D&D: Vergessene Reiche: Die Legende vom Dunkelelf: Der König der Orks

Das Jahr der wilden Magie ist angebrochen, und zwischen den Völkern der Silbermarken, den Zwergen, Orks und Elfen, flammen die alten Feindseligkeiten erneut auf. Doch der Zwergenkönig Bruenor und sein Freund, der bekannteste Dunkelelf der Literaturgeschichte, Drizzt Do'Urden, suchen nach einer Möglichkeit, diesen ewigen Krieg zu beenden. Als es Hinweise auf eine Stadt gibt, in der Zwerge und Orks einstmals friedlich gemeinsam gelebt haben, sieht Bruenor einen Traum wahr werden.

von Ansgar Imme

 

Er schreibt und schreibt und schreibt. Und damit ist nicht George R. R. Martin gemeint, auf dessen Fortsetzung seines Zyklus „Das Lied von Feuer und Eis“ viele Leser gespannt warten, sondern sein nicht weniger bekannter Kollege R. A. Salvatore, der mit seinen Romanen um den Dunkelelf Drizzt Do'Urden weltberühmt wurde – zumindest unter den fantasykundigen Lesern. Dieser ist im Gegensatz zum oben genannten Kollegen aber wesentlich schneller, was seine Veröffentlichungen betrifft. Und kaum hat man einen Zyklus um den Dunkelelfen und seine fast ebenso bekannten Mitstreiter Zwergenkönig Bruenor, Barbar Wulfgar, Bruenors menschliche Adoptivtochter Catti-Brie und den Halbling Regis hinter sich gebracht, steht auch schon die nächste Fortsetzung an.

Mit „Die Rückkehr der Hoffnung“ (beziehungsweise den beiden Folgebänden um den Meuchler Artemis Entreri) schien die Geschichte um den Dunkelelfen Drizzt Do'Urden abgeschlossen, die dunklen Mächte seiner Heimat aus dem Unterreich besiegt. Doch entweder brauchte R. A. Salvatore Geld oder die Fans verlangten nach mehr von ihrem Helden. Es wird wohl vor allem das Letztere gewesen sein. Und so zauberte Salvatore mit der Ork-Trilogie neue Abenteuer um die Helden um Drizzt hervor. Am Ende stand die Abwehr der Orks, ohne diese jedoch endgültig besiegt zu haben. Und darum geht es in diesem Band, mit dem der Autor eine neue Trilogie beginnt...

Der König der Orks

Der Angriff der Orks auf die von den Zwergen um König Bruenor bewohnte Heimat Mithril-Halle wurde abgewehrt. Opfer wurden gebracht, selbst Bruenor war kurzzeitig dem Tode nahe. Doch die Gefahr ist nicht gebannt. Orkkönig Obould Todespfeil hat seine Armee immer noch kurz vor den Eingängen zur unterirdischen Mithril-Halle stehen und scheint Pläne für die Eroberung zu schmieden. Bruenor, der Hinweise auf eine alte Zwergenstadt hat, aus der die Zwerge der ganzen Region vor Jahrhunderten gekommen sein sollen, ist müde vom Kämpfen und möchte sich lieber auf die Suche nach der Zwergenstadt begeben. Doch auch Obould plant erstaunlicherweise keine weiteren Angriffe, sondern überlegt, seine Macht für Handel und Zementierung der Situation zu nutzen.

Da mehren sich die Gerüchte, dass ein mächtiger Orkstamm, der seit Jahren nicht mehr an der Oberfläche war, jetzt gekommen ist, um die Zwerge zu vernichten und auch Obould seinen Thron streitig zu machen. Angeführt werden sie angeblich von einem Mischling, halb Ork, halb Oger, der bisher alle Gegner vernichtet hat. Während Bruenor und Drizzt sich mit dem Halbling Regis auf die Suche nach der Zwergenstadt begeben und schließlich eine erstaunliche Entdeckung machen, folgen Catti-Brie und Wulfgar den Spuren der Adoptivtochter Wulfgars, die er während der Kämpfe verloren hat. Die beiden Menschen verwickelt es dabei weniger in Schwertkämpfe als in Wortschlachten. Mit Colson, der Tochter Wulfgars, machen sie sich auf den Rückweg, doch Wulfgar entscheidet, sich von Catti-Brie und den anderen zu trennen, seiner Tochter eine neue Heimat zu geben und schließlich wieder an die Anfänge seines Lebens zurückzukehren.

Bruenor und Drizzt haben es dagegen mit dem jetzigen Leben zu tun und müssen sich in eine Schlacht zwischen den Orkstämmen stürzen, nicht wissend, ob es besser für sie ist, dass Obould oder seiner Herausforderer Gruch gewinnt. Am Ende kämpfen Ork und Zwerg Seite an Seite, und die Vision Bruenors wird auf eine besondere Art und Weise doch noch Wirklichkeit.

Der König der Kämpfe

Einen Ruf hat Salvatore seit Jahren: Kämpfe wie kein anderer Autor realistisch und spannend beschreiben zu können. Daran scheitert es auch in diesem Roman nicht, auch wenn man Drizzt und Bruenor kennt, bieten die beiden wie auch Wulfgar doch immer wieder Überraschungen oder eben Erinnerungen an alte Romane. Abnutzungserscheinungen machen sich aber trotzdem – und nicht erst seit hier, sondern mindestens schon seit der Vorgänger-Trilogie – deutlich bemerkbar. Die Story an sich ist ziemlich dünn, es wird hin und hergereist und zwischendurch wird immer mal wieder gekämpft. Ab und an gibt es immer wieder mal bedeutungsschwangere Worte von Drizzt und Wulfgar zu hören, die einen als Leser entnervt oder gelangweilt zurücklassen.

Hatte man zunächst noch gedacht, dass mit der Suche nach der alten Zwergenstadt etwas passiert und richtig Spannung aufkommt, mit allem, was bei einer „Schatzsuche“ dazugehört, wird man leider schnell enttäuscht. Während man noch gespannt auf die nächste Wendung wartet, wird es doch leider zu schnell aufgeklärt. Auch die Vorgänge bei den Orks sind nicht wirklich spannend. Man hat insgesamt nicht den Eindruck, dass etwas verändert werden soll, sondern kann die Geschichte und den Ausgang recht schnell hervorahnen.

Bedingt durch die vielen Romane können natürlich die Hauptfiguren nicht so viel Entwicklung durchmachen, sondern agieren im Rahmen der bekannten Möglichkeiten. Die größte Entwicklung macht noch Orkkönig Obould durch. Catti-Brie und Regis werden hingegen oft zu Randfiguren degradiert und sind nur Stichwortgeber. Ein wenig Spannung bietet zumindest das Ende um Wulfgar, da man sich hier fragt, wie der Autor diesen zukünftig einbinden will und ob dieser vielleicht sogar noch mal eine Wandlung zum Gegner der anderen durchmachen wird. Auch Obould, der König der Orks, mag noch einiges an Überraschungen in petto haben.

Positiv ist wie immer das schnelle Einleben in die Welt und Charaktere zu sehen, als wäre man nur kurz weggewesen, speziell die Nebenfiguren und andere Orte entwickeln sich weiter. Dazu bieten die Hauptcharaktere natürlich den üblichen Humor, den man liebgewonnen hat. Ob nun Pwent der Schlachtenwüter, Bruenor, Drizzt oder Regis, man kann mit ihnen lachen und fragt sich doch immer wieder, wie es mit ihnen weitergeht.

Noch ein Wort zum Verlag: Anstatt den englischen Titel der neuen Triologie „Transitions“ zu übersetzen, macht man es wie schon bei den „Drachenlanze“-Romanen. Erst kam „Die Rückkehr des Dunkelelf“, jetzt gibt es „Die Legende vom Dunkelelf“. Zwar nur eine Kleinigkeit, aber trotzdem schade, dass die deutschen Verlage es immer noch nicht hinbekommen.

Fazit: Leser von R. A. Salvatore und seiner Romane um Drizzt sowie Fans des Dunkelelfen werden auch um diesen Roman vermutlich nicht drum herum kommen. Auch wenn es nicht immer schmeckt, man liest halt doch weiter, weil es einen interessiert. Für Erstleser ist dieser Roman als Einstieg nicht geeignet, fehlt doch etliches an Vorwissen. Diese sollten lieber mit den ersten Bänden beginnen, die auch wesentlich spannender und überraschender sind.


Die Legende vom Dunkelelf: Der König der Orks
Rollenspiel-Roman
R. A. Salvatore
Blanvalet 2008
ISBN: 3442265800
507 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 8,95

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