Warhammer 40.000: Conquest – Legionen der Toten

Fürchtet euch, wenn ihre Monolithen-Raumschiffe am Himmel erscheinen und wenn ihre unsterblichen Krieger ihren Gruftkomplexen entsteigen. Mit „Legionen der Toten“ hält die Fraktion der Necrons in dem „Warhammer 40.000“-Living Card Game „Conquest“ Einzug und sie sind wahrhaftig schreckliche Gegner.

von Frank Stein

„Legionen der Toten“ ist die zweite große Erweiterung für das Kartenspiel „Warhammer 40.000: Conquest“. Genau wie sein Vorgänger „Der große Verschlinger“ führt diese Box eine neue Fraktion ein, die letzte der neun, die noch fehlte: die Necrons, ein Volk von lebenden Maschinen. Seit unzähligen Zeitaltern schlafend haben sie sich aus ihren uralten Stasisgrüften erhoben, um Krieg in den Traxis-Sektor zu bringen und somit den Ruhm ihres vergangenen Reiches wieder zu erneuern. Ihre finsteren Kriegsherren und mechanischen Legionen sind seelenlos und unsterblich, sie zerstören oder versklaven alles, was ihnen im Weg steht, um die totale und vollständige Beherrschung der Galaxis zu erreichen.

Die Erweiterung, die im Mai erschienen ist, präsentiert sich als kleine Box von 20,5 x 20,5 x 3,5 cm. Auf dem Boxencover sind von unheimlichem Leben erfüllte Maschinensoldaten zu sehen, die mit giftgrünen Hyperphasenklingen und Gauss-Desintegratoren und der Führung ihres Kriegsherrn Anakyr the Traveller vormarschieren. Im Inneren finden sich 156 neue Karten, eine knappe Spielanweisung und eine Necron-Versklavungsscheibe (sprich: eins der typischen Papp-Drehräder, auf denen man Zahlen oder Symbole – hier Fraktionssymbole – einstellen kann).

Die Karten teilen sich in zwei Gruppen auf. Der überwiegende Teil besteht natürlich aus den in düsterem Grün gehaltenen Necron-Karten. Diese kommen mit zwei Kriegsherren daher und entsprechend mit zwei großen Spielkonzepten. Kriegsherr Nahumekh setzt ganz auf die Versklavung anderer Fraktionen. Entsprechend unterscheiden sich die Necrons auch von allen anderen Fraktionen, denn sie können nicht bloß mit zwei anderen (ihren Nachbarn im Aliiertenkreis) ein Bündnis eingehen, sondern nicht-loyale, nicht-charakteristische Einheiten aus allen Fraktionen versklaven – nur Einheiten wohlgemerkt, keine Verstärkungen, Ereignisse oder Unterstützungen. Diese Einheiten werden zu Beginn jeder Runde durch die erwähnte Versklavungsscheibe aktiviert, es kann also immer nur eine unterjochte Fraktion neben den Necrons selbst aktiv sein. Das ist schon eine gewisse Einschränkung, dafür bauen etliche Necron-Karten auf versklavte Einheiten auf. Je mehr, desto besser, heißt es für gewöhnlich.

Wer lieber ein reines Solo-Fraktionsspiel betreibt, der ist mit dem Kriegsherrn Anrakyr the Traveller gut beraten (auch auf Deutsch mit englischem Namen). Dessen Deck baut vor allem auf die dynamische Nutzung des Ablagestapels. So muss man relativ viele Karten für Effekte abwerfen, kann aber den Ablagestapel zum Teil steuern, Karten von dort mobilisieren und sogar zurück ins eigene Deck mischen, um gleichzeitig brachialen Schaden anzurichten. Genau wie die eben beschriebene Versklavung von Einheiten, erfordert diese Strategie ein gewisses Fingerspitzengefühl, denn legt man zu viele Karten ab, sind vielleicht plötzlich welche weg, die sich nicht mehr retten lassen – das gilt vor allem für Verstärkungen und Unterstützungen. Legt man aber zu wenig ab, wird der Mechanismus nicht ausgereizt.

Beiden Spielmechanismen ist gemein, dass sie das Wesen der Necrons sehr gut in Karteneffekte umsetzen. Damit spielt sich diese Fraktion extrem atmosphärisch und spürbar anders als die bisherigen.

Grundsätzlich wirken die Necrons ziemlich stark. Einige ihrer Elite-Einheiten sind echte Brecher und dominieren, nicht zuletzt Dank etlicher Heilkarten, das Schlachtfeld ziemlich, wenn sie erst mobilisiert sind. Gleichzeitig hält sich die Zahl an gefühlt nutzlosen Karten enorm in Grenzen, was den Deckbau schwierig macht, denn man kann sich kaum auf 50 Karten beschränken. Glücklicherweise sind 50 Karten bloß das Minimum. Mehr ist natürlich erlaubt, wenn auch meist nicht sinnvoll im Spiel, weil man nicht zieht, was man braucht, wenn man zu viele Karten im Deck hat.

Auch optisch wissen die Necrons voll zu überzeugen. Die Krieger, die aussehen wie mystisch aufgeladene Terminatoren, wirken sehr martialisch und sind auf den Spielkarten eindrucksvoll in Szene gesetzt. Dazu kommen ihre fast unheilig glühenden Waffen und ihre unheimlichen Gruftkomplexe, die immer wieder auf den Karten in Szene gesetzt werden. Wer „technische“ Fraktionen wie die Space Marines oder die Tau mag, kommt hier visuell voll auf seine Kosten.

Noch ein Absatz zu den übrigen Karten. Diese teilen sich in eine Handvoll neutrale Karten auf und in je eine neue Karte für jede bestehende Fraktion (in dreifacher Ausführung). Während die neutralen Karten sehr spielstarke Effekte auf den Tisch bringen, sollen die neuen Fraktionskarten spürbar den Deckbau mit Alliierten befördern, denn fast alle weisen Effekte auf, die sich auf nicht-fraktionseigene Kriegsherren beziehen, also am besten in 2-Fraktionen-Decks aufgehoben sind. Das ist nicht schlecht, aber wer thematisch gerne bei einer Fraktion bleibt, wird mit diesen Bonuskarten nicht viel anfangen können.

Fazit: Die Necrons sind meiner Meinung nach nicht ohne Grund als letzte Fraktion ins Spiel gekommen. Zum einen bauen sie auf alles, was vorher war, auf. Zum anderen erfordern sie das größte Können, um diese Fraktion wirklich effektiv einzusetzen. Insofern würde ich „Legionen der Toten“ als Erweiterung für fortgeschrittene „W40K: Conquest“-Spieler bezeichnen. Nicht, dass mich jemand falsch versteht: Die Box ist absolut genial! Die Necrons sehen großartig aus und spielen sich extrem interessant. Aber Einsteiger dürften mit ihnen vielleicht nicht so viel Spaß haben wie etwa mit den vergleichsweise gradlinigen Orks oder Space Marines.

Warhammer 40.000: Conquest – Legionen der Toten

Kartenspiel-Erweiterung
Brad Andres
Heidelberger Spieleverlag 2016
EAN: 4015566023246
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 27,95

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