Von Orks und Menschen

Der beliebte Abenteuerwettbewerb um den Goldenen Becher der Hannover Spielt! gab im Jahre 2008 das Thema „Umgang mit Schwarzpelzen“ vor. Das vorliegende Buch „Von Orks und Menschen“ beinhaltet die drei Siegerabenteuer.

von Morgath

In „Blut auf uraltem Stein“ werden die Helden von einem Händler angeheuert, ihn nach Dohlentrutz zu begleiten, einem Wachturm der Verteidigungskette des Reiches, die sich fast durch den ganzen Finsterkamm erstreckt. Die Reise durch das Gebirge wird mit einigen stimmigen Begegnungen gewürzt, ehe die Helden durch Zufall erfahren, dass ein Orküberfall auf das Kloster Arras de Mott geplant ist. Es ist nun ihre Aufgabe, die Orks davon zu überzeugen, von dem Überfall abzulassen. Keine leichte Aufgabe, denn der Umgang mit Orks will erst einmal gelernt sein.

Wenn der „Zahltag“ bevorsteht, gibt es immer Probleme. So auch in dem gleichnamigen Kurzabenteuer, das in Lowangen angesiedelt ist. Lowangen ist die einzige freie Stadt im von Orks besetzten Svelltland. Doch diese Freiheit ist teuer erkauft. Jedes Jahr muss die Stadt dafür horrende Summen an die Orks bezahlen. Für die Übergabe des diesjährigen Tributes werden die Helden angeheuert und prompt geht auch was schief: ein seltener, orkischer Ritualdolch, der als Tributzahlung übergeben werden sollte (und für den die Stadt auch einen beachtlichen Nachlass erhalten hat) ist verschwunden. Die Helden müssen nun das gute Stück wieder finden.

Orks sind in gewisser Weise toleranter als Menschen. Sie dulden nämlich auch menschliche Anführer, sofern diese ihren Traditionen genügen. Die wichtigste Tradition ist das Recht des Stärkeren. Wolmir ist ein Mensch, der bei Orks aufgewachsen ist und der nun nach der Würde des Orkhäuplings strebt. Hierzu bedarf er aber der Hilfe der Helden. Im Abenteuer „Der Pfad des Häuptlings“ können ihn die Helden auf seinem steinigen Weg unterstützen.

Alle drei Abenteuer sind ausführlich ausgearbeitet und können mit nur wenig Vorbereitung gespielt werden. Sie bieten einen roten Faden durch eine meist interessante und abwechslungsreiche Handlung und setzen sich mit verschiedenen Aspekten des Orkentums auseinander. Die Spielhilfe „Reich des roten Mondes“, in dem die orkische Kultur umfassend behandelt wird, ist zwar nützlich, wird aber nicht dringend benötigt.

Von den drei Abenteuern gefällt mir „Blut auf uraltem Stein“ am Besten, weil es neben einer einfachen, aber guten Handlung, dem Spielleiter reichlich Platz für eigene Ideen bietet. „Zahltag“ liegt eine gute Idee mit diversen guten Ansätzen zugrunde, allerdings überzeugen mich die detektivischen Stränge in Lowangen nicht vollends. „Der Pfad des Häuptlings“ ist vom Ansatz ungewöhnlich, ist es schließlich nicht jederhelds Sache, sich in die Machtkämpfe potenzieller Orkhäuptlinge einzumischen. Wer sich darauf aber einlässt, kann nichtsdestotrotz ein schönes Abenteuer erleben.

Insgesamt können aber alle Abenteuer überzeugen. Angenehm fällt zudem auf, dass die Orks nicht pauschal als „die Bösen“ dargestellt werden, sondern schlicht als gewaltgeprägte Kultur, in der nun mal Männlichkeit und Stärke die bedeutendsten Tugenden sind. Oftmals stecken hinter den gewaltsamen Taten der Orks sogar menschliche Drahtzieher, die die Leichtgläubigkeit der Orks für ihre eigenen Zwecke auszunutzen versuchen. Ein weiterer Pluspunkt der Abenteuer (gilt vor allem für die ersten beiden) ist die Tatsache, dass sie gut mit anderen „Ork-Abenteuern“, etwa „Orkengold“ oder „Das vergessene Volk“ kombinierbar sind. Ein orkliebhabender Meister kann mit zwei bis drei Abenteuern und der Spielhilfe über das Orkland eine schöne Kampagne in dieser Region ansiedeln.

Zu bemängeln ist lediglich ein Punkt, der schon bei zahlreichen anderen „DSA“-Abenteuern aufgefallen ist, und daher in aller Deutlichkeit angesprochen werden soll: gemeint ist das unzureichende Kartenmaterial. Aufgrund der Regionalbände mit den wunderschönen Farbkarten ist es inzwischen gang und gäbe, dass für die Abenteuer keine eigenen Karten gezeichnet werden, sondern Teile der Karten aus den Regionalbänden als Schwarz-Weiß-Kopien eingefügt werden. Hiergegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, sofern die Karten ihre Funktion erfüllen. Dies ist aber leider oft nicht der Fall, entweder weil Karten durch die „farbliche Umwandlung“ zu undeutlich werden, oder – wie hier der Fall – weil sie die Orte, die in dem Abenteuer erwähnt werden, nicht einmal zeigen. Vorliegend habe ich den Wachturm Dohlentrut“ und das Gut Erlental aus dem ersten Abenteuer auf der beigefügten Karten nicht finden können. Auch aus dem Text geht kaum mehr hervor, als dass die Orte irgendwo im Finsterkamm liegen müssen. Selbst in der zugehörigen Regionalhilfe „Schild des Reichs“ werden diese Orte weder namentlich erwähnt, noch sind sie auf der großen Karte eingezeichnet. Eine eigene Karte für das Abenteuer wäre daher mehr als angebracht gewesen, wobei es völlig genügt hätte, wenn die beiden Orte in die kopierte Regionalkarte eingefügt worden wären. Dass dies geht, zeigt der Verlag beispielsweise in dem Abenteuer „Orkengold“, wo genau dies gemacht wurde. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftig sorgfältiger gearbeitet wird, was diesen Punkt angeht, denn eine konkrete Ortsangabe sollte zum Standard eines jeden Abenteuers gehören.

Fazit: Die Abenteueranthologie beinhaltet drei gute und abwechslungsreiche Abenteuer, die sich um das Thema Orks drehen. Wer sich für Abenteuer mit Orks interessiert, dem sei das Werk wärmstens ans Herz gelegt.


Von Orks und Menschen
Abenteuersammlung
Stefan Unteregger, Muna und Roman Bering, Bernhard Pesch
Ulisses Spiele 2009
ISBN: 978-3-940424-16-7
64 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,00

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