Wege des Schwerts

Aventurien ist eine gefährliche Welt. Selbst innerhalb der Städte und ihrer großen Mauern ist man niemals sicher. Um in dieser gefährlichen Welt zu überleben muss man sowohl mit seiner Waffe als auch mit seinen erlernten Talenten umgehen können. Egal, ob man einen Baron aus Versehen mit „Eure Orkschaft“ anstatt mit „Eure Lordschaft“ angesprochen hat oder einer Manticore mit seiner Waffe gegenübersteht, beides kann tödlich enden.

von Sebastian Thies

„Wege des Schwerts“ ist mit 208 Seiten der dünnste der vier „Wege“-Bände, welche die gesammelten, leicht überarbeiteten Regeln der vierten „DSA“-Regeledition beinhalten und daher auch häufig, wie man es aus der Welt der Computerprogramme beziehungsweise -spiele kennt, mit 4.1 bezeichnet wird. Diese Änderungen sind jedoch so gering, dass es einem nicht wirklich auffällt, außer man legt die jeweiligen Regelpassagen nebeneinander und liest genau.

Der Hardcoverband, welcher von einem wirklich schönen Bild einer Kriegerin, die gerade einem Skelett den Kopf einschlägt, geziert wird, beinhaltet Regeln, die man vorher in den Bänden „Mit Flinken Fingern“, „Mit Blitzenden Klingen“ und dem „Basisregelwerk“ finden konnte. Der Titel lässt natürlich, wie das Cover, schon erahnen, dass der Schwerpunkt dieses Regelbandes mit dem Kampf zu tun hat. Aber auch die anderen Talente, die ein Charakter neben denen des Kampfes sein Eigen nennt, werden hier genau beschrieben. Außerdem gibt es die Aufstiegsregeln und die „umfassenden Regeln“ aus dem „Basisregelwerk“. Aber alles der Reihe nach.

Zu Beginn bekommt man erst einmal die obligatorische Übersicht der Regeln. Wie wird gewürfelt, was sind die Eigenschaften, wie funktionieren die Proben und was bedeuten Dinge wie Lebenspunkte usw. Hat man die Grundregeln schon gelesen, kann man die ersten Seiten getrost überblättern, da man erst ab dem nächsten Kapitel relevante Informationen erhält. Hier beginnt es nämlich mit den Talenten.

Nachdem die Regeln, die man für das Meistern dieses Abschnitts benötigt, kurz und prägnant abgehandelt sind (genauere Erklärung der Probe mit Erleichterungen beziehungsweise Erschwernissen, offenen Proben oder wie man ein ein anderes Talent verwenden kann, wenn man das gerade Benötigte nicht hat usw.) kommt man zu dem Bereich, in dem die einzelnen Talente beschrieben werden. Meister als auch Spieler, die schon die erste Version der vierten Edition kennen, werden merken, dass die Aufteilung zwischen Basis-, Spezial- und Berufsfähigkeiten verändert wurden. So sind die Berufsfähigkeiten in die Kategorie der Speziellen gewandert und haben dabei einige wenige (wie Kapellmeister oder Steuermann) Fertigkeiten verloren, die nun zu Spezialisierungen bei anderen Talenten wurden. Außerdem sind nun auch einige neue Sonderfertigkeiten hinzugekommen, wie Fälschen, Kulturkunde und Ortskenntnis zum Beispiel.

Hat man die Talente hinter sich gelassen, kommt man zum Hauptteil des Bandes, dem fast 90 Seiten umfassenden Bereich, der sich mit dem Kampf auseinandersetzt.

Während im Talentteil die Kampftalente nur mit Namen, der Berechnung der effektiven Behinderung, welches andere Kampftalent man ersatzweise verwenden könnte und der Steigerungsschwierigkeit erwähnt werden, bekommt man hier eine genaue Beschreibung des Talents und welche Waffen genau darunter fallen. Ebenfalls erfährt man hier auch welche Manöver beziehungsweise Sonderfertigkeiten man mit dem jeweiligen Waffentalent verwenden kann und welche Besonderheiten noch zu beachten sind.

Die Grundregeln des Kampfes sind dann auch ziemlich schnell abgehandelt: die Ermittlung der Initiative, Attacke und Parade, Treffer-, Rüstungs-, Schadens- und Lebenspunkte sowie Wunden und Kampfmodifikationen durch besondere Situationen. Hierauf folgen dann die Regeln, die aus dem Kampferlebnis bei „DSA“ aus einer wilden Attacke- und Parade-Würfellei einen taktischen Kampf machen – die Manöver und Sonderfertigkeiten.

In „Mit blitzenden Klingeln“ noch nach der Reihenfolge des Erlernens, sind diese nun alphabetisch sortiert, was das Finden eindeutig erleichtert. Leider wurde aber der Kasten, der bei jedem Manöver zu Beginn stand und die regeltechnischen Informationen beinhaltete, weggelassen. Dies führt nun dazu, dass man, wenn man mal während des Spielens schnell nach den Regeln für ein besonderes Manöver schauen muss, den Text nach der relevanten Passage durchsuchen muss, anstatt im Kasten alles Wichtige zu finden.

Hinter dem Abschnitt mit den Manövern folgt direkt der Bereich mit den Sonderfertigkeiten, die man benötigt, um diese Manöver auszuführen. Dass diese beiden Bereiche jetzt genau aufeinanderfolgen, ist vom Aufbau her viel besser gelöst als noch in der vorherigen Version. Meiner Meinung wäre es jedoch besser gewesen, wenn man beide Teile zusammengelegt und somit alle Daten für ein Manöver an einer Stelle gehabt hätte, sowohl den Teil, der sich mit dem Erlernen, und den Teil, der sich mit dem Anwenden beschäftigt. Insbesondere da ja erster Teil sowieso in den Charaktergenerierungsband „Wege des Helden“ gehört. Wem die Grundregeln und die Manöver nicht ausreichen, hat noch die Möglichkeit, mehrere optionale und Experten-Regeln hinzuzufügen, die in nächsten Abschnitt beschrieben werden.

Und dies war erst der Teil, der sich mit dem bewaffneten Nahkampf beschäftigt hat. Es folgen, nach dem gleichen Schema aufgebaut, Regeln zum waffenlosen Kampf, dem Fernkampf, dem Kampf zu Pferd und dem Kampf gegen Tiere, also alles, was man braucht, um eine ordentliche Schlacht zu schlagen.

Abgeschlossen wird der Kampfteil mit den Waffen und Rüstungen, wie man sie schon aus dem Band „Mit blitzender Klinge“ kennt, also für den normalen Gebrauch mehr als ausreichend. Wer jedoch auf die komplette Auswahl zugreifen will, sollte sein „Kaiser Retos Waffenkammer“ nicht wegräumen beziehungsweise es sich zulegen, falls man es noch nicht haben sollte.

Unter dem Begriff „Umfassende Regeln“ werden schließlich Spielmechaniken beschrieben, die den Spielern immer wieder widerfahren können, ohne jedoch im Bezug auf Talente und dem Kampf stehen. Darunter fallen Dinge, wie Bewegungen jeglicher Art (Sprünge, Schwimmen, Reisen als auch taktische Bewegungen), die Last und Tragkraft, sowie verschiedene Schadensquellen (Gifte, Krankheiten usw.) und die Heilung. Alles Dinge, die man schon aus dem „Basisregelwerk“ kennt.

Was natürlich auch nicht fehlen darf, sind die Regeln, wie man seine Talente steigert oder neue Talente erlernt. Daher gibt es auch ein Kapitel, welches sich ausführlich mit den Abenteuerpunkten und wie man sie einsetzt beschäftigt. Obwohl die Zauberer und Geweihten in anderen Büchern behandelt werden, gibt es hier ebenfalls die Beschreibungen, wie man seine Zauber, Rituale und seine Liturgien steigert.

Abgeschlossen wird der Band mit insgesamt sieben Anhängen.

Erstens dem Sozialstatus, wie er angewendet wird und sich auf die Charaktere und ihren Lebensstil auswirkt. Zweitens dem Erstellen von eigenen Waffen und Rüstungen. Drittens den Metatalenten Jagen und Sammeln, welche in der vorherigen Version noch im normalen Talentteil behandelt wurden. Ebenfalls als Anhang findet man die Sonderfertigkeit des Waffenmeisters sowie Strukturpunkte von Gegenständen und Auswirkungen der Alterung.

Warum diese Aspekte als Anhang in dem Band vorkommen, erschließt sich mir nicht wirklich, da sie ohne Weiteres in den einzelnen Kapiteln hätten untergebracht werden können. Dann würden sie auch nicht den Eindruck erwecken, als wenn sie nur unnötiges Beiwerk wären, was sie eindeutig nicht sind.

Einzig die Tabellen, im Anhang unter Punkt sieben aufgeführt, haben diese Bezeichnung verdient. Hier findet man nochmal alle wichtigen Übersichten und kann so schnell nach schauen, falls man sie mal benötigen sollte.

Fazit: „Wege des Schwertes“ macht vieles richtig. Auch wenn man an manchen Stellen das Ganze noch etwas übersichtlicher hätte gestalten können, ist die neue Einteilung der Regeln sinnvoll und fügt das zusammen, was auch zusammen gehört. Vorbei ist das Hin- und Herwechseln zwischen den ganzen Softcover Bänden aus den Boxen, sondern alles schön in dem jeweiligen Band vereint. Wie schon gesagt, sind die Neuerungen nur minimal, aber dennoch lohnt sich der Kauf auch für diejenigen, die noch im Besitz der Boxen sind, da es alles übersichtlicher wird und noch besser aussieht. Für Neueinsteiger kann man nur sagen, die Fülle der Regeln mag zwar am Anfang erdrückend wirken, wenn man sich aber einmal auf sie eingelassen hat und nur die optionalen Regeln hinzunimmt, die für die eigene Gruppe von Nöten sind, hat man ein System, welches nur wenige Wünsche offen lässt.


Wege des Schwerts
Grundregelwerk
Thomas Römer
Ulisses Spiele 2007
ISBN: 978-3-940424-12-9
208 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 30,00

bei amazon.de bestellen