von Ansgar Imme

Der Inhalt

Die „Vademecum“-Reihe zu den Göttern und Halbgöttern („Aves“ und „Kor“ wurden auch bedacht) schließt mit einem allgemeinen Band zum „Bund des Wahren Glaubens“ und der zwölfgöttlichen Mission. Der Bund fühlt sich allen Kirchen des Pantheons verpflichtet und kämpft gegen widernatürliche und dämonische Umtriebe. Auch abschließend finden sich die Informationen auf 160 Seiten im etwa DIN-A5 großen Format. Das Cover ist in reinem Weiß gehalten. Der Autor Thorsten Most war bisher für „DSA5“ mehrfach im Lektorat und Korrektorat tätig, sodass das Vademecum seine erste Veröffentlichung für „Das Schwarze Auge“ ist.

Nach den üblichen irdischen und aventurischen Vorworten gibt es zwölf Kapitel, die jeweils einem der Zwölfgötter zugeordnet und nach diesen benannt sind. Auch die Themen der Kapitel passen zu den Aspekten und Ideen der jeweiligen Götter. So wird beispielsweise bei Praios im ersten Kapitel über Struktur, Ordnung oder Ziele berichtet, bei Rondra über den Schutz der Gläubigen, bei Hesinde über Artefakte, Schriften und Gebete oder bei der erneuernden Tsa über Visionen der Zukunft. In allen Kapiteln finden sich dabei allgemeine Erzählungen oder Berichte über die Zwölfgötter und ihre Gemeinschaften wie auch über den Bund des Wahren Glaubens und wie dieser seine Aufgaben in diesem Rahmen wahrnimmt.

So geht es dann zum Beispiel um die Urgeschichte und Entstehung der Welt, der Götter und aller anderen Wesen. Die Zwölfgötter und die Halbgötter werden vorgestellt sowie mit ihnen verbundene Aspekte benannt. Die Aufgaben des Bundes zur Stärkung, Verbreitung und Schutz des Glaubens sowie der Aufbau der Gemeinschaft werden aufgezeigt. Man findet Möglichkeiten des Schutzes, wie Segnungen oder Mirakel, die Beschreibung der Klöster des Bundes und des Lebens im Kloster oder als Prediger auf Wanderschaft, außerdem den Verlauf der Ausbildung als Mitglied des Bundes. Man lernt die Geschichte der Illumenestraner kennen sowie wichtige Artefakte. Und natürlich findet sich auch eine Beschreibung wichtiger vergangener wie aktueller Personen des Ordens. Aber auch die zwölfgöttliche Mission mit möglichen Orten und Gegenden oder Völkern, wie man die Andersgläubigen überzeugt und den Zwölfgöttern näher bringt sowie der eigene Umgang als Missionar finden ihre Niederschrift.

Der Band endet mit Ideen zur Ausgestaltung eines Mitglieds vom Bund des Wahren Glaubens. Hier finden sich Hinweise zur Herkunft, zu den drei Gruppen der Ordensmitglieder, Kleidung und Symbolen sowie den Gründen, als Held Mitglied des Ordens zu sein.

Bewertung

Im Gegensatz zu den bisherigen Bänden, die sich alle auf einen Gott/Göttin bezogen, liegt hier ein ganz anderer Ansatz vor, der bei allen interessanten Ansätzen durchaus Schwächen aufweist. Einerseits wird über den Zwölfgötter-Glauben an sich und andererseits mit dem Bund über die allgemeine „Organisation“, die dafür eintritt, berichtet. Damit soll der Band eine Klammer der Bände und als Abschluss gelten, wirkt dadurch aber auch teils zu allgemein und damit weniger passend, da er eben nicht spezifische Bereiche eines Gottes abdeckt und auf Eigenarten eingeht. Gleichzeitig wird hier ein eigener Orden viel ausführlicher beschrieben, als es nötig und für das Spiel sinnvoll ist, zudem vielleicht auch Orden der verschiedenen Götter eine ebenso ausführliche Beschreibung verdient gehabt hätten. Hinzu kommt, dass es bereits in der Spielhilfe „Orden und Bündnisse“ (in der Reihe „Organisationen Aventuriens III“) ein Kapitel zu genau diesem Orden gab. Insgesamt ergibt sich bei den einzelnen Kapiteln des Bandes zum Orden oft der Eindruck, dass man vieles davon schon gelesen hat und es hier nur noch mal neu zusammengefasst wurde.

Inhaltlich macht es der Band dabei durchaus gut: Grundlegende Informationen über die Götter (wie sie auch in einem Basisbuch stehen könnten) sowie viele Informationen über den Aufbau des Ordens, seine Gemeinschaft, wichtige Orte oder Artefakte sind ähnlich der anderen Vademecums enthalten. Die Qualität der Texte ist gut, der Detailgrad ausreichend. Wie schon im Band zur Götting „Peraine“ erschwert aber auch hier die Namensgebung der Kapitel (hier nach den Göttern mit teilweise kurzen Ergänzungen) eine schnellere Auffindbarkeit von Informationen. Zudem ist natürlich die gewollte Benennung nach den Zwölfgöttern auch nicht immer genau passend zum Inhalt, musste dieser doch auf 12 passende Kapitel gequetscht werden.

Trotz der inhaltlich guten Texte ist der Spielzweck und Nutzbarkeit hier natürlich noch geringer als bei manch anderen Göttern, die im Spiel bereits selten als Spielercharaktere auftauchen. Wer mag schon ein Mitglied des „Bunds des Wahren Glaubens“ spielen? Dafür ist die Verwendung in Abenteuern als Spielcharakter zu begrenzt. Auch wenn der Autor sich sehr bemüht, hierfür Impulse zu setzen und Hinweise für das Spiel zu geben, bleibt doch ein Band mit sehr seltenem Nutzen am Spieltisch.

Eine weitere Kaufeinschränkung gibt es im Print: Da ist der Band nämlich nur in Verbindung mit dem Schuber für 12 andere Vademecums erhältlich. (Und es gibt mittlerweile mehr als 12, wenngleich diese dann anderen Göttern als den Zwölfgöttern gewidmet sind.) Das treibt den Preis in die Höhe und mag manchem Spieler einen unnötigen Schuber bescheren, weil er eben nicht alle Vademecums zuvor gekauft hat.

Fazit: Inhaltlich gut gelungen, interessante Texte, aber doch wenig Spielbezug beziehungsweise Spielrelevanz. So mag man es kurz zusammenfassen für einen Orden, der auch in offiziellen Abenteuern selten und nur am Rande erwähnt wird. Wer eine vollständige Sammlung der Vademecums sein Eigen nennen möchte oder sich besonders für den „Bund des Wahren Glaubens“ interessiert, darf ruhig zugreifen und macht nichts falsch. Aber es gibt Bände mit mehr Spielnutzen für Spieler und Spielleiter.

Vademecum Bund des Wahren Glaubens (Zwölfgötter-Vademecum)
Quellenbuch
Thorsten Most
Ulisses Spiele 2017
ISBN: 3957529042
160 S., Hardcover mit Schuber, deutsch
Preis: EUR 39,95

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