Und siehe da... es geht doch! So stelle ich mir doch „mein“ „Legend of the Five Rings“ vor. Wer vor den Shaolin und ihrer meisterhaften Perfektion den Hut zieht, ist hier genau richtig... hoffte ich wenigstens... dann mal los:

Cover & Interior Art
Das Cover – na ja, ich mag sie einfach oft nicht, die Cover von L5R. Kennt man eins, kennt man alle. Dieses Mal ziert das Softcover das Portrait eines Stabkämpfers mit nacktem muskulösem Oberkörper, der schreiend eine Kampftechnik vollführt. Sauber gezeichnet von Ben Thompson, aber kein Cover, das mich im Laden „anspringen“ würde. Die Innenillustrationen sind simple Bleistiftzeichnungen, oft auch nur Skizzen.

Inhalt
Nach einem kleinen Stimmungstext in dem ein mächtiger Bushi des Phönix-Clans mit Katana, von einem an Statur und Kraft unterlegen scheinenden und vor allen Dingen unbewaffneten Mönch vermöbelt wird und einer kleinen Einleitung in die Inhalte des Buches geht es auch schon los:

Das Buch ist aufgeteilt in sechs Kapitel: Wie auch in den vorangegangenen „Way of the...“-Bänden sind Werte sowohl für die L5R-Spielregeln der 2nd Edition enthalten, wie auch die populären D20-Regeln. Beide sind farblich unterschiedlich im Text gekennzeichnet.

Martial Art Styles
Eine Einleitung in die Handhabung der Kampftechniken (im D20-System als Feats integriert), die man in verschiedenen Rängen erlernen kann: Bei den mächtigen „Major Martial Art Styles“ gibt es fünf Ränge (Novice, Intermediate, Advanced, Expert & Master), bei den schwächeren „Minor-M.A.Styles“ nur drei Stufen (Novice, Advanced & Master).

Anschließend werden die im „Player‘s Guide“ vorgestellten Nahkampfregeln der L5R 2nd Edition-Regeln für den unbewaffneten Kampf überarbeitet und ergänzt vorgestellt. Ein kleiner geschichtlicher Abriss erläutert die Geschichte der Mönche und Bruderschaften, insbesondere die des „kleinen Propheten“: Der Urvater-Mönch Shinsei ist ein Mythos, die historische Leitfigur der „Bruderschaft des Shinsei“, in der sich seine Anhänger scharen, die den Weg der ewigen Erleuchtung suchen, der Reinigung der Seele von Leidenschaft und Laster.

Der Mönch wird als Spielerfigur ermöglicht: Die Regeln, Werte und die Philosophie des Shinsei werden, auch in Verbindung mit den traditionellen Sichtweisen der einzelnen Clans, eingehend beleuchtet. Dann geht es mit der Kampftechnik Kiho ans Eingemachte: Anders als die Kräfte der Shugenja, die aus den Elementen gezogen werden, resultiert die Kraft der Mönche aus ihrem Chi, ihrer eigenen Energie. Zapft der Mönch sein Chi erfolgreich an, kann er z.B. mit „Air Fist“, „Water Fist“ oder „Flame Fist“ munter drauflosprügeln.

Orden & Bruderschaften (Kapitel II-IV)
In den Kapiteln II-IV wird sich intensiv der wesentlichen Fraktionen innerhalb der Bruderschaft angenommen. Kapitel II ist allgemein der „Bruderschaft des Shinsei“ gewidmet, der wohl bekanntesten Mönche Rokugans. Diese große Bruderschaft ist aufgeschlossen, sehr aktiv und möchte den Weg der Erleuchtung jedem – unabhängig von sozialem Status oder Clanzugehörigkeit – nahe bringen. Deshalb ist es recht wahrscheinlich, einen Mönch der Bruderschaft auch außerhalb des Klosters auf Wanderschaft anzutreffen. Mit dem abenteuerlustigen „Wayfinder“ erhält die Bruderschaft die dazu passende Prestige-Klasse spendiert.

Innerhalb der doch eher „normalen“ Bruderschaft des Shinsei, gibt es die alte Fraktion der „Seven Fortunes Monks“, die die sogenannten 7 Schicksale (Werte wie Reichtum, Arbeit, Liebe etc.) verehren und die älteste Religion Rokugans stellen. Schlussendlich gibt es noch die eher an kleine Sekten erinnernden und unter dem Oberbegriff „Monks of the Mikokami“ zusammengefassten kleinen Klöster, die kaum etwas miteinander gemein haben, außer dass sie sich für einen Visionär/Propheten oder für ein göttliches Wunder ereifern, dennoch aber dem „Tao“, dem Buch der Weisheiten Shinseis verbunden sind.

Für alle Bruderschaften gibt es neue Martial Arts: Die Shinsei-Mönche beherrschen das Tasaii-Do. Die sich ganz auf den Gegner einstellende Kampfkunst nutzt die Schwächen in der vom Gegner gewählten Taktik aus und ist eher eine reagierende, denn eine aggressive Kampftechnik. Sebun-Do, die Kunst der „Seven Fortunes“-Mönche ist recht passiv und konzentriert sich auf schnelle, effektive Schläge und nicht auf den brachialen Punch. Dabei kommt es den Mönchen weniger darauf an, den Körper zu stählen, als ein körperliches Wohlgefühl zu erreichen. Die Mikokami-Mönche beherrschen das Tenshido, eine Fähigkeit, die auf purer Beweglichkeit basiert und einzig dem Zweck der Selbstverteidigung dient.

„Monks in the Great Clans“
Hier werden diejenigen Mönche behandelt, die sich außerhalb der Bruderschaft des Shinsei bewegen, aber dennoch in ähnlicher Form Traditionen pflegen und in Klöstern und Tempeln leben. Neben den weisen und heilkundigen Asako Henshin findet man hier z.B. auch Hexenjäger, die Jagd auf den Makel und seine Lakaien machen.

„Martial Arts throughout the Empire“
Ja, hier endlich (lechz) findet man einen Haufen neuer Martial Arts (mit und ohne Verwendung einer Waffe) für die Clans. Alle Martial Arts werden mit den unterschiedlichen Befähigungen der erlernbaren Ränge (siehe oben) angegeben. Jeder der Clans erhält zumindest eine „Hohe Kampfkunst“ (Major Martial Art) und oft zusätzlich auch eine „Mindere Kampfkunst“ (Minor Martial Art). Jede Menge „Crunch“ also, der für reichlich Abwechslung im Hauen und Stechen sorgt. :-)

Fazit: Ein dröge aufgemachter, inhaltlich aber rundum gelungener Quellenband für L5R. Das Buch „Way of the Open Hand“ enthält für mich die eigentliche Essenz des L5R-Rollenspiels: Mit viel Stil und Körperbeherrschung auch den bis an die Zähne bewaffneten Gegner auszuschalten. Das Ganze wird mit viel Hintergrund über die Mönchsorden serviert, Informationen, die für Spieler und Spielleiter gleichermaßen das Spiel bereichern. Der SL erhält mit den Orden eine Menge neuer Fraktionen mit ihren Zielen und dem jeweiligen Begegnungs- und Konfliktpotential. Als Spieler bekommt man mit dem „Mönch“ eine Spielfigur mit viel Spieltiefe und viele schöne Martial-Arts. Deshalb gibt es für dieses schöne Quellenbuch 5 von 5 Punkten.