Batman: Hush – Herz der Finsternis

Parallel zum aktuellen Hauptstorybogen der „Batman“-Comics „Batman R.I.P.“ erscheinen auch einige Geschichten, die mehr oder weniger mit dieser Handlung verbunden sind. Eher locker angebunden ist Paul Dinis einige Tage vor „R.I.P.“ angesiedelter Mehrteiler „Heart of Hush“.

von  Bastian Ludwig

Inhalt

Als er Gerüchte hört, das die Verbrecherorganisation „Black Glove“ Batmans Vernichtung plant (nachzulesen in „R.I.P.“), meldet sich der Schurke Hush alias Dr. Thomas Elliot zurück, denn er ist davon überzeugt, dass er allein das Recht besitzt, Bruce Wayne zu zerstören. In Rückblenden enthüllen sich langsam die Geschichte von Hush und der Ursprung seines Hasses auf Bruce. Er beneidet diesen wegen seines – in Hushs verquerer Weltsicht – freien Lebens, das ihm durch den Tod der Waynes geschenkt wurde, während der junge Tommy selbst unter einem zügellosen Vater und einer überfürsorglichen Mutter leiden musste.

Bruce zu zerstören, bedeutet für Hush auch, all jene zu vernichten, die Batman etwas bedeuten: Alfred, Tim „Robin“ Drake, Dick „Nightwing“ Grayson und vor allem die einzige Frau, die Bruces Herz jemals wirklich erobern konnte, Selina „Catwoman“ Kyle. Um sich ihnen unbemerkt nähern zu können, nutzt Hush seine Fähigkeiten als Chirurg und verwandelt sich. Er nimmt Selina gefangen und entfernt ihr Herz, das er mittels einer Konservationstechnik von Mr. Freeze am Leben erhält. Schließlich lockt er auch Batman in eine Falle und macht sich auf nach Wayne Manor.

Besprechung

Eigentlich bietet der Band eine ganze Menge: Es gibt ausführliche Einblicke in die Psyche von Hush und Batman. Von Ersterem wird die Lebensgeschichte erzählt und man erfährt, wie sich bei dem kleinen, zugegebenermaßen schon psychopathischen Tommy ein nicht zu bändigender Hass auf seinen ehemals besten Jugendfreund Bruce entwickelt. Bei Bruce liegt das besondere Augenmerk auf seiner Beziehung zu Selina Kyle. Trotzdem kommt auch die Action nicht zu kurz. Andere Batman-Schurken wie Dr. Aesop, Scarecrow, Joker und Mr. Freeze haben Gastauftritte. Jemand bekommt die Bane-Droge ‚Venom’ verabreicht, es gibt ein Krankenhaus voller Drogenzombies, Selina wird ihr Herz entfernt, Batman von Hush gefangen genommen und der Tyrannosaurus Rex, ein guter, alter Freund aus der Bathöhle, wird zerstört.

Das klingt alles soweit schon mal recht aufregend, dennoch kann Hushs jüngster Auftritt nicht so recht überzeugen. Zum einen liegt das an den Rückblicken in Hushs Vergangenheit, in denen versucht wird, dem Leser seinen Wahnsinn verständlich zu machen und auch eine gewisse Sympathie für die Figur zu erzeugen, die ja dann doch nur ein Opfer der Umstände ist. Hush soll dem Leser als ein verzerrtes Spiegelbild von Batman vorgeführt werden, zu dem auch Bruce selbst unter diesen Umständen hätte werden können.

Diese Darstellung bricht aber in sich zusammen, denn Tommy versucht schon ganz zu Beginn der Rückblenden völlig skrupellos, seine Eltern umzubringen. Was danach kommt, kann dann aber nicht mehr der Weg hin zum Wahnsinn sein, sondern höchstens noch die Steigerung eines sowieso vorhandenen Wahnsinns, sodass Thomas Elliot als Spiegelbild von Bruce Wayne wegfällt und damit ein wichtiges Handlungselement einfach verpufft.

Das größte Problem der Geschichte ist aber ihr Spannungsaufbau. Ich gehe da jetzt mal ein wenig ins Detail. Im nächsten Teil der Reziwird also massiv gespoilert. Wer das nicht will, sollte den nächsten Teil überspringen.

Noch da? Also schön. Eines der großen Themen der Geschichte ist der Versuch von Thomas Elliot, zu Bruce zu werden. Das ganze gipfelt schließlich darin, dass sich Tommy umoperiert, sodass er wie Bruce aussieht. Der Comic will uns dies mittels Splash-Panel als große Enthüllung vor dem Showdown verkaufen, tatsächlich weiß man aber spätestens nach dem ersten Drittel, wie der Hase läuft. Nun gut, akzeptieren wir das mal so. Während er Batman gefangen hält, will Tommy mit seinem neuen Gesicht in Wayne Manor eindringen, um Alfred, Dick, Tim und eben jeden, den er mit Bruces Gesicht täuschen kann, zu töten.

Der Feind im eigenen Haus. Klingt spannend, denkt man jetzt. Während Hush seinen Plan vorbereitet, sind unsere Helden arglos, helfen ihm vielleicht sogar noch dabei, ihr eigenes Grab zu schaufeln. Merken sie es noch rechtzeitig oder erst, wenn es zu spät ist? Könnte ja ein geradezu nervenzerreißendes Finale werden.

Aber, Pustekuchen. Gerade vier Seiten, nachdem Hush Batman und dem Leser sein neues Gesicht präsentiert hat, kommt er nach Wayne Manor, wo ihn Alfred scheinbar für Bruce hält. Nur ein paar Panels später greift der wehrhafte Butler den Wolf im Schafspelz aber an und erklärt ihm, der echte Bruce habe angerufen und ihn gewarnt.

In einer Rückblende sehen wir dann noch, wie Batman aus Hushs Gefangenschaft entkommt. Was Hush nebenbei bemerkt mitbekommt. Er geht aber davon aus, seine Schergen werden’s schon richten. Kurz darauf taucht Batman dann auch in Wayne Manor auf, um uns anstelle eines spannenden Finales einen öden Zweikampf der Marke „Bruce gegen sein dunkles Spiegelbild“ zu liefern. Dank Hushs neuem Gesicht ist das in etwa so subtil wie im dritten „Superman“-Film, da hat aber zumindest der Kampf noch Spaß gemacht.


So, das war ja jetzt schon praktisch eine Nacherzählung des Showdowns. Für alle, die den letzten Absatz nun nicht gelesen haben, will ich es mal so zusammenfassen: „Hush – Herz der Finsternis“ behauptet seine Spannung mehr, als dass es sie wirklich aufbaut und verpulvert dann sein Potenzial für einen spannenden Abschluss mit einem Schuss.

Wie sieht es nun mit der künstlerischen Gestaltung aus? Dustin Ngyun hat einen kantigen, klaren, etwas detailarmen, graphischen Stil ohne Schraffuren dafür mit einem flächigen Inking. Das passt zu einer „Batman“-Geschichte und geht völlig in Ordnung. Die Farben sind nichts Besonderes. Ziemlich flächige Computerkolorierung mit ein paar Verläufen und Strukturen. Insgesamt ist die Darstellung also ordentlich gelungen und stimmig, mehr aber auch nicht.

Fazit: „Hush – Herz der Finsternis!“ kann man lesen, muss man aber nicht. Die Geschichte hat Probleme in ihrer Dramaturgie, bietet aber trotzdem solide Unterhaltung. Kein kompletter Reinfall, aber auch kein ganz großer Wurf.


Batman: Hush – Herz der Finsternis
Comic
Paul Dini, Dustin Nguyen
Panini 2009
ISBN: n. a.
140 S., Softcover, deutsch
Preis EUR 16,95

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