von Kurt Wagner

Der etwas größerformatige Hardcoverband (entspricht vom Format her beispielsweise den Anthologie-Hardcovern) begrüßt den Leser mit einer Einleitung von Christian Endres, der schlaglichtartig Highlights aus Catwomans langer Karriere hervorhebt und ein paar wichtige Künstler nennt, die die Figur geprägt haben. Beispielhaft seien Comic-Größen wie Paul Dini, Ed Brubaker, Chuck Dixon und Tom King genannt, die sich hier alle mit je einer Story verewigt haben.

Anschließend folgen zehn neue Kurzgeschichten, die unterschiedlichste Aspekte der Katzendiebin in den Fokus stellen. So legt sie sich mit einem Raubkatzenentführer an, wird zur unwilligen Heldin, indem sie Außerirdische in die Schranken verweist, schlägt sich mit Ungetüm Clayface herum und findet sich auf einer bizarren Bat-Con wieder. Das sind nette kleine Häppchen, die vor allem durch die Schlagfertigkeit und die gute Figur, die Catwoman dabei macht, gefallen.

Doch es gibt auch inhaltlich starke Beiträge, nämlich diejenigen, die persönlich werden. Etwa als es für Selina Kyle und Bruce Wayne nach der Heirat ernst wird. Wenn Catwoman von ihrer Vergangenheit verfolgt wird. Oder die Abreise aus Villa Hermosa, wo sich Selina eine Weile mit ihrer Schwester herumgetrieben hat. (Sie hat eine Schwester? Wieder was gelernt.) Das sind zwar kurze, aber eindrückliche und sehr schön erzählte Momente, die der Figur abseits vom Raubzug der Woche etwas zusätzliche Tiefe verleihen.

Optisch ist der ganze Band natürlich ein Leckerbissen. So merkt man, dass die Künstler Catwoman allesamt lieben und sich wirklich Mühe gegeben haben, sie attraktiv in Szene zu setzen. Natürlich variiert der Stil, aber jeder für sich sieht irgendwie gut aus, wobei Catwoman auch in unterschiedlichsten Kostümen auftritt, vom lila Spandex der 1960er über den Lack-und-Leder-Look der Tim-Burton-Filme Ende der 1980er bis hin zum modernen Stil mit schicker Nachtsichtbrille, Spezialfaseranzug und punkigen Kampfstiefeln.

Darüber hinaus bietet der Comic-Band ein besonders Schmankerl in Form zahlreicher Ganzseiten-Porträts (sie heißen hier Pin-Ups, aber die Motive sind keineswegs nur sexualisierte Darstellungen der Figur, wie man es dem Wort nach erwarten würde, sondern präsentieren sie erneut vielseitig – mal lasziv, mal gefährlich). Zwischenseiten zeigen zudem Catwomans visuellen Wandel im Laufe der Jahrzehnte. Und eine umfangreiche Covergalerie mit Varianten der Jubiläumsausgabe bieten am Schluss noch einmal Catwoman in unterschiedlichster Interpretation, vom Glamour-Starlet bis zur Raubkatze.

Fazit: Für Fans von Catwoman ist der vorliegende Jubiläumsband ohnehin ein Pflichtkauf. Schöne, kleine Kurzgeschichten (manchmal bedeutungsvoll, manchmal nur auf eine Pointe hin erzählt) und nicht zuletzt viele, viele ganzseitige Porträts der aufregenden Katzenfrau machen den Band lesens- und vor allem sehenswert. Aber auch Gelegenheitsleser oder angehende Fans dürften damit ihren Spaß haben, denn die Figur der Selina Kyle wird hier aus verschiedensten Blickwinkeln betrachtet. Wer tiefer in Catwomans Werdegang einsteigen möchte, der wäre mit einem Anthologie-Band, wie es ihn etwa für Batman, Superman, Flash oder den Joker gibt, womöglich besser bedient. Aber der existiert leider noch nicht (auch wenn er dringend fällig wäre!). Das hier ist die nächstbeste Alternative.

DC Celebration – Catwoman (Deluxe Edition)
Comic
Chuck Dixon, Ed Brubaker, Paul Dini, Tom King u.a.
Panini Comics 2021
ISBN: 978-3-7416-2239-7
116 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,00

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