von KaiM
Drei bis sechs doppelzüngige Gesellen treffen sich, um die Nacht zum Tag zu machen. Es wird gehandelt, geblufft, getauscht und damit die Kartenauslage beeinflusst, die am Ende über Sieg und Niederlage der beiden Teams entscheidet. Ab acht Jahren kann man sich hier einschleichen und eine Partie dauert nicht länger als 15 Minuten. Bis auf die Tatsache, dass man das Spiel erst ab vier Personen am Tisch wirklich empfehlen kann, passen die Angaben auf der Schachtel sehr gut. Vor allem die Tatsache, dass wir hier ein Spiel mit Social-Deduction-Element auf dem Tisch haben, welches auch für Jüngere geeignet ist, finde ich bemerkenswert. Aber dazu später mehr.
Das Material
Mehr als ein paar handfeste Karten braucht das Spiel gar nicht und da wir es mit einem doch sehr abstrakten Spiel zu tun haben, werden auch nicht viele Illustrationen benötigt. Nichtsdestotrotz ist die Gestaltung gefällig und funktional, das Spiel macht an dieser Stelle also rein gar nichts falsch. Man darf halt nicht mit einer großen Story rechnen. Die Kartenqualität ist sehr gut, die Anleitung verständlich. Man fragt sich zwar schon, was man in der Praxis eigentlich genau zu tun hat und warum man lügen sollte, oder eben auch nicht, aber es ist Teil des Spiels, das selbst herauszufinden. Dementsprechend gibt es auch hier keine Abzüge in der B-Note.
Der Spielablauf
In „Falsche Schlangen“ versuchen wir, eine Auslage von Zahlenkarten so zu manipulieren, dass unser Team am Ende den Sieg davonträgt. Das einzige Problem: Wir wissen weder, in welchem Team wir selbst sind, noch in welchem Team die andern sind. Ganz stimmt das nicht, denn immerhin wissen wir, in welchem Team wir zu Beginn der Partie sind. Aber fangen wir ganz von vorne an:
Je nach Größe der Schlangengruppe liegen Zahlenkarten von 1 bis (beispielsweise) 6 je einmal in der Tischmitte. Karten mit diesen Zahlenwerten werden genau je ein Mal auch an die Schlangen am Tisch verteilt, wobei zusätzlich auch noch eine Null und eine beziehungsweise mehrere Schlangenkarten darunter gemischt werden. Alle bis auf eine Person haben zwei Karten auf der Hand, und nur eine hat drei Karten. Diese überzählige Karte wird nun in jeder Runde weitergereicht, wobei wir jede Karte auf unserer Hand wählen können, wenn wir am Zug sind. Wir suchen uns also eine andere Schlange aus, die in dieser Runde noch keine Karte angeboten bekommen hat und drehen ihr eine Karte an.
Dazu behaupten wir, welche Karte es ist und können natürlich lügen und sagen, was wir wollen. Die Empfängerschlange ist aber nicht gezwungen, die Karte zu nehmen, sie kann auch ablehnen. Wenn sie das tut, müssen wir ein zweites Angebot machen und schließlich ein drittes, welches dann angenommen werden muss. Die Empfängerin nennt anschließend den wahren Wert der Karte und entspricht er einer Zahl, die in der Mitte liegt, wird diese von der Nacht- auf die Tagseite gedreht. Sollte sie bereits auf der Tagseite liegen, wird sie aus dem Spiel genommen. Wurde eine Null, eine Schlange oder eine Zahl weitergegeben, die bereits aus dem Spiel ist, geschieht nichts, was wir auch genau so kommunizieren müssen: „Nichts passiert.“
Auf diese Weise zirkulieren die Karten zwischen den Schlangen hin und her und wir versuchen herauszufinden, wem wir vertrauen können und wer auf unserer Seite ist. Denn der Kniff bei diesem Spiel ist, dass wir jederzeit das Team wechseln könnten, wenn wir auf einmal eine Schlange bekommen oder unsere abgeben. Schlangen gewinnen, wenn nur noch eine einzige Karte in der Tischmitte liegt und die Nachtseite zeigt. Alle anderen gewinnen hingegen, wenn alle Karten in der Mitte die Tagseite zeigen.
Das Spielgefühl
Schnell auf den Tisch, schnell gespielt, schnell nochmal. Meist braucht es eine Partie, bis man verstanden hat, was man da eigentlich tut. Aber nach anfänglicher Verwirrung fängt man schnell an, sich auszuprobieren und die Spielweise der anderen zu analysieren. Ganz schnell ist man auch dabei, sich festzulegen, wer alles eine Schlange auf der Hand hat, und häufig genug liegt man damit auch falsch. Anders als bei anderen Spielen mit versteckten Rollen, will man nicht unbedingt so tun, als wäre man keine Schlange, und es ist schwieriger, sich aus Versehen zu verraten. Das macht das Spiel zugänglicher als andere und daher ist es auch schon für etwas jüngere Kinder geeignet.
Spannend sind vor allem die Schlangenkarten und die Null. Wenn die Schlangenkarte weitergegeben wird, wechselt damit auch das Team. Also selbst wenn man sich auf der Siegerstraße wähnt und die Schlangenkarte eigentlich gar nicht loswerden will, muss man überlegen, wann man sie anbietet und welche Lüge man dazu auftischt. Das gilt natürlich auch, wenn man sie wirklich loswerden möchte. Die Null hingegen kann gut verwendet werden, um andere auf eine falsche Fährte zu locken. Denn selbst am Anfang einer Partie passiert nichts in der Auslage und es könnte ebenso gut eine Schlange sein, die gerade den Besitzer gewechselt hat. Da sich die Situation am Tisch ständig ändert und man auch nie genau sagen kann, mit wem man Tisch das nächste Mal interagieren wird, muss man bei jedem Zug neu überlegen. Zudem ist man auch bei den Zügen der Anderen ständig involviert und achtet auf alles, was Hinweise auf Freund und Feind geben kann.
Die Handhabung der großen Karten ist auch einfach und es gibt wenig zusätzliche Details, auf die man achten muss. Was übrig bleibt, ist das reine Spiel. Keine Downtime, keine Langeweile und am Ende gewinnt oder verliert man immer im Team, wenn man mindestens zu viert spielt. Denn im Spiel zu dritt, gibt es nur eine Schlangenkarte und auch durch die fehlende Vielfalt an Interaktionspartnern, wollte der Funke nicht so richtig überspringen. Daher glänzt die schuppige Box auch mehr, wenn man mit vier oder mehr Personen spielt. Es ist dann einfach mehr los, es ist spannender und der Teamgedanke kommt auch stärker heraus. Aber schon ab vier wird das Spiel richtig gut und verliert auch nichts, wenn noch mehr falsche Schlangen am Tisch Platz nehmen.
Fazit: Für Runden, die Social Deduction mögen, bietet dieses Kartenspiel ein durchweg leichtes und positives Spielerlebnis. Besonders auch für Kinder geeignet, ohne dabei für Erwachsene langweilig oder trivial zu werden.
Falsche Schlangen
Brettspiel für 3 bis 6 Personen ab 8 Jahren
Emely, Lukas, Inka und Markus Brandt
Edition Spielwiese 2025
EAN: 4260071884961
Sprache: Deutsch
Preis: 15,99 EUR
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