von Markus Kolbeck
Das 26-seitige „Daoloths erster Schleier“ von Peter Schott spielt in den 1920ern. Einem der Charaktere kommt eine alte Münze als Teil einer Erbschaft zu. Die merkwürdige Scheibe soll am Physikalischen Institut untersucht werden. Und schon geschehen die seltsamsten Dinge: Gegenstände werden von Wänden „verschluckt“, andere Gegenstände wie Autos tauchen plötzlich auf der Straße auf und es kommt zu Unfällen, die eigene Uhr geht nach und vieles mehr. Sind diese Begebenheiten auf die Münze zurückzuführen oder haben sie etwas mit dem Physikerkongress zu tun, der in der Stadt tagt? Jedenfalls wird dieses gelungene Abenteuer die Gewohnheiten und Begrifflichkeiten die Physik betreffend gründlich durcheinander bringen. Es ist verwunderlich, dass nicht häufiger die Physik zum Thema cthuloider Abenteuer gemacht wird, hat man es doch mit mächtigen Gottheiten zu tun. Mit „Daoloths erster Schleier“ liegt dem geneigten Spielleiter ein fundiertes Szenario vor, samt Anhang mit Erklärung der physikalischen Kernbegriffe, was den Kontext anbelangt.
Das 32-seitige „Last Men Standing“ von Ingo Ahrens spielt im Jahr 1931 in den USA. Sie tauchen dann und wann in „Cthulhu“-Abenteuern auf und welcher Spieler wollte nicht einmal einen spielen: Gangster! Das vorliegende Szenario ist für vier vorgefertigte Gangster plus einen Reservecharakter gedacht. Die kleine Bande hat in Arizona eine Bank überfallen und kommt auf der Flucht in eine kleine seltsame Ortschaft. Und schon sehen sich die rauen Gesellen damit konfrontiert, dass Jagd auf sie gemacht wird. Warum, das sei hier nicht verraten. Es ist sicherlich reizvoll, einmal einen Gangster zu spielen, bezüglich der Originalität kann das Szenario aber nicht mit den anderen drei Abenteuern mithalten; es ist aber immer noch recht gut und stellt einen spannenden Kampf ums Überleben dar.
Das 38-seitige „Vom Winde verwest“ von Peer Kröger spielt in den 1950ern in Hollywood und einer Ortschaft in Nevada. Das Szenario ist für fünf vorgefertigte Charaktere entworfen, die B-Movie-Schauspieler in Hollywood darstellen. Nach einem Unfall wird einer der Schauspieler geröntgt und es stellt sich heraus, dass auf allen seinen Knochen okkulte Symbole eingraviert sind. Auf der Suche nach der Bedeutung der okkulten Symbole wird besagter Schauspieler mit seiner Vergangenheit konfrontiert und es stellt sich die Frage, ob er zu seinen Schauspielerkollegen hält oder wieder seinen alten Machenschaften verfällt. Dieser Wandel macht einen bedeutenden Teil des Spaßes des originellen Abenteuers aus; vor allem für den Spieler besagten Charakters, der auch anfangs ahnungslos ist.
Das 33-seitige „Cold War“ von Scott David Aniolowski für „Cthulhu Now“ spielt in Toronto, Kanada. Das Abenteuer ist für acht vorgefertigte Charaktere gedacht, die Kultisten darstellen. Man merkt, dass sich der Autor Mühe mit den persönlichen Hintergründen der Kultisten gemacht hat, die zum Teil wie aus dem Leben gegriffen wirken. Der Anführer des „Geheimen Ordens des Windschreiters“ wurde ermordet und seine Mitkultisten müssen den Mord aufklären beziehungsweise ein neues Oberhaupt bestimmen. Zusätzlich macht noch ein konkurrierender Kult Schwierigkeiten und eine Gruppe Ermittler steckt ihre Nase in Angelegenheiten, die sie nichts angeht. Als wäre das nicht genug, gibt es noch mindestens einen Verräter und einen verdeckt ermittelnden Polizisten. Dieses Abenteuer bedarf besonders der Interaktion der Spielercharaktere – mehr oder weniger feindselig. Ziel ist es, hinter dem Lügengespinst die Wahrheit ausfindig zu machen. Als One Shot ist dieses interessante Szenario wie gemacht, um auf Cons gespielt zu werden.
Fazit: Mit „Zeitlose Ängste“ liegt eine stimmige, reizvolle Abenteuersammlung mit qualitativ überdurchschnittlichen Szenarien vor. Da verschiedene Epochen bedient werden, dürfte für jeden etwas dabei sein. Der Preis ist mit knapp 17 Euro eher als gering einzustufen, sodass man getrost ohne großes Risiko zugreifen kann.
Zeitlose Ängste
Abenteuerband
Peter Schott, Ingo Ahrens, Peer Kröger, Scott David Aniolowski
Pegasus 2006
ISBN: 3-937826-73-4
132 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95 Euro
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