World of Warcraft: Im Strom der Dunkelheit

Die Orks erreichten durch das dunkle Portal die friedliebende Welt der Menschen, Zwerge und Elfen. Waren vorher die Trolle die einzigen Widersacher, ist nach dem Schleifen der bedeutenden Stadt Stormwind big trouble in little Chinatown, also Azeroth. Somit obliegt es keinem Geringeren als Stormwinds allereigenem Helden Sir Anduin Lothar, in Lordaeron eine schlagkräftige Allianz gegen die Invasion der Horde zu formen, um die Welt in der bekannten Form vor dem sicheren Untergang zu bewahren. – Mmmhh, irgendwie kommt mir das bekannt vor…

von Lars Jeske

 

Buchbesprechung

Willkommen in der „World of Warcraft“, oder besser in der Welt von „Warcraft“. Ein kleiner aber feiner Unterschied. Im Buch „Im Strom der Dunkelheit“ nimmt uns dessen Autor Aaron Rosenberg wie erwartet auf eine abenteuerliche Reise in die fantastische Welt von „Warcraft“ mit. Eine Welt voller Helden und Schurken, Mythen, Verrat, Kriege und sogar Drachen. Dennoch ist das Label „World of Warcraft“ und die Hookline „basierend auf dem Online-Welterfolg“ wohl eher aus marketingtechnischen Gründen gewählt worden; handelt es sich inhaltlich doch eher um eine frühere Phase der Geschichte. Genauer gesagt werden in diesem abgeschlossenen Roman (im fortlaufenden Band 3 der Buch-Serie) ausführlicher die Zusammenhänge der Geschehnisse des Computerspielklassikers „Warcraft II: Tides of Darkness“ inklusive Expansion-Set geschilderten. Quasi Blizzards Echtzeitstrategie-Offline-Welterfolg von 1995 zum Nachlesen.

Was im Spiel im gerenderten Intro, den Zwischensequenzen sowie kurz & knapp in den einzelnen Missionen der jeweiligen Kampagne der Orks und der Allianz als die Wellen der Finsternis auf einen zuschwappte, kann man im Buch ausführlicher zusammenhängend und logischer strukturiert nachlesen. All die ganzen Helden aus jener Zeit tauchen in der einen oder anderen Form wieder auf, und es ist schön, sich erneut an diese „alten Recken der Kindertage“ zu erinnern. Da waren der zielstrebige Ork Ogrim Doomhammer als Häuptling der Horde mit seinen Mitstreitern Zul’jin, seines Zeichen Trollkönig, der Hexenmeister Gul’dan mit seinen eigenen Plänen und der Ogermagier Cho’gall. Die Reihen der Helden auf Seiten der Allianz lesen sich aber nicht minder illuster. Neben dem primären Gegenspieler Anduin Lothar fallen tragende Rollen für den Verlauf der Ereignisse u. a. König Terenas, dem Magier Khadgar, dem Greifenreiter Kurdran sowie dem Paladin Turalyon zu.

Worum es geht? Nun, die vom Schicksal gebeutelten Orks gelangen von ihrer Welt Draenor durch das dunkle Portal nach Azaroth und versuchen dort heimisch zu werden. Aber wie Orks nun einmal sind, reicht ihnen erst die ganze Welt als neue Heimat. Da der geschlagene Held von Stormwind, Anduin Lothar, etwas dagegen hat, ersucht er König Terenas als einflussreichsten Mann, eine Allianz zu formen, um die neuen Wesen genannt „Orks“ aufzuhalten, bevor sie auch Lordaeron und die anderen Königreiche überrennen. Dieser Konflikt zwischen der Allianz und der Horde in ihrem Aufeinandertreffen wird in 22 Kapiteln wortreich illustriert, sodass sich die knapp 340 Seiten wie im Fluge lesen lassen.

Gern hätte man den einzelnen Figuren noch mehr Raum lassen können, denn für ihre Wichtigkeit im „World of Warcraft“-Universum kommen einige doch arg wenig zum Zuge. Diese nunmehr straff durchgerittene Story hätte man ruhig auf 200 Seiten mehr ausdehnen können, um das gesamte Potenzial der Geschichte auszuschöpfen. Dennoch werden die bekannten Namen und weitere Verbündete hintergründiger präsentiert und ihre entsprechenden Charaktere und Motivationen besser ausgeformt, als es nun einmal in einem Computerspiel möglich ist. Des Weiteren erfährt man, was die Orks überhaupt erst nach Azeroth trieb, was der Altar der Stürme Besonderes kann sowie wie die ersten Oger-Magier und Todesritter entstehen. Auch wird er Orden der Paladine des Lichts zu dieser Zeit erst gegründet.

Randnotizen

Vor allem bei „Warcraft“ streiten sich ja die Geister inwieweit die einzelnen Orte und Namen der Figuren ins Deutsche übertragen werden sollten/können oder lieber dem englischen Original der Vorzug gewährt werden sollte. Der Klappentext auf der Buchrückseite klang schon komisch und verursachte Magenkrämpfe, liest man dort doch von den Orten Sturmwind und Eisenschmiede sowie dem Ork Ogrimm Schicksalshammer. Im wiederum von Mick Schnelle übersetzten Roman trifft man dann allerdings auf Doomhammer, Stormwind und Eisenschmiede. Leider entsteht so ein komisches Gemisch aus deutschen und englischen Bezeichnungen, die zwar buchübergreifend größtenteils konsistent sind, deren Grund dieses Mischmaschs sich jedoch den wenigsten Lesern erschließen wird. Alles berühmt-berüchtigte hätte man auch ruhig im Original stehen lassen. Ein paar unglückliche Griffe sind somit dabei, aber das ließ sich aufgrund der gewählten Taktik nicht vermeiden. Vor allem war wichtig, dass, wenn ein Name einmal gewählt wurde, auch konsequent dabei blieben wurde. Diese Konsistenz der Vereinbarungen zieht sich fast durch das komplette Buch, was wiederum für die Arbeit des Übersetzers spricht.

Obwohl nicht für die Geschichte wichtig, soll die tolle Idee des Einbandes nicht unerwähnt bleiben. Denn es handelt sich, obwohl es ein preisgünstiges Taschenbuch ist, nicht um ein 08/15-Cover. Vielmehr hat Panini Books nicht nur ein glänzendes Cover, das zudem auch noch sehr strapazierfähig und Schmutz abweisend ist, in Auftrag gegeben, sondern der besondere Clou ist, dass auch nicht dieser unästhetische Mittelknick am Buchrücken entsteht. Nach dem Lesen sieht das Taschenbuch noch immer wie neu aus und wie oft hat man das schon?

Fazit: Wer schon immer etwas über die Geschichte der Welt vor dem Onlinespiel „World of Warcraft“ erfahren wollte, ist bei diesem Buch nicht komplett falsch. Die Story ist nicht superoriginell, da auch schon bekannt, aber es handelt sich um ansprechende Fantasy, die sich sehr gut lesen lässt. Der Roman ist für „World of Warcraft“-Nichtkenner verständlich geschrieben, so es solche Leute gibt. ;-) Lediglich mit den Namen der großen Helden kann man ohne jegliches Hintergrundwissen gegebenenfalls nicht allzu viel anfangen.


Im Strom der Dunkelheit (World of Warcraft Nr. 3)
Fantasy-Roman
Aaron Rosenberg
Panini Books 2008
ISBN: 978-3-8332-1640-4
344 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95

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