Der Schatz von Blaustein (Heldenwerk)

Das neueste Heldenwerk wendet sich mit dem Kosch-Gebirge wieder Zentralaventurien zu. Man kann der Reihe wirklich nicht vorwerfen, keine regionale Flexibilität zu liefern. Lohnt sich der Ausflug in das mittelaventurische Gebirge, oder verschwenden Helden hier nur ihre Zeit?

von André Frenzer

Die Geschichte dieses Abenteuers beginnt vor rund 300 Jahren, als der Kaiserdrache Drakkin sein Unwesen im Kosch trieb. Dieser wurde seinerzeit vom tapferen Junker Leosil erschlagen, welcher nicht nur zum Herrn der Region ernannt wurde, sondern auch den Karfunkel aus Drakkins Kopf an sich nahm. Dieser beinhaltet – wie Aventurienkenner wissen – die Seele des toten Kaiserdrachen. Als nun der Nachfahre des tapferen Junkers, Balinor von Schwanenbrück, eines Tages die Truhe mit dem Karfunkel kurz öffnete, gelang es dem Drachen, einen telepathischen Ruf an einen seiner Nachkommen zu senden. Seither terrorisiert der junge Kaiserdrache Drakantor wieder das Umland und fordert die Herausgabe des Karfunkels.

Die Helden wiederum kommen eher zufällig des Weges, als sie von der Elfe Dimeloe Silberwind angeworben werden, um Drakantors Wunsch nachzukommen. Es gilt also, in die Burg Blaustein – benannt nach dem berühmten Erbstück der Familie – einzudringen und den Karfunkel an sich zu bringen. Dumm nur, dass es noch weitere Parteien gibt, die sich mit demselben Gedanken tragen: eine Tsa-Geweihte, welche die Seele des Drachen erlösen will, und ein paar drachenhassende Zwerge, welche der Seele des Drachen den Garaus machen wollen. Einzig das Geschick der Helden sowie ihre Fähigkeiten entscheiden darüber, wer den Karfunkel schließlich an sich bringen kann.

„Der Schatz von Blaustein“ lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Wenden wir uns zunächst dem Positiven zu: Der eigentliche Raubzug ist äußerst abwechslungsreich und auch wirklich interessant gestaltet. Hier wird der Platz des „Heldenwerk“-Formats sehr gut genutzt. So kann es einige eher unfreiwillige nächtliche Begegnungen ganz unterschiedlicher Couleur geben, wenn sich die Helden zum Beispiel mit spielenden Kindern oder einer liebestollen Adelsdame herumschlagen müssen. Zugleich wurde ein intelligenter Mechanismus implementiert, um den Handlungen der Helden Gewicht auf den weiteren Verlauf der Geschichte zu geben, denn je nach eigenem Fortschritt erzielen auch die anderen in den Raub involvierten Gruppierungen Erfolge. Was fehlt, ist eine Karte der Burg, was gerade bei der Planung eines Raubzugs natürlich mehr Spielspaß versprochen hätte.

Negativ ist mir allerdings der Rahmen rund um den eigentlichen Raubzug aufgefallen. Die Anwerbung durch die Elfe ist eher eine fragwürdige Motivation. Ein Kaiserdrache ist ein wohl eher überdimensionierter Gegner, der seine Probleme mit der Burg Blaustein wahrscheinlich auch problemlos alleine lösen könnte. Und das Finale, welches sich vom Autor als eine Art Diskussion zwischen allen Beteiligten vorgestellt wird, wirkt ein wenig an den Haaren herbeigeschrieben. Was bleibt, ist ein hervorragender Steinbruch für Einbruchsabenteuer aller Arten, welchen ich in vorliegender Form allerdings nicht in Gänze spielen wollen würde.

Optisch erwarten den Leser keine großen Überraschungen. Die wenigen Illustrationen sind eher zweckmäßig, eine Karte des Junkerguts ist zwar abgedruckt, aber irgendwie seltsam gestaltet und schwer zu deuten. Das Layout wiederum ist sauber und aufgeräumt, Textkästen mit Spielwerten erhöhen die Wiederauffindbarkeit derselben. Lektorat und Korrektorat sind gut gelungen.

Fazit: „Der Schatz von Blaustein“ vereint tolle Ideen rund um einen nächtlichen Raubzug mit einer eher konstruiert wirkenden Rahmenhandlung. Als Ideensteinbruch eine wahre Fundgrube.

Der Schatz von Blaustein (Heldenwerk)
Abenteuerband
Jonathan Lingen
Ulisses Spiele 2025
ISBN: n. a.
16 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 5,95

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