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Erdenstern – Into the Dark

„Into the Dark“ führen uns Erdenstern mit ihrer vierten CD. Die Hamburger haben für ihre letzten Projekte viel Lob geerntet und sind mittlerweile Experten in der musikalischen Unterlegung von Rollenspielen. Wurden bisher die Fantasy-Spieler bedient, weist man diesmal ganz besonders auf die Kompatibilität zu „Cthulhu“ hin. Erwartet uns also erneut ein Meisterwerk für den Spieltisch oder sieht es diesmal finsterer aus als geplant?

von Pascal Kamp

Wer die CD-Hülle öffnet, dem fällt sofort ein Flyer ins Auge, der zum einen für das Horror-Rollenspiel „Cthulhu“ wirbt und zum anderen suggeriert, dass diese CD sich für die Untermalung von Szenarien für dieses Spiel eignet. Auf der sehr schicken Internetseite von Erdenstern (www.erdenstern.de) prangt ein Hinweis, der auch darauf aufmerksam macht, dass „Into the Dark“ für schaurige Stunden bei „Cthulhu“ sorgen kann. Für „Cthulhu“ kam allerdings schon vor längerer Zeit ein Soundtrack in den Handel („The Fourth“), der sich wirklich sehen beziehungsweise hören lassen kann. Und mit dem wird sich „Into the Dark“ messen müssen.

Ein schön gestaltetes Booklet gibt ein paar Infos zu Erdenstern und auf seiner Rückseite wieder, wie gewohnt, ein paar Stichpunkte zu jedem Titel der CD. Drei charakterisierende Adjektive erleichtern das schnelle Auswählen des passenden Stücks. Dabei ist die Auswahl bei 22 Tracks, die sich über insgesamt 79:59 Minuten erstrecken, sehr umfangreich. Wenn Erdenstern eine CD machen, füllen sie diese immer bis zum Bersten. Quantitativ also alles wieder im grünen Bereich!

Thematisch führen uns die Stücke auf diesem Album durch „Dungeons“, „Hordes of Undead“ bis hin zu „The Ritual“. Zwischendurch stattet man dem „Circus“ einen Besuch ab und trifft die „Lady of the Dark“. Die Themen sind also breit gefächert und es sollte sich für jede Situation etwas finden lassen. Die Stücke werden im Booklet zusätzlich in vier Kategorien unterteilt: The Creeps, Horror, Confrontation und Psychosis. Wie auch schon bei den Vorgängern lassen sich hier die meisten Tracks loopen, also ohne unschöne Schnitte wiederholen. Anwenderfreundlich ist diese CD also auf jeden Fall. Hier denkt man praktisch und erleichtert dem Spielleiter seinen Job.

Aber das Hauptkriterium muss bei jeder Erdenstern-CD die Eignung der Musik für das Rollenspiel sein. Und bei „Into the Dark“ wurde, wie Eingangs erwähnt, ganz besonders mit der „Cthulhu“-Tauglichkeit geworben.

Erdenstern komponieren und produzieren orchestrale Musik. Ganze Orchester erwachen durch moderne Technik zum Leben und schmettern dem Zuhörer ihre geballte Kraft entgegen. Das war auf den bereits erschienenen Alben bereits zu hören und zu bestaunen. Aber bei Horror-Rollenspielen kann dies auch nach hinten losgehen. Um bei den Spielern Unbehagen, ja vielleicht sogar Furcht auszulösen, darf man keine Brechstange ansetzen, man muss subtil vorgehen. Und genau da kommt die Schwachstelle von „Into the Dark“ ans Licht.

Viel zu oft peitscht die Musik auf und erweckt den akustischen Eindruck von actionreichen Kämpfen. Mehrere Tracks beinhalten beispielsweise Motive aus dem Vorgänger „Into the Red“, der epische Kämpfe untermalen sollte. Gerade der Horror bei „Cthulhu“ aber ist schleichend. Er kriecht an die Charaktere heran, lässt sie lange Zeit im Ungewissen. Und genau das vermisse ich bei dem vorliegenden Album. Die Musik erscheint mir zu orchestral und zu symphonisch, um wirklich Unbehagen zu bereiten. Man bleibt immer im Takt und bietet leider keine verstörenden Töne.

Meiner Meinung nach eignet sich „Into the Dark“ sehr gut für heroischen Horror. Wenn Krieger und Magier durch den Kerker eines Nekromanten schleichen und dort einige Skelettkämpfer in ihre Einzelteile zerlegen, dann sorgt dieses Album in der Tat für ganz großes Kino im Kopf! Wenn jedoch einfache Menschen dem unfassbaren Mythos gegenüber stehen und dem Tod ins Auge blicken, dann rate ich in diesen Situationen zur Pause-Taste. Kaum ein Titel vermag nämlich wirklich Horror zu erzeugen oder zu fördern. Leichten Grusel, vielleicht. Aber nicht die Verzweiflung und die Angst, mit der man es bei „Cthulhu“ zu tun hat.

Qualitativ sind die Titel natürlich gewohnt hochwertig und laden auch zum Hören abseits des Spieltisches ein. So manches finstere Fantasy-Abenteuer wird durch „Into the Dark“ ordentlich bereichert, aber den lovecraftschen Horror kann man hier nicht rüberbringen. Um also auf die zu Anfang angesprochene Konkurrenz zurückzukommen: Zur akustischen Untermalung von „Cthulhu“-Abenteuern eignet sich der offizielle „Cthulhu“-Soundtrack „The Fourth“ besser. Bei Fantasy-Settings hingegen behalten Erdenstern aber weiterhin die Nase vorn.

Hoffen wir also, dass die drei Hamburger sich bei ihrem nächsten Album wieder auf die Welten der Elfen und Zwerge beschränken, denn da sind sie absolute Spitze.

Fazit: Ein sehr gelungenes Album für den seichten Grusel in Fantasy-Abenteuern liefern uns Erdenstern diesmal. Die Werbung als „Cthulhu“-Soundtrack ist hingegen eher ein Schuss in den Ofen, da Erdenstern den lovecraftschen Horror nicht in ihrer Musik zu transportieren vermögen. Aber auch den Spielern dieses Horror-Rollenspiels sei zum Kauf geraten, denn auch abseits des Spieltisches macht dieses Album eine gute Figur.


Into the Black
Audio-CD
Erdenstern 2007
ISBN: n. a.
1 CD, 80 min.
Preis. EUR 14,99

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