Will Eisner’s The Spirit 2

Der mehrfache Preisträger des Eisner Awards Darwyn Cooke hat Will Eisners legendäre Figur des maskierten Gesetzeshüters The Spirit neu belebt und modernisiert. Mit bekannten Weggefährten und neuen Gegnern gibt es für den Helden einiges zu tun. Auch im zweiten Sammelband von Panini Comics, in dem einige Handlungsstränge aus dem ersten Band weiter- und zu Ende erzählt werden.

von Simon Ofenloch

 

The Spirit, der mit bürgerlichem Namen Denny Colt heißt, trägt eine Dominomaske, einen Trenchcoat und einen Filzhut, wenn er auf Verbrecherjagd geht. In dieser Aufmachung sieht er aus wie ein amerikanischer Detektiv der 1940er Jahre. Was ihn besonders macht, ist eine Tatsache, die irritieren mag: Denny Colt ist eigentlich tot! Im ersten bei Panini Comics erschienen Sammelband der „The Spirit“-Comics von Darwyn Cooke wurde der Unfall mit einem chemischen Mittel geschildert, der den tüchtigen Polizisten Denny Colt das Leben kostete. Zumindest sein bürgerliches, wie er es bisher geführt hatte. Denny Colt ist tot. Aber sein Geist – „The Spirit“ – lebt weiter! Sein Ruf als schattenhafter Recke ist ihm im Kampf gegen das Verbrechen dienlich. Von diesem Umstand profitiert auch Commissioner Gordon – pardon: Dolan! –, der Vater von Denny Colts „ehemaliger“ Freundin Ellen. Ihm wie auch Ellen offenbart The Spirit seine wahre Identität, das zweite Leben des verstorbenen Denny Colt.

Der Chemieunfall erschuf nicht nur einen neuen Helden, sondern stattete diesen zugleich mit einem Erzfeind aus. Der Kriminelle Alvarro Mortez starb zusammen mit Denny Colt. Und auch er kehrte wieder, als fürchterlicher El Morte – Nomen est Omen! Alvarro Mortez hat den Kontakt mit der Chemiebrühe weniger gut verkraftet als Denny Colt. El Morte ist ein hässliches Monster mit einem Kopf, an dem Knochenforscher ihre Freude hätten. Und auch das Innere des Schädels hat gelitten. Vor allem ein Gedanke beseelt El Morte: Wie kann er sich an der Person rächen, die er für sein Schicksal verantwortlich hält, The Spirit? Zur Konfrontation mit dem schaurigen Skelettkopf kam es schon im ersten Sammelband. Aufgelöst wurde der Konflikt dort nicht. Geschichten aus dem zweiten Sammelband treiben den Kampf der zwei „Untoten“ auf die Spitze. In einem ungewöhnlichen und gleichzeitig überzeugenden Showdown entscheidet sich, wer endgültig stirbt und wer weiterhin nur „tot“ ist.

Neben El Morte gibt es auch mit anderen Figuren aus dem ersten Sammelband ein Wiedersehen. Unvermeidlich ist das Wiederauftauchen von Commissioner Dolan, Ellen und dem jugendlichen Taxifahrer Ebony, der The Spirit als Chauffeur dient. Der mysteriöse Gangster Mister Octopus ist ebenfalls wieder mit an Bord. Ebenso Silk Satin, die attraktive, abgebrühte CIA-Agentin, Hussein, der schlitzohrige Diplomat mit Cowboyhut, Adelia, das Mädchen, das den Blue-s (sic!) hatte, der „Kosake“, ein knallharter Verbrecher, und die TV-Frontfrau beziehungsweise -Rampensau Ginger Coffee. Im ersten Band noch nicht vertreten war Sand Saref, Denny Colts erste Liebe, eingeführt 1950 in Will Eisners Comics „Sand Saref“ und „Bring in Sand Saref“.

Darwyn Cooke kennt sich aus im Comic-Universum von Will Eisner. Das beweisen zahlreiche Bezüge auf die ursprünglichen „The Spirit“-Bildergeschichten, sowohl in inhaltlicher als auch in grafischer Art und Weise. Die neuen Abenteuer von The Spirit machen auch ohne das Wissen um diese Huldigungen Spaß. Wer sie erkennt, dem bereichern sie das Lesevergnügen. Denn Cooke geht ehrenvoll mit dem achtunggebietenden Erbe um. Wenn es auch zunächst seltsam anmutet, wenn in „The Spirit“-Geschichten Handys, Laptops, USB-Sticks, ein Youtube-Imitat und gleichgeschlechtliche Paare auftauchen – und wahrhaftige Zombies – , so atmen doch alle „The Spirit“-Comics von Darwyn Cooke den „Geist“ von Will Eisners Arbeiten.

Dies gilt auch für die drei, in diesem zweiten Sammelband enthaltenen Kurzgeschichten von Walter Simonson, Chris Sprouse, Jimmy Palmiotti, Jordi Bernet und Kyle Baker als Texter oder Zeichner. Diese Comic-Künstler verantworteten das im August 2007 veröffentlichte „Summer Special“, während Darwyn Cooke einen Monat pausierte.

Fazit: Okay, Darwyn Cooke hat mich überzeugt. Natürlich bleiben die „The Spirit“-Comics von Will Eisner unerreichte Höchstleistungen, aber Cooke hat eindrucksvoll bewiesen, wie man respektvoll etwas Neues Altes schafft. Eine wahre Freude!


Will Eisner’s The Spirit 2
Comic
Darwyn Cooke u. a.
Panini Comics 2008
ISBN: 978-3-86607-649-5
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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