„Munchkin“ aus dem Hause Steve Jackson hat einfach kein Ende. Und auch wenn die Ausgabe vom ockerfarbenen Design den Eindruck macht, zum normalen Fantasy-Ableger zu gehören, so ist es doch eine Erweiterung, die für alle bisher erschienenen „Munchkin“-Sets genutzt werden kann. Diese Version ersetzt das alte „Munchkin im Mixer“ und das amerikanische „Munchkin 7“ mit seinen nur 56 Karten, die weitestgehend auch aus dem „Mixer“-Set stammten.

Die Erweiterung ist wie üblich in einer etwa DIN-A6 großen Box erschienen und enthält 112 Spielkarten sowie eine kurze Anleitung, wie das Set verwendet kann und die unterschiedlichen „Munchkin“-Varianten kombiniert werden können. Der generelle Spielablauf ist komplett identisch zu den bisherigen „Munchkin“-Spielen geblieben, sodass hier keine ausführliche Erklärung erfolgen soll, sondern der Rezensent auf die Rezensionen anderer „Munchkin“-Varianten verweist. Nur kurz: Die Spielfigur (ob Zombie, Westernheld, Zwerg oder Superheld) muss durch das Durchtreten von Türen und das Plündern des Dungeons von der Stufe 1 auf die Stufe 10 gebracht werden. Dabei gilt es, Monster zu vernichten, Schätze zu raffen und wie ein echter Munchkin die eigene Figur durch neue Ausrüstungsgegenstände immer besser zu machen.

Die Karten selbst sind einerseits natürlich auf die Kombination der verschiedenen Sets angelegt, es gibt beispielsweise das „Halbblut“ (2 Rassen gleichzeitig), den „Super Munchkin“ (2 Klassenkarten), den „Ultra Munchkin“ (bis 3 Klassenkarten), das „Drittel-Blut“ (drei Rassen) oder das namensgebende „Mit beiden Händen schummeln“ (Gegenstände nutzen, auch wenn es nicht erlaubt ist). Ergänzt wird dies einerseits durch Karten, die die Kämpfe wesentlich erschweren können (etwa „Monsterbrutstätte“, wo jeder Spieler ein weiteres Monster dazulegen kann), zusätzliche besondere Karten („Transportables Loch“ – ein Gegenstand mehr tragbar) bis zu ein großen Menge an bekannten Karten in neuer Aufmachung („Wanderndes Monster“, „Gezinkte Würfel“ etc.).

Bewertung

Man fühlt sich wie bei anderen Erweiterungen der „Munchkin“-Serie: Man weiß sofort, worum es geht, die Zeichnungen sind klasse, der Humor ist fast immer grandios, aber so richtig viel Neues gibt es auch nicht zu bestaunen. Die neuen Karten zum Kombinieren des unterschiedlichen Sets werden durch etliche bekannte Karten oder vielfaches Vorliegen einer Karte aufgebläht (wie viele „Wandernde Monster“ soll es noch geben?). Auch die neuen Verstärker sind ein nettes Zubrot, bieten im Endeffekt aber nichts Neues: Es gibt einen Bonus für die Waffe, das Schuhwerk, die Rüstung etc. – aber der Effekt ist immer gleich. Hier hätte man auch besondere Vorteile oder Nachteile dazu aufführen können, sodass die Boni neue Effekte bekommen.

Eine gute Idee sind hingegen die Monsterverstärker oder -schwächer sowie vor allem einzelne Sonderkarten (alle Monsterverstärker entfernen, Mutter verkaufen zur Goldgewinnung und ein paar mehr). Die durchaus mögliche Kreativität zeigt sich schließlich bei den neuen Monster, die fast alle der Stufe 1 entstammen, aber unglaublich witzig sind und zum Teil geniale Wirkungen haben, soll heißen bei den „Schlimme Dingen“ Lachsalven hervorrufen. Highlights sind hier die Plastiksoldaten, der Pappkamerad und die Pommes Frites (ja, genau!).

Die Bilder der Karten, die Bezeichnungen und die Texte sind wieder exzellent: John Kovalic als Zeichner und Steve Jacksons Team als Texter lassen einen oft aus dem Lachen nicht herauskommen. Auch die deutsche Übersetzung hat wieder das Bestmögliche gegeben und Wortspiele und Anleihen in bester Form übernommen oder angepasst.

Fazit: Wer schon immer die verschiedenen Varianten mischen wollte, der kann fast bedenkenlos zugreifen. Hier findet er etliche Karten, die die Kombination reizvoll machen. Richtig neue Spielmechanismen fehlen allerdings auch hier.
Da sich etliche Karten mehrfach finden oder schon in anderen Sets vorliegen, ist der Preis für die Erweiterung von 112 Karten vielleicht etwas zu hoch.