von Simon Ofenloch
Aus zwei mach eins: Während sich der Abschluss der Science-Fiction-Saga von Peter Watts im englischen Original noch in zwei Teilen mit den Titeln „?ehemoth: Book One: ?-Max“ und „?ehemoth: Book Two: Seppuko“ präsentiert, hat der Heyne-Verlag für die deutsche Veröffentlichung die beiden Bände zu einem zusammengefasst. Die Geschichte um die „Rifter“ wird somit zur Buch-Trilogie. Nichtsdestotrotz bleibt die Übersetzung dem Originalaufbau treu: „Wellen“ gliedert sich inhaltlich in zwei Teile, die wiederum die beiden Originaltitel aufgreifen.
Wenn auch vom Heyne-Verlag erneut sträflich versäumt wurde, auf dem Buchcover den Zusammenhang mit den beiden Vorgängerromanen aufzuzeigen, sollte man die vorangegangenen Bücher der „Rifter“-Reihe kennen, bevor man „Wellen“ liest. Die Handlung in „Wellen“ setzt fünf Jahre später ein, fünf Jahre nachdem die Unterwasserbedienstete Lenie Clarke vom Grunde des Ozeans an die Oberfläche zurückgekehrt ist, mit Rachegelüsten und der tödlichen Lebensform ?ehemoth im Blut. ?ehemoth verursachte den Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation, „the end of the world as we know it“. Die Welt liegt in Trümmern, ganze Landstriche sind verseucht, die Städte verwüstet. Grassierender religiöser Fanatismus erschwert den Überlebenskampf der letzten Menschen, die verzweifelt versuchen, der bedrohlichen Situation Herr zu werden. Tief unter dem Meer wird eine geheime Forschungsstation mit dem symbolträchtigen Namen „Atlantis“ zur beengten Zufluchtsstätte – und zum Ort neuer zwischenmenschlicher Spannungen. Die Wirkungsdauer der Schutzmaßnahmen ist begrenzt. Und so muss sich Lenie Clarke, die auf der Forschungsstation immer stärker von Selbstzweifeln und Depressionen geplagt wird, schließlich zusammen mit dem ehemals auf sie angesetzten Auftragskiller Ken Lubin noch einmal an Land begeben, um sich der Bedrohung entgegenzustellen – und einem hinterhältigen Feind gegenüberzutreten.
Wie die vorangegangenen Teile der Reihe hat Peter Watts den Abschluss als geradlinigen Wissenschaftsthriller angelegt. Viele Überraschungen oder spektakuläre Wendungen gibt es nicht. Dafür werden wieder spannende Subthemen behandelt, die mit zusätzlichen Informationen im Anhang näher erläutert werden. Das ist – wie bei den beiden vorangegangen Romanen – geradezu spannender als die verhalten ausgearbeitete Integration dieser Themen in der Romanhandlung.
Peter Watts vermischt Geistes- mit Naturwissenschaften, Philosophie mit Biologie und (Neuro-)Chemie. Das ist, was ihn als Science-Fiction-Autor besonders (aus-)macht. Und das ist durchaus positiv. Überzeugend sind auch seine dramatischen Figurenkonstruktionen.
Der Autor spielt wieder mit den Zeitformen, der erste Teil von „Wellen“ steht im Präsens, während der zweite in der Vergangenheitsform erzählt wird. Die Kapitelüberschriften sind zum ersten Mal vorwiegend nicht übertrieben abgehoben und metaphorisch. „Seppuko“ – oder „Seppuku“ – bezeichnet übrigens eine ritualisierte Form des Selbstmordes, wie sie von den japanischen Samurai verübt wurde.
Fazit: Mit „Wellen“, dem dritten Heyne-Band über die von Peter Watts erdachten „Rifter“ – werden abschließende Erkenntnisse an Land gespült. Am Ende triumphieren ein durchaus spannendes Setting und ansprechend ungewöhnliche Charaktere über eine ziemlich inhaltsschwache Handlung, in der zahlreiche interessante wissenschaftliche Aspekte bedauerlicherweise mehr angerissen als vertieft werden.
Wellen
Science-Fiction-Roman
Peter Watts
Heyne 2009
ISBN: 978-3-453-52565-8
688 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95
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