Ultima Ratio – Harlands Loch und der Dyson-Gürtel

Mit „Ultima Ratio“ liegt ein interessantes Science-Fiction-Rollenspiel im Eigenverlag und professionellen Design vor. Nachdem der Ergänzungsband „Das lukeanische Reich“ das Setting als großes Ganzes präsentierte, wird mit „Harlands Loch und der Dyson-Gürtel“ eine bestimmte Region detaillierter vorgestellt.

von André Frenzer

Ebenso wie das grundlegende Setting wird auch die titelgebende Region dieses Bandes auf – für Rollenspielverhältnisse – wenigen Seiten präsentiert. Denn auch „Harlands Loch und der Dyson-Gürtel“ kommt gerade mal auf 60 vollfarbige Seiten. Doch ebenso wie in „Das lukeanische Reich“ ist die Informationsdichte extrem hoch.

Eröffnet wird der Band mit einer Beschreibung der jüngeren Geschichte des Settings. Harlands Loch begann seinen Aufstieg als Bergbaukolonie im Dyson-Gürtel, einem breiten Asteroidenfeld voller natürlicher Rohstoffe. Schnell machten sich verschiedene große Firmen des lukeanischen Reiches über die reichen Bodenschätze her, bis schließlich so viele Siedler im Dyson-Gürtel ansässig waren, dass man sich dazu genötigt sah, auf Harlands Loch – dem größten Asteroiden – eine zivile Kolonie zu gründen. Ebenso wie andere Kolonien des Reiches wurde auch Harlands Loch mit einer eigenen künstlichen Intelligenz ausgestattet, welche sich um die Angelegenheiten des täglichen Lebens für die KINDer genannten Bürger des lukeanischen Reiches kümmern sollte: HARLAND. Im Gegensatz zu den sehr kontrollierenden KI der anderen Kolonien wie MUTTER oder SCHWESTER überlässt HARLAND allerdings viele größere und kleinere Angelegenheiten seinen KINDern – und drückt auch bei kleineren und größeren Gaunereien gern einmal beide digitalen Augen zu.

So entstand im Dyson-Gürtel eine hoch interessante Mischung unterschiedlicher Setting-Elemente, welche auf den nächsten Seiten recht ausführlich vorgestellt wird. Da es HARLAND mit der Einbürgerung von Reichsbürgern nicht so genau wie andere KI nimmt, gibt es beispielsweise eine recht große Riszxlik-Kolonie in Harlands Loch. Diese ist mittlerweile genauso kriminell wie ein gutes Dutzend unterschiedlicher Verbrechersyndikate, die teils sehr ausführlich, teils nur oberflächlich vorgestellt werden. Dazu gesellt sich ein großes Vergnügungsviertel voller Bars, Spielcasinos und Varieté-Theatern direkt neben Slums voller heruntergekommener KINDloser, denen das Geld fehlt, um Harlands Loch wieder zu verlassen. Neben Harlands Loch existieren im Dyson-Gürtel noch ein großer Haufen unterschiedlich großer Bergbau-Kolonien, die wiederum ein ganz eigenes Flair mitbringen. Diese werden aber nur recht knapp beschrieben. Ergänzt wird der Band noch um ein kurzes Einstiegsabenteuer in die Region.

Wie auch in „Das lukeanische Reich“ ist die Informationsdichte in dem Band enorm hoch. Das macht die Texte zwar streckenweise sehr trocken und anstrengend zu lesen – insbesondere, weil das lukeanische Reich auch hier sehr gern Abkürzungen verwendet – doch ist das bei der geringen Seitenzahl verkraftbar. Außerdem merkt man „Harlands Loch und der Dyson-Gürtel“ die Spieltischnähe absolut an: Während in „Das lukeanische Reich“ das Setting noch sehr grob umrissen wurde und sowohl Space-Opera-, Cyberpunk- und Kriegsthemen miteinander vermischte, wurde so nicht ganz klar, wie eine Kampagne aussehen könnte. Mit dem vorliegenden Band tun sich allerdings einige Betätigungsfelder für Spielercharaktere auf – insbesondere weht mit den sogenannten „Freischaffenden“ ein Hauch von „Shadowrun“ durch das Setting. Aber auch „Alien“-artige Raumer-Kampagnen auf abgelegenen Bergbaukolonien, der Einsatz für Verbrechersyndikate oder der Kampf gegen ebendiese sind mit den vorliegenden Informationen ohne Weiteres spielbar.

„Harlands Loch und der Dyson-Gürtel“ erscheint als vollfarbiger Softcoverband, ist aber auch in einer Hardcovervariante gegen einen geringen Aufpreis erhältlich. Die verwendeten Illustrationen bewegen sich auf einem professionellen, anspruchsvollen Niveau. Auch das Layout ist professionell und ist gut lesbar. Es orientiert sich an der gelungenen Aufmachung des Grundregelwerks. Wiederum wurde der Band einem guten Korrektorat unterzogen – so finden sich kaum Rechtschreibfehler wieder.

Fazit: „Harlands Loch und der Dyson-Gürtel“ ist ein toller Ergänzungsband, den ich nicht nur Spielleitern von „Ultima Ratio“, diesen aber ganz besonders empfehlen möchte. Der Band präsentiert ein spannendes Setting voll interessanter Elemente, auf knappem Raum mit hoher Informationsdichte beschrieben.

Ultima Ratio – Harlands Loch und der Dyson-Gürtel
Quellenband
Nikolas Tsamourtzis
Verlag Heinrich Tüffers 2017
ISBN: 978-3-941340-11-4
60 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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