von Adaon

Seit 2014 hat der Pegasus-Verlag eine Menge weiteres Material für „Shadowrun“ auf den Markt gebracht. 8 Regelerweiterungen, 10 Quellenbände, ein alternatives Regelwerk, eine Hintergrundbox und 10 Abenteuerbände bisher, plus ein Quartett, ein Tarot und Romane. Und noch mehr ist bereits angekündigt oder in Vorbereitung.

Natürlich hat nicht jeder Rollenspieler genug Platz im Regal – oder genug Verständnis seitens weiterer Wohnpartner –, um diese Bände gut unterzubringen. Und wenn es auf eine Convention oder auch zur Rollenspielgruppe am Wochenende geht, stellen allein die notwendigen Regelwerke ziemlich hohe Ansprüche an Stauraum und Tragkraft eines Rucksacks.

Eine Alternative können hier PDF-Dokumente sein. Längst bietet Pegasus die Regelwerke auf Deutsch auf drivethroughrpg.com an, fast jede Spielrunde hat Zugriff auf einen Tablet-PC. Gerade auf einer Convention und bei einem so regellastigen System wie „Shadowrun“ kann die digitale Version einiges an Aufwand ersparen und dank Suchfunktion sogar den Spielablauf beschleunigen.

Und doch hat ein Buch immer noch Vorteile. Wichtige Seiten können mal eben markiert werden. Es ist Platz für Randbemerkungen. Das haptische Erlebnis, das Gewicht, das Gefühl beim Umblättern – ein Buch bringt Spieler immer wieder dazu, einfach mal darin herumzublättern, zu überfliegen, zu lesen. Es braucht keinen Strom. Selbst Unfälle mit Essen oder Flüssigkeiten, sofern nicht zu dramatisch, machen dem stabilen Einband, außer einigen Gebrauchsspuren, wenig aus.

Es mag im Zeitalter des Digital Readers altmodisch sein, Bücher zu benutzen. Es mag etwas unpraktischer sein (auch wenn die Tabellen und Indizes der „Shadowrun“-Regelbücher hier vorbildlich sind). Es mag, gerade angesichts der Thematik einer weltumspannenden und selbstverständlichen Matrix, die per Augmented Reality von jedem genutzt wird, ein interner Anachronismus im Spielsystem sein. Doch hier und heute wissen genug Spieler ein gedrucktes Buch zu schätzen, das Pegasus Press noch einmal darauf eingeht.

Das Grundregelwerk und die Ergänzungen „Kreuzfeuer“ und „Straßengrimoire“ sind nun neu im Din-A5-Format und als Softcover erschienen. Der Preis? Knapp unter 10 Euro. Der Inhalt? Exakt gleich dem „großen Vorbild“. Volumen und Gewicht? Dank Paperback nicht einmal die Hälfte.

Wohl kaum ein anderes Produkt aus Papier bietet damit diese Menge an Informationen, Regeln, Möglichkeiten für einen derartig günstigen Preis. Gibt man einem neuen Mitspieler, gerade ohne Tablett, eine PDF-Datei, wird er vielleicht ein- oder zweimal darin lesen; nicht zu vergessen, Kopien sind nicht erlaubt. Doch mit dem zweiten Exemplar des Regelwerkes kann man es gern paar Wochen ausleihen. Schnelles Nachschlagen am Spieltisch, während der Spielleiter eigentlich ein paar bestimmte Kapitel griffbereit haben wollte? Man gibt das kleine Buch rüber. Runden leiten auf einer Convention? Mit dem handlichen Begleiter viel leichter.

Mit diesem Produkt liefert Pegasus Press eine analoge Antwort auf die Tablets, die sich am heutigen Rollenspieltisch etablieren. Und auch wenn der Text ziemlich klein und nur mit vernünftigem Licht zu lesen ist: Diese Antwort wird einigen Anklang finden. Bei mir hat sie es schon.