Den Sternen so nah (Heldenwerk)

Ein geheimnisvolles Verbrechen in einem Kloster? Wer denkt da nicht an den Klassiker „Der Name der Rose“. Doch vielleicht vermag ja die jüngste Ausgabe der „Heldenwerk“-Reihe dem Motiv noch ein paar neue Ideen zu entlocken. Riskieren wir gemeinsam einen Blick.

von André Frenzer

Im Südwesten Aventuriens liegt Sancielo – und nirgends sonst auf dem Kontinent ist man den Sternen so nah. Denn das abgelegene Kloster in den Goldfelsen beherbergt das größte Teleskop Aventuriens. Hier studieren Geweihte der Hesinde ebenso wie profane Sternenkundler die Gestirne. Doch scheint dort nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Denn die Hesindekirche plant die Weihe eines heiligen Artefaktes, eine Zeremonie, deren Vorbereitung bereits seit einiger Zeit andauert. Doch nun ist eine Draconiterin verschwunden, welche im Auftrage der vinsalter Tempelvorsteherin Lucara von Vinsalt diese überprüfen sollte. Also wendet sich die Kirche an die Helden, um nach der Verschwundenen zu suchen.

An dieser Stelle nun folgt der eine oder andere Spoiler; Spielern sei angeraten, den Rest der Rezension einfach nicht zu lesen. Denn tatsächlich gibt es gleich zwei Parteien in Sancielo, deren Ziele sich mit denen der Helden kreuzen werden. Da ist auf der einen Seite der Abt Borgrad, welcher zwar einst treu der Hesinde diente, sich mittlerweile aber dem Namenlosen verschrieben hat. Er hat nicht nur die Draconiterin aus dem Weg geschafft, sondern zugleich auch mithilfe vergifteter Pilze einige der Einwohner des Klosters zu Jüngern des Namenlosen konvertiert. Ihr Ziel ist es, das heilige Artefakt der Kirche nicht der Hesinde sondern dem Namenlosen zu weihen. Auf der anderen Seite steht Kedor Grimani, vorgeblich Gärtner des Klosters doch in Wahrheit ein meuchelnder Xeledon-Geweihter, welcher den Mord an der Draconiterin beobachtet hat und sich nun seinerseits als Werkzeug der Rache seines chaotischen Gottes sieht. Er beginnt damit, die Mörder auf seine Art zur Rechenschaft zu ziehen.

Trotz der recht komplexen Gemengelage gelingt es Autor Lars Wohlberg, alle notwendigen Informationen auf den wenigen Seiten eines „Heldenwerks“ zu präsentieren, um eine spannende Ermittlung innerhalb der abgelegenen Klostermauern zu ermöglichen. Wir erfahren alles Wichtige über die Örtlichkeiten – sogar an eine kleine Karte wurde gedacht. Außerdem werden alle Einwohner des Klosters nebst ihren Motiven und Geheimnissen vorgestellt. Ein normaler Tagesablauf sowie die wichtigsten Ereignisse bis hin zum Finale werden in knapper, aber ausreichender Form präsentiert, damit die Spielleitung die Rahmenhandlung gestalten kann. Besonders schön: Durch die Weihe eines Artefakts der Hesindekirche erhält diese „Heldenwerk“ eine gewisse Epik, ohne gleich Ereignisse mit einer kontinentalen Tragweite auszulösen.

Optisch erwarten den Leser keine großen Überraschungen. Schön ist, dass jedem NSC ein eigenes Porträt spendiert wurde, allerdings ist das „Heldenwerk“ sonst sehr spärlich bebildert. Das Layout ist ordentlich und aufgeräumt, an alle notwendigen Spielwerte und ein paar Regelerläuterungen wurde ebenso gedacht. Damit ist „Den Sternen so nah“ ein schönes, rundes Paket, welches zum Spielen einlädt.

Fazit: „Den Sternen so nah“ bietet nicht nur ein gelungenes Detektivabenteuer mit handfester Action, sondern auch eine gewisse Epik. Außerdem nutzt es den wenigen Platz des Formats sehr gut aus und stellt damit eine hervorragende Ausgabe der Reihe dar.

Den Sternen so nah (Heldenwerk)
Abenteuerband
Lars Wohlberg
Ulisses Spiele 2025
ISBN: n. a.
16 S., Softcover, deutsch
Preis: 5,95 EUR

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