Zauberbuch

Nachdem zuletzt die Schwert schwingende Zunft von der Sonnenfeste mit dem „Kampfhandbuch“ für „Rolemaster“ bedient wurde, legt man nun mit dem „Zauberbuch“ nach. Über 2000 Zaubersprüche aus den Bereichen des Mentalismus, der Leitmagie und der Essenzmagie werden hierin nebst einem guten Dutzend neuer zaubernder Berufe präsentiert.

von Nicolas Hohmann

272 Seiten stark ist das „Zauberbuch“, mit festem Einband und grandiosem Coverbild, gezeichnet von Parillo. Die Innenillustrationen sind ebenfalls auf hohem Niveau und beim Layout hat man sich gesteigert. Wirkte bislang der Satz etwas statisch, so ist von dem nichts mehr zu merken. Das Zauberbuch ist handwerklich das bislang beste Buch der Sonnenfeste.

Inhaltlich wurden die drei Zauberbücher der einzelnen Zauberbereiche, also Mentalismus, Essenz und Leitmagie, statt in drei einzelnen Bänden in einen großen Band gepackt – eben das „Zauberbuch“. Dieses ist in vier Abschnitte eingeteilt. Zunächst werden die Grundlagen des Magiesystems, die notwendigen Proben und regeltechnischen Optionen aus dem Grundregelwerk wiederholt und erweitert. Hier werden auch die 15 neuen Berufe, die mit dem „Zauberbuch“ eingeführt werden, vorgestellt. Darunter findet man beispielsweise den Animisten, Nutzer der Leitmagie, die sich auf Macht über das Lebende spezialisieren – also unter anderem auch Druiden –, Paladine, die ebenfalls Leitmagie nutzen und heilige Krieger ihre Götter sind, oder eben Mentalisten, welche die Macht ihres Geistes durch Selbstdisziplin meistern.

Besonders hervorzuheben sind die Dualzauberwirker, die sich aus zwei Magiebereichen bedienen. Dies sind der Heiler, der Hexenmeister und der Mystiker, welcher Macht über die Verwandlung toter Materie hat. Enthalten ist auch ein ausführlicher Anmerkungsteil zu Sprüchen, in denen spezielle Themen genauer geklärt werden, etwa das Beschwören und Beherrschen von Dämonen, Unsichtbarkeit im Kampf, Flüche oder das Erforschen neuer Zauber. In einem letzten Kapitel wird noch beschrieben, wie man das „Rolemaster“-Magiesystem für andere Rollenspiele verwenden kann, bevor man sich dann den einzelnen Zauberlisten widmet.

Die Zauberlisten nehmen den Großteil des Buches ein und sind in drei Abschnitte – einen für jede Zauberart – unterteilt. Jede Zauberart verfügt zunächst einmal über offene und geschlossene Spruchlisten, die jedem, der diesen Magiebereich nutzt, zugänglich sind. Die offenen Listen sind für alle leicht zu erlernen, die geschlossenen nur für die reinen Zauberkundigen. Diesen Spruchlisten schließen sich die Spezialspruchlisten der einzelnen Berufe an, die dann auch wirklich nur diesen zugänglich sind.

Eine Zauberliste ist dabei eine Gruppe von Zaubersprüchen, die aufeinander aufbauen und die wie eine Fertigkeit behandelt und gesteigert wird. Ein neuer Rang in der Fertigkeit schaltet einen neuen Zauberspruch frei. Gingen die Listen im Grundregelwerk nur bis Stufe 10, so verfügt im Zauberbuch jede Liste über Stufe 50. Allerdings hat keine Liste 50 Zaubersprüche – in den oberen Stufen werden großzügig Stufen übersprungen. Der Stufe-50-Zauberspruch stellt zuletzt den Höhepunkt an arkaner Macht dar, der auf diesem speziellen Gebiet möglich ist.

Leitmagie ist Zauberei, die durch Kanalisieren von göttlicher Macht entsteht, und wird somit eher von den religiösen und spirituellen Berufen genutzt, also Paladin, Kleriker, Animist und Waldläufer. Auf den Listen stehen demnach auch eher Zaubersprüche für Heilung, Schutz, Vertreibung von Dämonen und Untoten oder Einfluss über die Natur. Zu jeder Magieart gibt es auch noch sechs böse Listen.Iim Falle der bösen Leitmagie erlauben diese Listen einem die Kommunikation mit Dämonen, das Verbreiten von Krankheiten und Flüchen oder die Erweckung untoter Kreaturen.

Anwender der Essenzmagie sind der Illusionist, der Trickser, der Magier und der Mönch. Je nach zugänglichen Listen sind die Zaubersprüche in ihrer Wirkung recht heterogen. Meisterschaft über die Elemente und Materie, Bannzauberei, Verwandlungszauber, Illusionen und Runenmagie sind hierunter zu finden. Die böse Essenzmagie erlaubt den Kontakt und das Beschwören von Dämonen, die Vernichtung von Materie sowie Macht über körperlichen Zerfall.

Der Mentalist, der Barde, der Magent und der Wundheiler verwenden alle den Mentalismus, der die innere Kraft des Geistes als Quell der Magie nutzt. Daran sind auch die Zaubersprüche orientiert, unter denen man auf sich selbst gerichtete Zauberlisten wie die Selbstheilung oder Vorahnung findet, aber auch Zauberlisten, welche es erlauben, den Geist anderer zu kontrollieren, zu heilen oder Materie mithilfe des Geistes zu beherrschen. Böser Mentalismus trachtet danach, den Geist und die Seele bei körperlicher Unversehrtheit zu schwächen oder zu zerstören. Anschließend findet man noch die Zauberlisten der Dualmagier.

In einem kurzen Anhang findet man noch die Angriffstabellen und Tabellen für kritische Treffer von diversen Angriffszaubern sowie die Patzertabellen für Zauberei sowie eine fünfseitige Regelkurzeinführung für „Rolemaster“-Neulinge und eine kurze Übersicht über die bereits erschienenen Produkte.

Fazit: Von Layout und Aufmachung her ist das „Zauberbuch“ das bislang beste Buch der Sonnenfeste und der Inhalt steht diesem in nichts nach. Zauberei ist ein essentieller Teil von Fantasy-Rollenspielen und das „Zauberbuch“ liefert sehr ausführliches Spielmaterial und bietet viele Charakteroptionen für Spieler oder für die NSC des SL. Wer nicht nur auf dem Niveau des Grundregelwerks spielen möchte und sich bereits das „Kampfhandbuch“ zugelegt hat, wird auch um das Zauberbuch nicht herumkommen – und den Kauf auf keinen Fall bereuen.


Zauberbuch
Regelbuch
Coleman Charleton, Peter Fenlon Jr., John Curtis III, Terry Amthor u. a.
Sonnenfeste 2007
ISBN: 9783981171839
272 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 39,95

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