Der Kartograph

„Der Kartograph“ ist optisch und thematisch in der Welt des modernen Klassikers „Roll Player“ angesiedelt. Als eigenständiges Spin-Off stellt es aber keine Erweiterung dar. War „Roll Player“ aber ein Würfelspiel, ist „Der Kartograph“ ein Kartenspiel.

von Michael Wilhelm

Im Auftrag von Königin Gimnax erkunden wir die nördlichen Reiche, um eine Karte zu erstellen, die bei deren Besiedelung von Nutzen sein wird. Doch wir sind nicht alleine, denn auch die Dragul erheben Anspruch auf das Land. Also schnappen wir uns einen Landkarten-Plan, bereiten die Karten vor und bewaffnen uns mit einem Bleistift. Es gilt, eine Karte zu zeichnen!

Aus 13 Erkundungskarten wird ein Erkundungsstapel vorbereitet; 4 Hinterhalt-Karten mit Monster-Angriffen werden im Laufe der vier Jahreszeiten dazugemischt. Diese 4 Jahreszeit-Karten geben den Spielablauf vor, während die Dekret-Karten, zusammen mit 4 der insgesamt 16 Wertungs-Karten, die für das aktuelle Spiel geltenden Siegpunkt-Bedingungen vorgeben.

Im ersten Moment erinnert „Der Kartograph“ an einen Vertreter der aktuell ziemlich beliebten Write-and-roll-Spiele. Wir sehen aber weit und breit (ganz anders als bei „Roll Player“) keine Würfel. Pegasus nennt das Spiel daher ein „Flip & Write“-Spiel Ist „Der Kartograph“ also das erste Exemplar eines neuen Genres?

„Der Kartograph“ ist für bis zu 100 Spieler gedacht. Netterweise spielen alle gleichzeitig, also gibt es auch bei höherer Spielerzahl keine Wartezeiten. Zu Frühlingsbeginn wird der Erkundungsstapel mit einem Hinterhalt gemischt und anschließend die erste Karte gezogen. Auf den Karten sind Geländearten wie Wald, Dorf, Acker und Wasser. Zusätzlich gibt die Karte eine Tetris-artig anmutende Form vor, die in der eigenen Landkarte untergebracht werden soll. Manche der Karten geben zwei Geländearten oder Formen zur Auswahl. Außerdem gibt es Ruinen-Karten, die dazu führen, dass die folgende Geländekarte auf einem Feld mit Ruine auf der Landkarte existiert. Ansonsten sind wir ziemlich frei im Gestalten der Karte. Lediglich die Berg-Felder müssen wir meiden.

Punkabzug gibt es für Monster. Auch die Hinterhalte werden mit den Tetris-artigen Formen auf der Karte verzeichnet. Nach meist vier oder fünf Erkundungskarten ist die Jahreszeit vorbei und eine Zwischenwertung findet statt. Dabei gibt es beispielsweise Punkte für Waldfelder am Rand der Karte, für Dörfer mit mindestens sechs Feldern oder für Wasserfelder, die an Ruinen grenzen. Punktabzug gibt es für Monsterfelder. Die werden netterweise von den Mitspielern eingezeichnet und sind besonders unangenehm, solange sie nicht von anderen Geländearten begrenzt werden.



Dank der 16 Wertungskarten, von denen je Partie nur vier zum Einsatz kommen, gibt es einen hohen Wiederspielwert. Auch innerhalb jeder Partie wandelt sich das Spiel, da in jeder Jahreszeit nur zwei der vier ausliegenden Wertungskarten zählen. Nach der vierten Jahreszeit gibt es noch eine Abschlusswertung. In den meisten Partien dürfte das nach gut 30 bis 40 Minuten so weit sein. Außer, die Spieler geben sich besonders viel Mühe, ihre Landkarten mit topographischen Details zu versehen.

Im Grundspiel mitgeliefert wird eine Mini-Erweiterung aus 8 Karten: „Fertigkeiten“. Davon kommen je Partie drei zum Einsatz. In jeder Jahreszeit kann ein Spieler eine davon aktivieren, muss dafür ein paar Goldmünzen bezahlen (die man vorher durch Geländekarten oder durch Umbauen der Berge auf dem eigenen Landkarten-Plan erhalten kann). Damit können zum Beispiel Hinterhalt-Karten abgeschwächt oder zusätzliches Gelände auf der eigen Karte eingezeichnet werden.

In der Box sind neben 50 Karten und vier Bleistiften 100 Landkarten-Pläne. Das sollte eine ganze Weile reichen, wenn man nicht mit 100 Mitspielern spielt. Das Design der Karten ist funktional, die Illustrationen stimmungsvoll. Und mit ein wenig Elan kann man aus jedem Landkarten-Plan ein nettes Unikat zaubern. Immerhin soll man zu Beginn der Partie neben dem eigenen Namen auch den Namen der Provinz, einen Titel und das Familienwappen vermerken.

Fazit: „Der Kartograph“ ist ein nettes kleines Karten-Spiel mit interessantem Tetris-Puzzle-Mechanismus und dank der zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten sehr abwechslungsreich. Als (meines Wissens) erster Vertreter des neuen Subgenres „Flip & Write“ kann man gespannt sein, was künftig aus den Mechanismen gemacht wird. Bis dahin werden wir weiter munter im Auftrag der Königin eine Landkarte nach dem anderen raushauen. Bei uns kommt es jedenfalls gerne als leichte Kost für zwischendurch auf den Tisch.

Der Kartograph
Kartenspiel für 1 bis 100 Spieler ab 10 Jahren
Jordy Adan
Pegasus Spiele 2019
EAN: 4250231726026
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 19,95

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