Mit „Wege der Götter“ ist der letzte Band der Aktualisierung und Veröffentlichung der Regeln der 4. Edition in Hardcover-Bänden erschienen. Nach den verschiedenen Charakteren, den weltlichen Regeln und der Zauberei, sind es in diesem vierten Band dann die Götter und ihre Auswirkung auf die Lebewesen auf Dere, die im Mittelpunkt stehen. Mit 336 Seiten ist er zwar dünner als der Band „Wege der Zauberei“, aber genauso füllig wie der Generierungsband der zuerst erschienen war.

Der Inhalt ist, wie bei den anderen Bänden auch, zweispaltig in Schwarz-Weiß gehalten und somit gut lesbar. Die Illustrationen innerhalb des Regelwerks sind die altbekannten aus der vorherigen Publikation, was aber nicht weiter auffällt. Das Cover in Vollfarbe hingegen ist schon etwas enttäuschend. Mit drei Geweihten, die sich gerade im Gespräch befinden (die Person in der Mitte – keine Ahnung, ob es sich dabei um Mann oder Frau handelt – schaut dabei auch noch recht grenzdebil drein) fehlt dem Band jegliche Rasanz, wie man sie von früheren Covern her kennt.

Das erste von insgesamt sieben Kapiteln ist auch das kürzeste und beinhaltet die Geschichte der Entstehung Deres und ihrer Entwicklung. Ebenfalls hier zu Beginn findet man eine Unterscheidung zwischen den beiden Sphärenkräften Sikaryan und Nayrakis. Erstgenannte, auch als Essenz Sumus bekannt, beinhaltet die Essenz der Lebewesen und Elemente, also auch die Lebens- und Astralenergie, während die zweite ihr Gegenstück ist und von Los stammt. Hierunter fallen all die göttlichen Aspekte, wie die Götter selbst, die Karmaenergie, die sie den Sterblichen zur Verfügung stellen, und die für die Gläubigen so wichtige Seele.

Nach diesem Überblick über die grundlegenden Dinge des göttlichen Weltbilds, widmet sich dann das Regelwerk seinem Hauptteil, den verschiedenen Glaubensrichtungen. Eingeführt durch einen aktualisierten Kalender, der jetzt bis in das Jahr 1028 BF aktualisiert wurde, die doch übergreifenden Rituale und den Glaubensalltag der Bewohner Aventuriens (Religion im Leben, Eheschließungen, der Tod und die Bestattung), werden in 26 Abschnitten die verschiedenen Gottheiten des Zwölfgötterglaubens und ihrer Randkulte beschrieben. Zwei dieser Abschnitte behandeln dabei die verbotenen Kulte, denen die Ketzern angehören: Darunter fallen zum Beispiel Borborad oder auch der Namenlose, dem der letzte Abschnitt gewidmet ist.

Jeder Abschnitt folgt dem gleichen Aufbau. Zu Beginn steht für den eiligen Leser ein Block zur Verfügung, der alles Wichtige in Kürze abhandelt: die Aspekte der Gottheit, ihre Verbreitung, weltliche Aufgaben, besondere Tage, Orte, Personen usw. Nach kleineren In-Game-Passagen, die einem das Wesen der einzelnen Gottheit näher bringen, folgt die genauere Beschreibung der vorher nur kurz skizzierten Informationen. Hier findet man dann alles, was die Strukturen der einzelnen Kirchen, der Geweihten und der einzelnen Orden betrifft. Die Fülle des Materials, die man hier erhält (bei den wichtigen Göttern erstrecken sich diese Beschreibungen über 8 bis 9 Seiten), stellt sowohl den Spielern als auch dem Spielleiter alle Informationen zur Verfügung, die man benötigt, um dem Ganzen Leben einzuhauchen.

Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit den Göttern, die außerhalb dieses Pantheons stehen. So haben zum Beispiel die Nivesen, Waldmenschen, Orks, Achaz und all die anderen Naturvölker ihre eigene Götterwelt. Genauso wie beim Zwölgötterglauben stehen auch hier zu Beginn die wichtigsten Informationen gebündelt und übersichtlich parat. Nach der Beschreibung der Entstehungsgeschichte der Welt aus Sicht der jeweiligen Glaubensgemeinschaft wird im Detail auf die wichtigen Aspekte des jeweiligen Glaubens eingegangen. Mit insgesamt 15 dieser eigenen Pantheons und einen Blick nach Myranor sowie auf alte und verschollene Kulturen, steht dieser Abschnitt dem vorhergegangenen nur in wenig nach.

Während die ersten 235 Seiten also rein mit Informationen gefüllt sind, folgt im fünften Kapitel der regeltechnische Teil. Hier findet man alles über die Erhebung zum Geweihten zu einem späteren Zeitpunkt, ebenso die Regeln zum Erlernen und Wirken von Mirakeln und Liturgien. Im Gegensatz zur früheren Publikation sind die Liturgien nicht mehr alphabetisch sortiert, sondern nach der jeweiligen Glaubensrichtung. Somit hat man schnell einen Überblick über die einzelnen Fähigkeiten der entsprechenden Geweihten.

Ebenfalls in diesem Kapitel findet man einen ausführlichen Bereich über Vampirismus, der innerhalb der „DSA“-Welt sehr eng mit dem Götterglauben verbunden ist. Auch die Werwölfe werden hier kurz beschrieben.

Die nächsten 17 Seiten dieses Regelwerks beschäftigen sich dann mit Spieltipps, sowohl für den Spieler als auch für den Meister: wie man mit Gelehrten umgeht und wie sie sich in die Abenteurerwelt Aventuriens integrieren lassen. Man erfährt zum Beispiel etwas über Wallfahrten, den Umgang mit Aberglauben und die alltäglichen Situationen, in denen das Göttliche erscheinen kann.

Abgeschlossen wird der Band mit dem siebten Kapitel, welches in Tabellenform noch einmal einen Überblick über die Liturgien und ihr Wirken gibt. Nach einer Übersicht über die wichtigen Feier- und Festtage Aventuriens hat man zum Schluss einen sehr ausführlichen Index.

Fazit: Viele der Texte, die in diesem Band vorkommen, dürften Besitzern der älteren „Götter“-Box bekannt vorkommen. Wie bei den anderen „Wege“-Bänden wurden die meisten Texte einfach übernommen und neu geordnet, was auch eindeutig seinen Sinn hat. Mit der Neuordnung und der Veröffentlichung des Ganzen in einem Hardcoverband wird die Angelegenheit um einiges übersichtlicher, und das war bei der Vielzahl der Götter im „DSA“-Universum nötig. Dadurch, dass die ganzen Charaktererschaffungsregeln schon im ersten „Wege“-Band erschienen und die Regeln zu den Dämonen und Schamanen nun bei den Zauberern zu finden sind, kann sich dieser Band voll und ganz auf die Götter und ihre Anhänger konzentrieren. Eine Kaufempfehlung kann also getrost ausgesprochen werden, egal ob man die Regeln schon in der Boxenform bei sich zu Hause hat oder nicht.