenteuerschauplatz detailliert beschrieben. Im Anhang finden sich – neben einem ganzen Haufen Handouts, welche die Detektive auf die richtige Spur bringen sollen – auch eine Beziehungsübersicht aller handelnden Nichtspielercharaktere, Hinweisübersichten und Karten. Dem Spielleiter wird damit eine umfangreiche Materialsammlung an die Hand gegeben, um bei dem doch recht komplexen Fall nicht die Übersicht zu verlieren.

Das Cover wurde wiederum von Manfred Escher designt, der wie gewohnt eine Collage aus wichtigen Motiven des Szenarios zusammenstellte. Auch das Layout des Abenteuers ist insgesamt schlicht aber hübsch. Viele Schwarz-Weiß-Photographien zieren die Seiten, das Schriftbild ist klar und gut lesbar, Zusatzinformationen sind in schwarzen Textkästen gut kenntlich abgesetzt. Damit reiht sich der Band nahtlos in die Veröffentlichungen der Redaktion Phantastik ein.

Fazit: „Die 7 Abschiedsbriefe des Mr. Pomeroy“ ist ein spannender, komplexer und doch persönlicher und nahegehender Fall. Die Aufbereitung ist vorbildlich, die beschriebene Szenerie fängt das Landleben im Gaslicht-Zeitalter Englands charmant ein. Wer auf der Suche nach einem neuen Abenteuer für Detektive ist, macht mit dem Kauf sicherlich nichts falsch. Empfehlenswert!


Die 7 Abschiedsbriefe des Mr. Pomeroy
Abenteuerband
Oliver Quick
Redaktion Phantastik 2015
ISBN: 978-3000496943
48 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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