Captain Sonar

Das gute, alte „Schiffe versenken“ hat wohl fast jeder gespielt. Ob auf gekauften Blöcken oder im Unterricht schnell auf Papier gekritzelt, ob mit Hausregeln oder abgeänderter Thematik (Belagerungswaffen, Fahrzeugen ...) – doch das Grundprinzip war immer gleich: die gegnerische Flotte zu finden und zu versenken. In „Captain Sonar“ gibt es nur ein gegnerisches U-Boot – doch das ist dafür in Bewegung.

von Adaon

Mit „Captain Sonar“, in Deutschland vom Spieleverlag Pegasus verlegt, wird „Schiffe versenken“ ein ganzes Stück persönlicher. Gilt es doch nicht, eine komplette Flotte, sondern nur ein einzelnes U-Boot zu jagen, dass dafür aber auch vier Treffer aushält. Doch sehen wir uns das Spiel zunächst als Ganzes an.

Hintergrund: Im Jahr 2048 versuchen Konzerne, seltene Rohstoffvorkommen unter Wasser abzubauen. Dabei gilt es, die Konkurrenz möglichst weit auf Abstand zu halten. U-Boote mit neuester, doch auch anfälliger Technik bekämpfen einander unter Wasser und versuchen, den Gegner zu versenken, damit der eigene Konzern die Oberhand behält.

Aufbau und Ablauf

Zunächst bilden sich aus den Spielern zwei Teams. Mindestens 2 Personen pro Seite müssen es sein, maximal 4 pro Seite sind möglich, damit können also 4 bis 8 Spieler an der Unterwasserschlacht teilnehmen. Getrennt durch einen Sichtschirm sitzen sich die Teams gegenüber. In jedem Team müssen folgende Rollen verteilt werden: Kapitän, Funker, Erster Offizier und Maschinist. Bei weniger Spielern muss ein Spieler also mehrere Rollen übernehmen.

Aus 5 möglichen Karten, mit denen zum Teil auch bestimmte Szenarien verbunden sind, wird eine Karte ausgewählt, die für beide Seiten gilt. Auf dieser bewegen sich die U-Boote. Der jeweilige Kapitän bestimmt den Startpunkt im Geheimen und gibt danach laut und deutlich die Richtung für sein Schiff vor, wobei sich das U-Boot nur nach links, rechts, oben oder unten bewegen darf.

Die Karten sind in Zeilen, Spalten und Sektoren aufgeteilt. Zusammen mit den Hindernissen auf der Karte wie Inseln oder Minen, und der Einschränkung, dass ein U-Boot seine eigene zurückgelegte Strecke nicht wieder überfahren darf, versucht nun der Funker anhand der Bewegungsansagen des anderen Teams die Position des feindlichen U-Bootes zu bestimmen.

Der Erste Offizier bereitet die Systeme des U-Bootes vor, indem er nach jeder Bewegung ein Kästchen eines Systems markiert. Sind alle Kästchen eines solchen Systems gefüllt, ist das jeweilige System bereit für den Einsatz. Dabei stehen Minen, Torpedos, Suchdrohnen, Sonar und Schleichfahrt zur Verfügung. Auch darf der Erste Offizier einige Systeme nach eigenem Ermessen aktivieren. In manchen Missionen gibt es auch ein Spezialsystem.

Der Maschinist schließlich muss nach jeder Bewegung ebenfalls eines der Systeme des Schiffes oder den Reaktor markieren, wobei jeder Richtung eine bestimmte Anzahl an Markierungen zugewiesen sind. Eine solche Markierung bedeutet, dass ein System nicht eingesetzt werden kann – hat der Reaktor zu viele Markierungen erhalten, gibt es gar einen Schadenspunkt für das Schiff. Um dies zu verhindern, kann der Kapitän den Befehl zum Auftauchen geben. Zwar kann sich das Schiff in dieser Zeit nicht bewegen, dafür aber den Schaden an den Systemen (jedoch nicht erhaltene Treffer) reparieren und auch der bisherige Kurs wird gelöscht, sodass das U-Boot sich nach dem erneuten Tauchvorgang wieder frei bewegen kann; denn wie oben geschrieben darf es ja seinen eigenen Kurs nicht kreuzen. Eine weitere Möglichkeit der Reparatur besteht darin, dass der Kapitän in Abstimmung mit dem Maschinisten eine bestimmte Reihenfolge von Kursänderungen durchführt, nach welcher sich ein einzelnes System wieder herstellt. Das mag die Kursplanung erschweren, dafür muss das U-Boot allerdings nicht auftauchen.

Die Systeme an Bord sind: Mine – wird auf ein Feld neben dem eigenen U-Boot gelegt und nach Wunsch gezündet. Torpedo – kann auf ein Feld bis zu 4 Schritte vom eigenen U-Boot entfernt gefeuert werden. Sonar – von den Ortsangaben Zeile, Spalte und Sektor muss das gegnerische Team zwei aussuchen, und eine davon wahrheitsgemäß, die andere falsch angeben. Suchdrohne – die Frage, ob sich ein Gegner in einem bestimmten Sektor befindet, muss wahrheitsgemäß beantwortet werden. Schleichfahrt – das U-Boot kann sich in eine Richtung, die nicht laut angegeben wird, bis zu 4 Felder bewegen. Spezialsysteme – nur in einer der fünf Missionen wird das Spezialsystem verwendet, um bereits auf der Karte verteilte Minen in die Luft zu jagen.

Minen und Torpedos richten dabei in ihrem Explosionsfeld und im direkten Umkreis Schaden an, sodass sich ein U-Boot auch durch die eigenen Waffen versenken kann. Nimmt ein U-Boot Schaden, muss dies laut und deutlich durch das Stichwort „Schaden!“ ausgerufen und durch den Ersten Offizier vermerkt werden.

Spielvarianten

„Captain Sonar“ ist darauf ausgelegt, dass ständig alles gleichzeitig passiert. Beide Teams agieren in Echtzeit nach eigenem Ermessen, und nur das Kommando „Stop! Setze System Torpedo/Mine/Drohne/Sonar/Schleichfahrt ein“ unterbricht den Spielfluß, um die Auswirkungen zu betrachten. Damit kommt gepflegte Hektik auf, wenn sich beide Parteien belauern und jagen. Dies kann jedoch auch nachteilig werden, wenn nicht alle Spieler voll bei der Sache sind. Besonders der Funker muss ständig aufpassen, um eine Chance zu haben, den Gegner zu finden. Gehen wichtige Informationen verloren oder werden nicht deutlich angesagt, versinkt die Unterwasserjagd im Grundschlamm.

Eine Alternative ist der Rundenbasierte Modus, bei dem jeweils ein Team einen kompletten Zug absolviert, und danach das andere Team an der Reihe ist. Die Karten wurden dafür auf ihrer Rückseite angepasst, um diesen Modus zu reflektieren. Dies jedoch kann zu einer langwierigen Planungs- und Besprechungsrunde hinter dem Sichtschirm führen, was das Gefühl von Zeitdruck und Gefahr untergehen lässt.

Inhalt und Aufmachung

Mit den gut gezeichneten, aus stabiler, Kunststoffüberzogener Pappe versehenen Karten und U-Boot-Schemata, die mit den mitgelieferten Markern beschriftet und leicht wieder gereinigt werden können, kann das Spiel gleich losgehen. Allerdings sind nur 8 Marker mitgeliefert – bei mehrfacher Nutzung, oder wenn mal ein Stift verloren geht, muss man gleich nachbestellen. Auch für Kinder ist die Unterwasserjagd nur bedingt geeignet, so empfiehlt die Schachtel ein Alter von 10 Jahren oder mehr. Dies stellt nicht nur die Anforderungen an Konzentration und In-der-Situation-Mitdenken dar, sondern auch den trotz Hektik notwendigen, sorgsamen Umgang mit dem Spielmaterial, damit der Spielspaß lange erhalten bleibt.

Der Funker erhält zusätzlich eine durchsichtige Folie, welche er frei über die Karte bewegen kann, um die von ihm eingezeichneten Bewegungen des gegnerischen U-Bootes besser verfolgen zu können. Haptisch/optisches Highlight des Spieles ist sicherlich der große, stabile Sichtschirm mit hochwertigem Artwork, der beide Teams visuell voneinander trennt. Das Regelwerk erklärt das Spiel auf wenigen Seiten mit gründlichen Beispielen, ist jedoch nicht immer eindeutig formuliert. Zwar erhält man die Informationen aus dem Zusammenhang oder in einem späteren Beispiel, und aufgrund der wenigen Regeln lässt sich jede Situation rasch auflösen, dennoch hätte ich mir hier eine bessere Übersetzung und ein Probelesen von zusätzlichen Testspielern gewünscht. Damit wären die (wenigen) Problemfälle sicherlich rasch aufgefallen.

Fazit: „Captain Sonar“ ist ein recht spezielles Spiel. Selten geht man am Spieltisch so direkt aufeinander los wie in diesem Brettspiel, und die Echtzeit-Komponente macht das Spiel vollends zu einer aufregenden Erfahrung – für manche, die lediglich einen ruhigen Brettspielabend geplant hatten, vielleicht sogar zu aufregend. Auch benötigt man wirklich 8 Personen, damit sich das Spielkonzept wirklich entfalten kann. Bei weniger Spielern sollten man besser rundenbasiert spielen. Für den langfristigen Spaß werden zwar nur 5 öfter spielbare Szenarien mitgeliefert, doch sollten weitere Karten bald folgen. Alles in allem ein interessantes Spiel für größere Spielrunden!


Captain Sonar
Brettspiel für 4 bis 8 Spieler ab 10 Jahren
Roberto Fraga, Yohan Lemonnier
Matagot SAS/Pegasus Spiele 2017
EAN: 4250231712210
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 39,95

bei pegasus.de bestellen
bei amazon.de bestellen