A Touch of Evil

„Oh, Gott… Cooke! Danforth! Hierher, schnell!“ Thomas der Kurier schwenkte seine Gaslaterne. Inspektor Cooke und der dicke Victor Danforth eilten durch das dichte Gehölz herbei. Thomas zeigte auf die Überreste einer übel zugerichteten Leiche. Cooke beugte sich über den Leichnam und durchsuchte seine Taschen, während Danforth versuchte, sich nicht zu übergeben. Der dicke Schauspieler war sehr blass und sah so aus als wäre er einer Ohnmacht nahe. „Nun?“ fragte Thomas. Der Inspektor richtet sich auf: „Gentlemen, ich glaube vor uns liegt der ehrenwerte Doktor Manning!“ Danforth drehte sich um und würgte. „Und hinter uns wohl auch.“

von Jörg Dickel

„Reißen Sie sich zusammen, Danforth!“, sagte Cooke barsch und bewegte sich zu den Überresten, die Danforth gerade entdeckt hatte. Thomas hob seine Lampe. „Was in Gottes Namen ist dem Doktor nur zugestoßen?“ Cooke setzte zu einer Antwort an, doch da hörten sie ganz in der Nähe das Heulen eines Tieres. Danforth zuckte zusammen „Ein Wolf?“. fragte er. Inspektor Cooke und Thomas sahen sich an…

Es ist der Anfang des 19. Jahrhunderts, eine Zeit der Wissenschaft, des Aberglaubens und der Hexerei. Ein voller Mond geht über dem kleinen abgelegenen Städtchen „Shadowbrook“ auf. Grauenvolle Morde haben sich ereignet und geschehen nun fast täglich. Auf den Straßen und in den Häusern geht das Gerücht, eine böse und verderbte Kreatur gehe um, und die Region wird verschluckt von einer Welle aus Blut und Dunkelheit. Doch noch ist nicht alles verloren in „Shadowbrook“, denn acht Individuen kommen in die Stadt, manche auf der Durchreise, manche aus einem bestimmten Grund. Und diese acht nehmen den Kampf gegen die Bestie auf, um sie in ihrem Unterschlupf zu stellen und zu töten. Doch die Geheimnisse von „Shadowbrook“ gehen tief, und mancher, der sich als Freund ausgibt, steht in Wirklichkeit in den Diensten der Bestie. Von der Stadt ist vielleicht nicht mehr viel übrig, das gerettet werden kann.

Im Spiel „A Touch of Evil“ übernimmt jeder Spieler die Rolle von je einem dieser acht Abenteurer, welche es in die kleine Stadt verschlägt. Jeder Spieler muss möglichst viele Waffen, Gegenstände, Skill Upgrade Marker und Event Cards sammeln, um die Kreatur in ihrem Unterschlupf zu stellen und zu töten. Dabei können sich die Spieler entscheiden, ob jeder allein antreten will oder ob sie sich in einem kooperativen Spiel einer viel stärkeren Version der Bestie gemeinsam stellen wollen.

Nachdem jedem Spieler ein Charakter zugelost wurde, nimmt er sich die jeweilige Spielfigur und die dazugehörige Charakterkarte, auf welcher die Skills und die speziellen Eigenschaften der Figur abgedruckt sind. Nun wird der Gegenspieler ausgesucht. Dabei hat man die Wahl zwischen dem Vampir, dem Werwolf, der Vogelscheuche oder dem Kopflosen Reiter. Jede der Kreaturen hat verschiedene Spezialfähigkeiten, Abilitys und Helferlein, um dem geneigten Monsterjäger das Leben zur Hölle zu machen.

Das Spielbrett zeigt eine Karte der Stadt „Shadowbrook“ und deren nähere Umgebung. Das Brett ist aufgeteilt in vier Arten von Feldern, die die Orte und Straßen zeigen, in welchen sich der Spieler mit seiner Figur bewegen kann. Die vier Arten sind:

- Eckfelder In jedem der vier Eckfelder befindet sich eine besondere Lokalität (zum Beispiel die alte Windmühle oder das Anwesen) in welcher man besonders hilfreiche Karten von eigenen Stapeln ziehen kann. Jeder Spieler darf jeweils nur eine Karte von jedem Eckfeldstapel gleichzeitig besitzen.

- Stadtfelder Die Stadtfelder befinden sich in der Mitte des Spielbretts und erlauben es den Spielern dort Eventkarten zu ziehen sowie eine der dort angegebenen Spezialabilitys zu nutzen (zum Beispiel Waffenkauf beim Dorfschmied).

- Gefährliches Terrain Gefährliche Gebiete befinden sich entlang der Straßen außerhalb von „Shadowbrook“. Beim Betreten von Gefährlichem Terrain muss der Spieler würfeln: Bei einer 3, 4, 5, oder 6 zieht man eine Eventkarte, welche wichtige Hinweise liefern oder nützliche Items beinhalten kann. Bei einer 1 oder 2 jedoch zieht man eine Mysterykarte und muss sich unangenehmen Ereignissen stellen.

- Straßen Die Straßen verbinden lediglich die anderen Spielfelder. Manchmal werden Straßen auch von den Gehilfen der Kreatur unsicher gemacht, welche man sofort bei Betreten des Straßenfeldes bekämpfen muss.

Die Währung in „A Touch of Evil“ besteht aus „Investigation“-Markern. Auf der Jagd nach der Kreatur verdient man diese Marker durch diverse Tätigkeiten oder einfach durch Ziehen von Eventkarten oder in der Mysteryphase. Man kann sich für „Investigation“-Marker Dinge auf den Stadtfeldern kaufen, seine Skills in der Kirche oder dem Büro des Magistrats verbessern, Wunden heilen, Geheimnisse der Stadtältesten erkaufen oder den Showdown mit der Bestie starten.

Jeder Spieler hat drei Aktionen pro Spielzug zur Verfügung: Bewegung, Kampf und Aktion. Zur Bewegung würfelt der Spieler und bewegt sich entsprechend des Ergebnisses über das Brett. Zum Kampf kommt es, wenn der Spieler auf einen Gehilfen der Kreatur trifft. Dabei würfelt der Spieler für sich und dann für den Gehilfen des Monsters, dann wird der Schaden entsprechend von den Lebenspunkten abgezogen und Schadenspunkte verteilt. In der Aktionsphase kann der Spieler die Abilitys der Feldes nutzen, auf dem er steht, „Investigation“-Marker einsammeln, eine Wunde heilen, Geheimnisse der Stadtältesten erforschen, nach dem Unterschlupf der Bestie suchen oder den Showdown starten.

Manche der Stadtältesten können sich dem Spieler anschließen und beim Showdown helfen. Jedoch sollte man aufpassen: Entpuppt sich der in die Party aufgenommene Älteste als ein Gehilfe der Kreatur, so kämpft er beim Showdown auf der Seite des Bösen gegen den/die Spieler. Deswegen ist es ratsam, so viele Geheimnisse über die Ältesten herauszufinden, wie möglich, um erkennen zu können, wer unter dem Einfluss der Bestie steht.

Die Ausbreitung des bösen Einflusses der Kreatur wird auf dem „Shadow Track“ festgehalten. Dabei wird der Marker auf dem „Shadow Track“ von 20 bis 1 bewegt, aber nur dann, wenn eine Karte ausdrücklich die Bewegung des Markers fordert. Je weiter der Marker in Richtung des Bösen fortgeschritten ist, desto leichter ist es, den Unterschlupf des Bösen zu finden aber wartet man zu lange, hat das Untier leichteres Spiel. Sollte der Marker je die 1 überschreiten, bevor die Bestie von den Spielern getötet wurde, ist das Spiel vorbei und das Böse hat gewonnen.

Die Aufmachung des Spiels gefällt mir außerordentlich gut und weiß den gewohnt hohen Standard von „Flying Frog“-Spielen auf. Sogar eine CD mit Musik liegt dem Spiel bei, um die richtige Stimmung zu erzeugen. Auch die Grafiken auf den Charakterkarten und in der Anleitung tun ihr übriges. So etwas muss man honorieren! Sehr gut: Durch die immer anderen Gegner und die Möglichkeit zwischen Kooperativem und Einzel-Modus zu wählen, gleicht kein Spiel dem anderen. Auf der anderen Seite ist das Spiel, besonders im Kooperativen Modus, alles andere als leicht. Das Monster zu besiegen, ist bei Weitem kein Zuckerschlecken und kann manchmal leicht frustrierend werden. Besonders der Werwolf erwies sich als hartnäckiger Gegner.

Inspektor Cooke hob die Lampe. Das dunkle Gewölbe war feucht und roch furchtbar. „Sind sie soweit Thomas?“ Thomas befestigte eine Zündschnur an einem kleinen Pulverfass. Als er aufblickte, flackerte das Licht der Lampe unheimlich in seinem linken, pupillenlosen Auge. „An diesem Präsent wird sich das grauenhafte Vieh wohl die krummen Zähne ausbeißen, Inspektor“, sagte er leise. Cooke nickte, dann wandte er sich Danforth zu. Der dicke Mann war weiß wie ein Leinentuch und zitterte am ganzen Körper. In der rechten Hand hielt er eine Muskete. „Wir werden sterben. Wir werden alle sterben“, flüsterte er heiser. „Reißen Sie sich endlich zusammen, Mann!“, sagte Cooke. Plötzlich ertönte hinter ihnen ein furchtbares Brüllen. „Er ist da!“, kreischte Danforth schrill, „Er ist da!“ Cooke fuhr herum und hob seine Pistole. Thomas zündete die Schnur des Pulverfasses und warf es in Richtung der riesigen, grauenhaften Bestie, die hinter ihnen erschienen war. „Die Muskete, Danforth!“, rief Cooke „Schießen sie! Bei Gott, schießen sie, Mann!“ Die Explosion des Fasses dröhnte in seinen Ohren.

Fazit: Alles in Allem ist „A Touch of Evil“ ein höchst stimmungsvolles und auch spaßiges Spiel, welches sehr gut geeignet ist für bis zu acht Monsterjäger (wobei vier Spieler den meisten Spaß haben dürften), die gerne mal die eine oder andere Herausforderung genießen. Gute Englischkenntnisse sollte man auch mitbringen.


A Touch of Evil
Brettspiel für 2 bis 8 Spieler
Jason C. Hill, Jack S. Hill
Flying Frog Productions 2008
ISBN: n.a.
Sprache: Englisch
Preis: ca. EUR 54,90