von André Frenzer
Mit „Zwergenkummer“ kehrt die Reihe der „Heldenwerke“ wieder ins Mittelreich zurück, dieses Mal sogar ins Herz, die Kaisermetropole Gareth. Hier werden die Helden angeworben, um Einfluss auf die Wahl des Zunftmeisters der Stellmacher zu nehmen. Gleich drei reiche Familien haben ein Auge auf den Posten geworfen. Zünglein an der Waage bei der bevorstehenden Wahl ist allerdings der Stellmacher Bromm, Sohn des Baramold. Dieser allerdings gilt als griesgrämig und verschlossen. Können die Helden sein Vertrauen gewinnen und zugleich seine Stimme bei der bevorstehenden Wahl?
Die Ausgangslage dieses „Heldenwerks“ ist nicht uninteressant, und der gewählte Schauplatz ist es schon gar nicht. Leider begeht diese Ausgabe einmal mehr den Fehler, zu viele Aspekte in einem Kurzabenteuer vereinen zu wollen. Denn der Grund des zwergischen Grams liegt in einem Streit mit einem ehemaligen Lehrling, dessen Handlungen Bromm gekränkt haben. Zugleich hat aber auch die Intrige eines niedrigen Landadeligen irgendwie mit der Geschichte zu tun, und zu guter Letzt müssen die Helden natürlich auch noch in die berüchtigte Dämonenbrache. Hier treten nicht nur wahllos eingestreut wirkende Moorleichen auf, sondern auch gleich der intrigante Landadelige, der – völlig ohne Not – seinen Hals riskiert, um die Heldengruppe auszuschalten. Klingt verworren? Nicht weniger als der Pfad dorthin, denn um Hinweise auf den Verbleib des ehemaligen Zwergenlehrlings zu erhalten, sollen die Helden nahezu wahllos in den Garether Tavernen und Co. herumstochern und solche Heldentaten wie das Verhindern einer Kneipenschlägerei oder den Transport einer Kiste vollbringen.
Neben der wenig konsistenten Handlung, die sogar in sich kaum schlüssig erscheint, bietet das Format des „Heldenwerks“ auch schlicht viel zu wenig Platz, um einer Metropole wie Gareth gerecht zu werden. Einige wenige Hinweise und ein paar eher biedere Schauplätze sollen ausreichen. Ebenso fehlt Platz für die vielen gutgemeinten Optionen, welche der Autor anbietet: So sind zusätzliche Konkurrenten anderer Stellmacherhäuser ebenso vorgesehen wie lustige Zotentouren mit dem betrunkenen Stellmachermeister Bromm. Wie diese genau aussehen sollen oder wie überhaupt ein Einbinden mancher Option aussehen könnte, überlässt der Text dann allerdings komplett der Fantasie des Spielleiters.
Daneben weiß mir dieses Mal auch die vorgestellte Figurenkonstellation nicht zu gefallen. Bromm mäandert zwischen Bärbeißigkeit und bierseliger Kindlichkeit, dass es vor Zwergenklischees nur so trieft. Die Beteiligten an der – für das Abenteuer eigentlich völlig unnötigen – Familienintrige werden so oberflächlich beschrieben, dass sie kaum Kontur erhalten und der so lange gesuchte Lehrling spielt im Abenteuer dann keine andere Rolle, als ohnmächtig aufgefunden zu werden.
Optisch erwarten den Leser keine großen Überraschungen. Schmunzeln musste ich über die winzige Karte von Gareth, welche dem „Heldenwerk“ spendiert wurde. Wer sich damit zurechtfinden muss, dürfte in Schwierigkeiten geraten.
Fazit: Ich schätze das Format des „Heldenwerks“ sehr, wenn man seine Grenzen gut ausnutzt. „Zwergenkummer“ will zu viel und scheitert dadurch am gegebenen Format.
Zwergenkummer (Heldenwerk)
Abenteuerband
Moritz Rother
Ulisses Spiele 2025
ISBN: n. a.
16 S., Softcover, deutsch
Preis: 5,95 EUR
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